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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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großen Schwamm standhielt, den sie in Portland Place zurückgelassen hatte. Es gab auch keinen duftenden Badeschaum, und als sie in den Zuber stieg, war das Wasser kaum lauwarm. „Und nachdem du es nun genossen hast, willst du es vielleicht nie wieder tun, zumindest nicht zu Pferde.“
    Sie kannte nicht einmal den Namen dieses Dorfes, das ganz ähnlich aussah wie das vorige, das vorvorige und das vor-vorvorige.
    Die Reise erwies sich im Grunde als nicht gar so romantisch wie in ihrer Theorie. Das Essen war oft ungenießbar, das Bettzeug klamm, und an diesem Tag waren sie von einem plötzlichen Regenschauer überrascht worden. Ihr hatten schon die Zähne geklappert, bevor Beau seine Karte zu Rate ziehen und diese ungeplante Rast im „Rostigen Tor“ oder „Dampfenden Misthaufen“, oder wie auch immer dieses heruntergekommene Gasthaus hieß, beschließen konnte.
    Und er hatte es so vergnügt aufgenommen! Etwas an einer Frau mit durchnässtem Hut, dessen kecke Feder ihr über die Augen fiel, schien Männer irgendwie zu entzücken. Und wenn er sie auf ihrer Suche nach dem Gasthaus, während Regenwasser zielstrebig in ihren Kragen rann, noch einmal gelobt hätte, weil sie keine Spielverderberin war, hätte sie sich womöglich genötigt gesehen, ihn zu erwürgen.
    Männer waren so kindisch. Wahrscheinlich hatte er die Suche nach dem Gasthaus absichtlich ausgedehnt und lieber Ausschau nach immer neuen Schlammpfützen zum Planschen gehalten.
    Dennoch, eines gefiel ihr doch sehr an ihrer unkonventionellen Reise. Es gefiel ihr, Beau außerhalb von London kennenzulernen, ohne seine sonderbaren Eltern, ohne die sogenannten Einflüsse der Zivilisation.
    Zum einen hatte er eine schöne Stimme. Sie war sich immer noch nicht so sicher, was den Text eines der Lieder betraf, die er für sie gesungen hatte – allerdings war sie einigermaßen sicher, dass er ihn mit Rücksicht auf ihr Zartgefühl umgedichtet hatte –, aber sie hatten, als sie mal wieder querfeldein ritten, eine vergnügte Stunde damit verbracht, im Duett zu singen.
    Und als er Greensleeves für sie sang, so leise, so traurig, hatte sie tatsächlich gegen die Tränen anblinzeln müssen, um ihn nicht sehen zu lassen, wie sehr er sie berührt hatte.
    Manchmal waren sie schweigend geritten, doch es war nie ein angespanntes Schweigen. Es war ein einvernehmliches Schweigen, als würden sie sich schon lange kennen und hätten nicht das Bedürfnis, aus reinen Höflichkeitsgründen Konversation zu machen.
    Freilich hätten sie ein höchst interessantes Gespräch darüber führen können, wann er endlich aufhören wollte, sie so anzusehen, statt endlich zur Tat zu schreiten. Doch solche Fragen durfte sie wohl nicht stellen. Vermutete sie.
    In einem der Gasthäuser hatte er ihr einen ganzen Krug des im Ort gebrauten Biers gestattet, und in der Nacht hatte sie tiefer geschlafen als je, soweit sie sich erinnern konnte. Sie war erst wach geworden, als er am nächsten Morgen mit der Faust gegen die Tür gehämmert und sie hatte wissen lassen, dass es auch für Schlafmützen nun Zeit zum Aufstehen und zum Weiterreiten sei.
    Und in jedem Gasthaus bestand er auf einem heißen Bad für sie, ganz gleich, wie spät sie eintrafen.
    Bastard, sagte sie sich, war nur eine Umschreibung dafür, dass die Eltern nicht verheiratet waren, sagte aber nichts über die betreffende Person selbst aus. Sie hatte Thomas öfter Dingen äußern gehört wie: „Ich schwöre, der Bastard spielte mit gezinkten Karten“, oder: „Wer so etwas tut, ist ein Bastard“. Aber das war genauso falsch, wie Thomas als Gentleman zu bezeichnen, nur weil seine Eltern vor Zeugen getraut worden waren. In jedem Fall war das Kind nichts anderes als das Produkt der Vereinigung; das Kind hatte keine Möglichkeit, Bedingungen zu stellen.
    „Ich mag ihn“, ließ Chelsea den großen gelblichen Klumpen Seife wissen, den sie in dem vergeblichen Versuch, Schaum zu erzeugen, zwischen ihren Händen rieb. „Anfangs hat es gereicht, dass ich ihn einsetzen konnte, um Thomas einen Strich durch die Rechnung zu machen, und dass ich ihn nicht direkt verabscheue wie Francis Flotley – aber so ist es besser. Und ich glaube, er mag mich auch oder kann mich zumindest einigermaßen ertragen. Und letzten Endes ist seine merkwürdige Familie nicht besser oder schlechter als meine eigene merkwürdige Familie. Tja, wir zwei sind vermutlich von allen noch die Normalsten, wenn das etwas heißen sollte. Wir könnten es beide schlechter treffen.

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