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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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nackten Haut retten.«
    »Weil der
Duc
sich mehr auf jungfräuliche Bastionen als auf türkische Reiter versteht«, rief Bertran und schlug sich johlend auf die Schenkel. »Aber dichten kann er, das muss man ihm lassen. Er hat mir ein paar wundervolle
cansos
vorgetragen. Jetzt weißt du, warum Felipa mich nicht ausstehen kann.«
    Er saß eine Weile in Gedanken verloren da. Sie sei ein Weib, mit dem zu rechnen sei, sagte er schließlich. Sie habe mehr Feuer als ihr herzoglicher Gatte. Mehr im Kopf allemal.
    »Felipa und ihr
trobador
werden, nun, da dort Elvira herrscht, bei erster Gelegenheit von neuem über Tolosa herfallen, da bin ich mir sicher.« Er grinste wie ein Wolf. »Sollen sie sich ruhig gegenseitig schwächen. Felipa wird diesen Kampf gewinnen, aber eines ist sicher, die Barone werden aufschreien und nach dem starken Arm rufen, verstehst du,
mon gartz?
«
    »Nach Euch.«
    »So ist es! Und dafür müssen wir uns bereithalten. Reise nach Aquitanien und schreibe mir, sobald sie dort einen Krieg planen. Erledige noch heute deine Reisevorbereitungen, Jaufré. Die Empfehlungsschreiben werde ich dir am Montag zustellen lassen. Und natürlich einen Beutel Gold für deine Auslagen.«
    Ich dachte, warum nicht? Da ich nun ein Mann des Friedens werden wollte, war dies besser, als eine Festung zu befehligen oder türkische Freischärler zu jagen. Ich nickte und sagte freudig zu. »Könnt Ihr mir auch einen Befehl ausstellen, der mir Platz auf dem nächsten Schiff garantiert?«
    Dies versprach Bertran, und dann saßen wir da und wussten nichts weiter zu sagen, bis er plötzlich aufsprang, zur Wand rannte und einen arabischen Dolch unter verschiedenen Waffen auswählte, die dort zur Zier aufgehängt waren.
    »Nimm den zum Andenken an mich.« Mit beiden Händen hielt er mir den Dolch hin. Es war eine herrliche Waffe, mit goldenem Knauf und die Scheide reich mit Edelsteinen in den unterschiedlichsten Farben verziert. »Der gebührt dir ohnehin! Ein Beutestück aus der Schlacht kürzlich oben in den Bergen. Einer der Anführer trug ihn. Du hast mir an diesem Tag das Leben gerettet. Also soll er dir gehören.«
    Ich nahm den Dolch und sah, dass Bertran sich aufrichtig freute, mir dieses Geschenk zu machen. Er fasste mich an beiden Händen und sagte: »Ich habe die Lehre nicht vergessen, die du mir erteilt hast.« Als ich ihn verständnislos ansah, erklärte er: »In der Schlacht, wo einer für den anderen einsteht. So soll es zwischen uns bleiben, Jaufré, versprich es mir!«
    Dann verwirrte er mich noch mehr, denn er trat vor, umarmte mich kräftig und küsste mich herzlich auf die Wange. »Wir werden uns wiedersehen, mein Freund«, sagte er heiser und betrachtete lange mein Gesicht. »Irgendwann. Da bin ich sicher.« Er schien sehr bewegt, und auch ich konnte nur stumm nicken. »Und wenn nicht«, sagte er, »dann schick uns deinen Sohn, dass er meinem Pons zur Seite steht, wenn der einmal Graf von Tripolis ist.«
    Ich versprach es. Daraufhin legte er seine Hand auf meine Schulter und geleitete mich zur Tür. Er bat mich, vor meiner Abreise ihm und der
Comtessa
noch einmal die Aufwartung zu machen.
    So trennten wir uns in allerbestem Einvernehmen, und ich konnte mich nicht genug über mein Glück wundern.
    Am Morgen hatte ich noch die größten Befürchtungen gehabt, seinen Unmut zu erregen, und nun war ich Gesandter des Grafen mit einem Auftrag in der Heimat. Es ist schon seltsam, wie das Leben spielt.
    ***
    Die nächsten Tage waren mit Reisevorbereitungen angefüllt, denn ich hatte nach meiner Unterredung mit dem Grafen ein Schiff gefunden, das in vier Tagen segeln würde.
    Ein ungewöhnlicher Zufall, denn um diese Jahreszeit beschränkte sich der Seehandel auf Schiffe, die nur die levantinische Küste nach Norden oder Süden hin befuhren. Bis Ägypten, Zypern oder sogar Konstantinopel wagten sie sich. Auch die Kauffahrer aus Genua und Venezia würden die lange Reise nach Outremer erst wagen, wenn die Frühjahrsstürme vorüber waren, und im Mai oder Juni eintreffen. Und bis die Ersten sich wieder auf den Heimweg ins westliche Mittelmeer machten, konnten weitere Wochen vergehen, so dass mit einer Abreise vor dem Sommer kaum zu rechnen war.
    Diese enttäuschenden Auskünfte erhielt ich im Hafen, bis mir jemand von einem schnellen Segler aus Genua erzählte, der vornehmlich als Kurierschiff diente und bald in See stechen würde. Als Fahrgast brauchte man allerdings eine besondere Erlaubnis des Grafen. Da Bertran mir einen

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