Der Bastard von Tolosa / Roman
solchen Befehl versprochen hatte, sollte dies kein Hindernis darstellen.
Die Reise würde über Sizilien nach Genua führen, erklärte mir der Eigner. Von dort, nach Erledigung seiner Geschäfte, könne er uns gegen eine Sonderzahlung bis nach Narbona bringen.
Maistre
Diogenes Bonifacio war ein graubärtiger Genuese, den ich in einer Weinstube getroffen hatte. Er war gut gekleidet und machte den Eindruck eines mit Erfolg gesegneten Mannes seines Standes. Sein Gesicht war braun gebrannt wie eine Haselnuss, und er hatte riesige, muskulöse Hände, mit denen er gern seine Worte unterstrich.
Er pries die Vorzüge seines Seglers, und wir wurden schnell handelseinig, obwohl er nicht glücklich war, sechs Pferde an Bord zu nehmen. Zum einen war an Deck nicht viel Platz für die nötigen Pferche, und zum anderen, so erklärte er mir, würde ein kleines Schiff wie seines bei jedem Seegang schnell zu schaukeln beginnen, was die Tiere unruhig machte. Sie durften sich auf keinen Fall losreißen. Ich musste ihm versprechen, dass wir uns selbst um die Pferde kümmern würden. Dies und ein wenig mehr Gold aus Bertrans angekündigtem Beutel stimmten ihn dann um. Am kommenden Montag war der halbe Preis als Vorauszahlung fällig, der Rest bei unserer Ankunft in Narbona. Er grinste breit und bot mir seine schwielige Hand an, um das Abkommen zu bekräftigen. Ich schlug ein, und wir hatten ein Schiff.
Am folgenden Tag, ein Sonnabend, begutachtete ich mit Hamid die Stuten, die er auf dem Pferdemarkt für uns ausgewählt hatte. Er besaß mehr Pferdeverstand als irgendjemand sonst, mich selbst eingeschlossen. Deshalb hatte ich auch nichts an seiner Wahl auszusetzen. Drei herrliche sechsjährige Araberstuten, im besten Alter, gedeckt zu werden. Zwei Grauschimmel und eine Braune mit dunkler Zeichnung. Zusammen mit unseren beiden Hengsten und Adelas Stute sollten sie den Grundstock unserer Zucht bilden.
»Hast du sie geritten?«, fragte ich.
»Natürlich. Bin mit zwei Knechten und den Pferden den ganzen Nachmittag am Strand gewesen. Sie sind schnell und ausdauernd und bei bester Gesundheit.«
»Die Braune scheint kleiner zu sein.«
»Bei ihr habe ich lange überlegt, aber sie hat am meisten Feuer, Jaufré, das Herz einer Löwin. Sie wird uns nicht enttäuschen.«
Er bestand darauf, dass wir die Kosten der Tiere teilten. Auch er hatte in den Jahren seinen Anteil an den Raubzügen gemacht. Dabei lebte er bescheiden, ja schon fast geizig. Er konnte es sich leisten. Wenn man es recht bedachte, waren wir wohlhabende Männer geworden. Mein Hort war in der Schatzkammer der Festung unter dem wachsamen Auge von Bruder
Albertus sicher verwahrt. Der Mönch empfahl mir nun, alle Wertstücke, die ich nicht als Andenken mitnehmen wollte, auf den Märkten zu veräußern und mir für meine Geldmittel eine Art Schuldschein ausstellen zu lassen. Ein seltsamer Gedanke, Gold gegen Pergament zu tauschen. Doch er versicherte mir, dies sei so üblich und die sicherste Art und Weise, sein flüssiges Vermögen zu überführen. Die Kaufleute gingen täglich mit solchen Wechseln um, wie man sie nannte.
Ich bat ihn, mir behilflich zu sein, und so begleitete er mich mit meinen und Hamids Schätzen und zwei Wachleuten ins Viertel der Genuesen. Meine Herren hatten mich in den letzten Jahren großzügig entlohnt. Außerdem besaß ich Beutestücke von besonderer Schönheit, die ich mitnehmen wollte, aber auch Münzen aller Art, Perlen, Edel- und Halbedelsteine, Kelche, Schmuckstücke, arabische Waffen und anderes Beutegut, das man versilbern konnte. Bruder
Albertus konnte handeln wie kein Jude, und da es seit letztem Jahr zu keinen größeren Kriegshandlungen gekommen war, war der Markt nicht mit Beute überschwemmt, so dass wir insgesamt mit dem Erlös zufrieden sein konnten.
Dann führte Albertus mich zum Kontor eines genuesischen Handelshauses seines Vertrauens, und dort erhielt ich ein Dokument, in dem der Kaufmann und seine Erben sich verpflichteten, mir auf Vorlage die vermerkte Summe in Gold oder Silbermünze an jedem Ort, an dem er ein Kontor oder Agenten unterhielt, bar auszuzahlen. Ja, ich könnte diesen Wechsel jederzeit auch an andere Kaufleute veräußern. Um einen Verlust des Wechsels müsse ich mir keine Sorgen machen, da über solche Geldgeschäfte Buch geführt würde und die strengen Regeln der Kaufmannsgilde für die Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit ihrer Mitglieder sorge. Außerdem zahle man mir für die Zeit der Überlassung des Geldes einen
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