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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Selbstmörder verteidigen?«, rief er dann entrüstet. »Übrigens, das war ein guter Plan, den ihr ausgeheckt hattet. Verdammt schade um Pilet, einer unserer Besten. Aber die Leute auf dem Land werden ruhiger schlafen können. Ich will das Volk langsam auf unsere Seite ziehen.«
    Ich fasste mir ein Herz. »
Mossenher,
ich bin wegen einer persönlichen Angelegenheit gekommen.«
    »Mein Gott, Jaufré, so ernst?«
    Er ließ sich auf seinen Stuhl hinter dem riesigen Tisch fallen und starrte mich aus blutunterlaufenen Augen an. Ich räusperte mich. Es half nichts. Die Sache musste raus.
    »Ich will in die Corbieras reisen.«
    Er zog die Brauen zusammen und erwiderte scharf: »Das kommt mir aber gar nicht gelegen. Ich plane einen Heerzug nach Homs. Das ist noch vertraulich, hörst du?«
    »Eine Belagerung?«
    »Falls es ohne zu große Verluste zu machen ist. Ich hatte gehofft, du würdest das in den nächsten Tagen für mich auskundschaften. Mit deiner Erfahrung kannst du die Sache am besten einschätzen.«
    Ich schluckte, denn das war genau, was ich befürchtet hatte. Einmal in Kriegshandlungen verwickelt, würde ich nicht mehr freikommen. »Ich möchte sofort reisen. Mit dem ersten Schiff.«
    »Das trifft mich völlig unerwartet, Montalban.« Er sah mich durchdringend an, ein wenig empört. »Es ist Odos Brief, oder?«
    »Ja,
dominus.
« Ich hielt den Blick gesenkt, wie bei einer Beichte. Bertran starrte zum Fenster hinüber und kratzte sich das glattrasierte Kinn.
    »Nun setz dich endlich auf den Arsch. Dieses Stehen macht mich irre«, knurrte er ärgerlich.
    Verdammt, dachte ich, die Sache läuft nicht gut.
    Nachdem ich mich gesetzt hatte, fuhr er fort: »Also gut. Du kannst deine Erbschaft regeln. Aber spätestens vor Wintersanfang erwarte ich dich zurück.«
    Das war schon ein großes Zugeständnis, ich wusste das. Doch dann platzte ich heraus: »Ich habe mich schlecht erklärt, Herr. Ich nehme meine Tochter mit. Ich kehre heim. Für immer.« Dann fügte ich schnell hinzu: »Natürlich hoffe ich auf Euer Einverständnis.«
    Nun war es raus. Es war sehr still geworden im Saal.
    Bertran hatte die Augenbrauen hochgezogen. »Heimkehren? Für immer?«, fragte er ungläubig. »Aber das geht nicht, verdammt!« Er sprang auf und wanderte aufgebracht im Saal umher. »Was für ein verfluchter Tag! Ich hätte heute Morgen nicht aufstehen sollen. Zuerst gängelt mich Elena. Dann gleich nach dem Morgenmahl Streit mit den Genuesen, später Eifersüchteleien unter den Geistlichen der Stadt und nun du. Das rundet meinen Tag ganz wunderbar ab.« Ich hielt es für das Beste, vorerst den Mund zu halten. »Weißt du nicht, dass es mir an erfahrenen Hauptleuten fehlt? Und dann ist Pilet auch noch so blöd, sich von einem verirrten Pfeil töten zu lassen. Das macht alles nur noch schwieriger.«
    Er hielt die Hände auf dem Rücken und wanderte mit vorgestrecktem Kopf herum. Dabei schien er eher mit sich selbst zu reden als mit mir. »Das Heer, das ich mitgebracht habe, besteht doch nur aus Rotznasen und grünen Jungs. Und die adeligen Herren, die hier aufkreuzen, sind eher gewohnt, sich in Duellen oder Fehden abzustechen, als einen richtigen Krieg zu führen. Sind nur hier, um nachher prahlen zu können, sie hätten im Heiligen Land gekämpft. So wie Vetter Ricard, der elende Nichtsnutz.«
    »Arnaud macht seine Sache gut«, warf ich vorsichtig ein. »Keiner bildet die Mannschaften besser aus.«
    »Der große Normanne? Ja, das habe ich gehört. Doch das dauert alles zu lange. Du weißt es selber. Drill ist eines, aber nichts ersetzt die Erfahrung. Und deshalb sind mir Männer wie du wichtig. Ihr seid das Rückgrat des Heeres.« Er wanderte weiter ärgerlich im Kreise und warf mir finstere Blicke zu. »
Putan,
Montalban, ich kann dich nicht ziehen lassen! Es geht einfach nicht.«
    Wir schwiegen uns gegenseitig eine Weile an, er wütend, ich trotzig. Ein Groll stieg in mir hoch. Als freier Mann hatte ich das Recht, mein Leben selbst zu bestimmen. Ich war sein Vasall, aber nicht sein Sklave!
    »
Mossenher,
ich habe lange Jahre Eurem Vater treu gedient. Ich habe Guilhem Jordanus, seinem Nachfolger, gedient, ebenso wie Euch, wenn auch erst für kurze Zeit. Und ich würde Euch immer und mit Freuden dieselbe Treue wie Eurem Vater erweisen.«
    Bertran unterbrach seine Wanderschaft und sah mich misstrauisch an.
    Mit fester Stimme fuhr ich fort: »Seit nun schon vierzehn, viel zu langen Jahren kenne ich nur Krieg in meinem Leben. Ich wache nachts

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