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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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war. Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen, und ihre Stimme bebte. »Du hast mich von dir fortgeschickt. Ich dachte, du wolltest nichts mehr von mir wissen.« Sie schluchzte bitterlich, und die Tränen bahnten sich einen Weg durch ihr rußiges Gesicht. »Und dann wollte ich zu Mama. Ich wollte meine Mama besuchen.« Sie warf sich erneut an meine Brust. Ich streichelte ihren Kopf und wiegte sie lange in meinen Armen.
    »Es wird alles gut,
mon anjol.
Von nun an sind wir unzertrennlich.«
    »Versprichst du es?«
    »Ich verspreche es.«
    Ich spuckte auf einen Zipfel meines Mantels und wusch ihr die Tränen aus dem Gesicht. Das verschmierte alles noch schlimmer, aber sie war mein allerliebstes Töchterchen und das schönste Mädchen auf der Welt. Ich küsste sie abermals auf beide Wangen und konnte mich nicht an ihr sattsehen.
    Da kam ein Lächeln auf ihre Lippen, und sie zupfte an meinem Bart, wie sie es als kleines Kind getan hatte. »Ich hatte Angst auf dem langen Weg«, gestand sie.
    Ich war erstaunt, dass sie überhaupt hierhergefunden hatte. Adela erzählte, sie sei oft unsicher gewesen und habe einmal nach einer Weggabelung wieder umkehren müssen. In der Nacht hatte sich niemand gefunden, den sie nach dem Weg fragen konnte, obwohl sie sich ohnehin nicht getraut hätte, bei einem Fremden anzuhalten. So war sie erst vor etwa zwei Stunden hier angekommen und hatte das Dorf bereits zerstört vorgefunden.
    »Vater, ich war so erschrocken. Es war wie zuvor. Ich dachte, gleich kommen die Türken und bringen mich um.«
    Hamid und die anderen Männer kamen näher und küssten Adela. Arnaud packte sie um die Taille und hob sie hoch. »Jetzt wird nicht mehr weggelaufen,
petit domna!
Hast du mich gehört? Wir sind fast gestorben vor Sorge.«
    Hamid nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände. »Du hast das starke Herz deiner Mutter und den Unverstand deines Vaters«, entschied er und schüttelte glücklich lächelnd den Kopf. Dann küsste er sie auf die rußige Stirn. Guilhem sagte nichts, sondern schlug mir nur wiederholt mit breitem Grinsen auf die Schulter.
    Hamid befragte
Paire
Georgios. Es war tatsächlich eine Gruppe Seldschuken gewesen, die das Dorf angegriffen hatten. Möglicherweise die gleiche Bande, die es den Bauern für die wehrhafte Abfuhr heimzahlen wollte, an jenem Tag, als sie unser Gut überfallen hatten. Vielleicht aber auch andere umherstreifende Plünderer. In der Nacht waren sie über das unbewachte Tor geklettert, um die schlaftrunkenen Leute aus ihren Betten zu zerren. Einige Frauen waren vergewaltigt worden, und Männer hatten es mit dem Leben gebüßt, als sie versuchten, ihre Weiber zu schützen. Ich zog Adela fort, denn ich konnte es nicht mehr hören. Es war immer dasselbe. Mal die eine, dann die andere Seite. Dennoch hatte das Dorf noch Glück gehabt, dass sich die Zahl der Toten in Grenzen hielt.
    »Sie haben Aniketos ermordet, Papa«, flüsterte Adela.
    Den Dorfältesten hatten sie gefoltert, damit er verrate, wo sich ihr weniges Silber befand, nur um ihm zuletzt doch noch die Kehle durchzuschneiden. Ich fragte nach seiner Frau, die Nouras Leichnam für die Beerdigung vorbereitet hatte. Mit versteinertem Gesicht trat sie vor die Gruppe der Dorfbewohner. Ich legte meine Arme um ihre gebrechlichen Schultern.
    »Es tut mir leid, Mütterchen«, flüsterte ich. »Nun hat Gott uns beide gestraft.«
    In der Menge weinten die Frauen. Eine junge Mutter mit einem Säugling auf der Hüfte raufte sich die Haare und trauerte in hohen kehligen Tönen. Ob man ihr Kind oder ihren Mann getötet hatte, wagte ich nicht zu fragen. Was für ein beschissenes Land, in dem wir lebten!
    Meinen Beutel mit Silberstücken, den ich am Gürtel trug, gab ich dem Priester, um die erste Not zu lindern. Ich würde Alexis mit Handwerkern schicken, um mit ihrer Hilfe das Dorf wieder aufzubauen. Die Bauarbeiten an der Festung konnten warten.
Paire
Georgios bedankte sich überschwenglich. Und schließlich ließ ich ihm sagen, wir würden eine Kriegsschar aussenden, um die Plünderer aufzustöbern. Bertran würde mich darin unterstützen. Wir konnten es uns nicht leisten, dass diese Banden unser Land ungestraft durchstreiften, Vieh stahlen, die Dörfer ausraubten und das Landvolk umbrachten.
    Ich nahm Adela bei der Hand, um Nouras Grab aufzusuchen.
    ***
    Die kleine Kirche war schwer beschädigt. Der Dachstuhl ausgebrannt, eine tragende Mauer eingestürzt und alles schwarz und verrußt.
Paire
Georgios, der uns begleitete, war

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