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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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stürmte, mir in mehrfacher Hinsicht Vorwürfe und dann einen Heiratsantrag machte.“
    Chelsea zuckte die schmalen Schultern und nahm sich seine Sticheleien in keiner Weise zu Herzen. „Wenn Sie es so sehen wollen, werde ich nicht widersprechen. Abgesehen von dem Hinweis darauf, dass ich ohne die verdorbenen Trauben niemals auch nur an Sie gedacht, geschweige denn Ihnen einen Antrag gemacht hätte. Sie sind also selbst nicht völlig ohne Schuld, Oliver.“
    „Und ich nehme meine Strafe hin wie ein Mann“, zog er sie auf und sah ihr in die Augen, als sie über diese Bemerkung nachdachte. Dann wurde er ernst. „Ich habe meinen Vater zur Seite genommen und ihn gefragt, was er mir hatte mitteilen wollen.“
    „Und jetzt sagen Sie es mir? Denn wie Sie wissen, lasse ich Ihnen keinen Moment der Ruhe mehr, bis ich es weiß. Ich hasse Geheimnisse.“
    „Ach ja? Auf die Gefahr hin, dass Sie meine Antwort hassen: Er hat es mir nicht gesagt. Er sagte jedoch, er habe sich geschworen, mir, wenn ich dreißig würde – Sie wissen schon, dieser Geburtstag –, etwas zu sagen, was mein Leben verändern würde, wenngleich meine Mutter nie erfahren dürfe, dass ich es weiß. Und ich möge ihn deswegen nicht zu sehr hassen. Nachdem Abigail nun nicht mehr ist, sei das alles noch wichtiger geworden, aber auch irgendwie anders, zumal Sie und ich eine Vernunftehe eingehen. Meine Mutter ist strikt dagegen, wissen Sie, und nicht nur, weil sie sich zu jung fühlt, um Großmutter zu werden.
    Wie auch immer, jetzt überlegt er, es mir erst in einem Jahr anzuvertrauen, weil der Zeitpunkt jetzt nicht der richtige sei und er meine Mutter erst überzeugen müsse. Ist das nicht unerträglich?“
    „Köstlich? Empörend? Und Sie haben nur gesagt, einverstanden, Sie hätten es nicht übermäßig eilig, zu erfahren, was er Ihnen dreißig Jahre lang vorenthalten hat? Herrgott, Oliver, vielleicht sind Sie wirklich der Langweiler, den Puck in Ihnen sieht. Wieder einmal abgesehen von den verdorbenen Trauben. Also wirklich – sind Sie denn überhaupt nicht neugierig?“
    Er war neugierig. Und auch wieder nicht.
    „Kommt es darauf an? Abigail ist tot, meine Mutter bleibt mindestens ein paar Wochen in Residenz, denke ich, und dann pendelt sich das gewohnte Leben wieder ein. Ach, und für den Fall, dass Sie sich den Floh ins Ohr gesetzt haben sollten, nach dem Trauerjahr könnte Adelaide ihren Cyril vielleicht doch endlich heiraten, muss ich Ihnen eines ins Gedächtnis rufen: In England ist es nicht gestattet, dass ein Mann die Schwester seiner verstorbenen Frau heiratet.“
    „Nein! Wollen Sie damit sagen, dass jemand tatsächlich ein Gesetz dagegen erlassen hat? Wer denkt überhaupt an so etwas, wer bringt die Zeit und die Kraft auf, sich in anderer Leute Leben einzumischen und es tatsächlich per Gesetz zu regeln?“
    Beau lachte auf. „Vermutlich dieselben genialen Geister, die vor all diesen Jahren das Ehegesetz erlassen haben und Gretna Green und andere Städte an der schottischen Grenze zum Schauplatz von mehr englischen Ehen erhoben haben, als in der Hälfte der Londoner Kirchen geschlossen werden. Die Straße vor uns ist frei, Chelsea. Wollen wir ein bisschen schneller reiten?“
    Chelsea ließ sich in ihrem Zimmer unterm Dach in den angeschlagenen, ziemlich zerbeulten Zuber gleiten und war froh, dass ein weiterer langer Tag überstanden war. Ihr tat alles weh, selbst an Stellen, deren sie sich früher gar nicht bewusst gewesen war.
    Tag für Tag waren sie früh aufgestanden und nach einem hastigen Frühstück bis zum Mittag geritten. Und dann waren sie weiter geritten, manchmal querfeldein, manchmal mutig mehrere Meilen weit auf der Great North Road, bis sie einmal nicht schnell genug reagiert hatte und beinahe von einer Postkutsche überrollt worden wäre, die wie von Höllenhunden gehetzt die Straße entlangraste.
    Beau war so zauberhaft gewesen, als er sie angeschrien hatte.
    Sie hatte unterwegs in den Dorfläden wenig gefunden, was ihr gefiel, und ein Reitkleid schon gar nicht, weshalb sie an dem Tag, da sie in Schottland angekommen wären und Thomas mit ihrer Heirat ausgetrickst hätten, irgendjemandem ihr zunehmend schmuddeliges Reitkleid überlassen und ihn anweisen würde, es im Küchenherd zu verbrennen.
    „Du wolltest doch das Landleben genießen“, erinnerte sie sich selbst – knurrte sie sich selbst an, traf es wohl eher –, als sie jetzt nach dem dünnen rauen Waschlappen griff, der keinem Vergleich mit dem herrlichen

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