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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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mit diesen ungelenken Ackergäulen daher. Wir könnten versuchen, sie mit noblem Araberblut zu kreuzen.«
    »Du meinst, wir bekämen mit Glück eine schnellere Rasse, aber kräftig genug für schwere Panzerreiter.«
    »So etwas schwebt mir vor.«
    »Ich weiß, dass es möglich ist, denn ich habe von Leuten gehört, denen es gelungen ist, Araberpferde aus Spanien mit unseren Rassen zu vermehren.«
    »Ich bin sicher, man wird uns viel Geld für wendige Schlachtrosse bieten. Du könntest mein Teilhaber werden. Was meinst du?«
    Ich hielt ihm meine Hand hin, und Hamids weiße Zähne blitzten in der Frühlingssonne auf, als er strahlend einschlug. Nun war die schwermütige Stimmung endgültig verflogen.
    In der Festung stürmte ich eiligst die Stiegen hoch. Eine Last schien von mir genommen. Als ich in meine Gemächer trat, fand ich Adela, wie sie Cortesa die Betonung unserer Mundart beibrachte. Das hielt ihre ganze Aufmerksamkeit gefangen, und so bemerkten sie mich nicht. Sie saßen auf der Fensterbank und machten fröhliche Gesichter. Die Sonne in ihrem Rücken fiel durch Adelas offenes Haar und umgab sie mit einem magischen Schein. Wie sehr liebte ich mein Kind, fuhr es mir durch den Sinn. Mit ernstem Gesicht streckte sie anmutig einen Arm vor, spitzte den Mund und zog die Augenbrauen hoch. Dann machte sie einen höfischen Knicks und sprach Cortesa besonders deutlich vor.
    »Ben siatz vengut, bel amic.«
Gleich kam es ihr aber komisch vor, und sie kicherte, während Cortesa es nachsprach. Dann gewahrte sie mich und sprang auf. »Vater, wo warst du so lange? Cortesa will provenzalische Worte lernen, die sie zu Alexis sagen kann.«
    »Und wozu braucht sie da:
Sei willkommen, geliebter Freund?
«
    Cortesa errötete und wand sich vor Verlegenheit. Aber Adela blieb mir keine Antwort schuldig. »Ist doch klar, Papa. Sie soll wie eine feine
Domna
und nicht wie eine Kuhmagd klingen. Wenn sie schon Cortesa heißt, muss sie auch
cortés
sein, oder?« Dazu lachte sie ausgelassen.
    »Alexis spricht ohnehin nur wenig von unserer Sprache.«
    »Umso besser. Dann ist sie nicht nur feiner, sondern auch klüger als er. Frauen müssen immer klüger sein, nicht wahr, Cortesa?«
    Die arme Magd war inzwischen dunkelrot geworden, murmelte etwas, das nach Küche klang, und floh aus dem Gemach. Das schien Adela noch mehr zu belustigen, so dass sie sich schier ausschütten wollte vor Lachen.
    »Arme Cortesa! Ich glaube, sie ist in Alexis verliebt, Papa.«
    Nun schlang sie mir ihre Arme um den Leib und himmelte mich an. Ich machte mich sanft frei, setzte mich auf Cortesas Platz auf der Fensterbank und zog Adela neben mich.
    »Wir müssen reden, mein Engel.«
    An meinem Gesicht merkte sie sofort, dass es etwas Ernsthaftes war. Also setzte sie sich aufrecht und blickte mich erwartungsvoll aus großen, dunklen Augen an.
    »Ich will dir deinen Wunsch erfüllen und die Kapelle in meiner Heimat errichten. Was sagst du dazu?«
    Ihre Augen leuchteten, eine aufgeregte Röte überflutete ihr Gesicht, und ihr schmächtiger Körper saß gespannt wie ein Bogen. »Ist das wahr, Vater?«, rief sie. »Keine Festung mehr, keine Soldaten? Wir werden in deinem Haus wohnen?«
    Ich nickte. Daraufhin sprang sie auf und hüpfte im Zimmer auf und ab. Dann rannte sie wieder zu mir, warf sich auf meinen Schoß und umarmte mich wild.
    »Freu dich aber nicht zu früh, denn ich muss noch mit dem Grafen reden. Nur er kann mich aus meinem Schwur entlassen.«
    Aber das schien Adela nicht zu beunruhigen. »Wenn nicht, dann bitte ich die
Comtessa
Elena. Sie wird uns helfen«, sagte sie zuversichtlich. »Ich darf doch Kohar mitnehmen, nicht wahr?« Gemeint war ihre Stute.
    »Aber sicher. Auch Ghalib natürlich. Ich hoffe auf ein Schiff, weißt du? Und ich werde noch weitere gute Pferde kaufen. Denn Hamid will eine Zucht bei uns versuchen.«
    »Wie? Hamid kommt mit?« Sie machte große Augen.
    »Er kommt mit,
mon cor.
Ist das nicht großartig?«
    Sie vollführte noch einen wilden Tanz durchs Zimmer, dann bestand sie darauf, Hamid auf der Stelle aufzusuchen und alles mit ihm zu besprechen. Sie raste aus der Kammer und vergaß, die Tür zu schließen. Wie ich sie liebte! Überhaupt, was für ein glücklicher, aufregender Tag.
    Ricards wilde Drohung fiel mir ein. Zum Glück würde sich diese Angelegenheit durch unsere Reise erledigen, vorausgesetzt Bertran würde mich ziehen lassen. Ich konnte mich erst wohl fühlen, wenn diese Frage geklärt war. Ebenso wie Adela hatte mich eine

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