Der Bastard von Tolosa / Roman
Rippen, »dann sollst auch du, mein dunkler Prinz, nicht leer ausgehen. Die Corbieras ist voller schöner Frauen.«
»Und eine von denen sitzt da unten in deiner Burg und zeigt dir eine lange Nase!«, spottete Hamid.
»Nicht witzig, Bruder! Aber dir gefällt sie wohl.«
»Dir etwa nicht?«
Ich zog ein säuerliches Gesicht. »Liebt der Esel die Bürde, die man ihm aufsattelt?«
»Es gibt Bürden, die trägt ein Mann mit Freuden«, versetzte Hamid schlagfertig und machte lüsterne Augen zu allgemeinem Gelächter.
Den Rest des Vormittags überlegten und stritten wir, wie und wo das Haus am besten anzulegen sei. Schließlich einigten wir uns auf eine herrliche Lage auf dem Hügel nicht weit von der Schäferhütte und steckten die Ausmaße des Gestüts ab. Links ein Flügel mit Stallungen und rechts einen für die Scheune. In der Mitte der Hof mit offenem Blick ins Tal.
»Lasst uns zuerst einen Brunnen graben«, sagte Drogo. »Nur um sicher zu sein, dass wir hier Wasser finden.«
»Du hast recht. Beginnen wir damit in den nächsten Tagen.«
»Jetzt wird es Zeit, sich einen Schluck zu genehmigen«, sagte Drogo gutgelaunt, ging zu seinem Pferd und kam mit einer Kalebasse in der Hand zurück. »Bester Wein aus unserem Tal. Hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Aber ich hab ihn ordentlich gelagert.«
Wir ließen uns im Gras nieder. Drogo öffnete die Kürbisflasche und goss für Glück und langes Leben ein paar Tropfen ins Gras. »Schweiß und Tränen bringt das Leben schon genug, nur die Heiterkeit macht es erträglich. Und der Wein.« Damit reichte er Hamid zuerst die Flasche. »Ein Mann, der lachen kann, ist mir willkommen. Also trink, mein Maurenfreund.
Beu
e ben vengut!
«
Hamid freute sich sichtlich und lächelte, dass seine weißen Zähne strahlten, bevor er einen tiefen Schluck nahm. Wir reichten die Flasche reihum.
»Trinken wir darauf, dass in Rocafort die guten Zeiten wieder einkehren!«, sagte Drogo, und das besiegelten wir, indem wir noch einmal die Kalebasse kreisen ließen.
Nun, gute Zeiten hatte Gott für uns leider nicht im Sinn. Eher das Gegenteil! Schweiß und Tränen bringt das Leben, hatte Drogo gesagt. Und wie recht er damit haben sollte.
Es begann, dass Hamid wie zufällig ins Tal hinunterschaute.
»Von hier aus werde ich sehen können, was ihr da unten so treibt«, meinte er lachend. Der Wein war uns schon ein wenig zu Kopf gestiegen, oder es war die Sonne, die uns den Pelz verbrannte. Plötzlich setzte er sich auf, hielt die Hand über die Augen und spähte angestrengt zur Straße, die von Westen nach Rocafort führt.
»Ist das ein Reiterhaufen, der da kommt?«
»Ich kann nichts sehen«, brummte ich.
»Doch, doch«, sagte er. »Da. Jetzt kommen sie hinter dem Wäldchen hervor.«
Man konnte sie aus dieser Entfernung nur schwer ausmachen, aber Hamid hatte recht, da bewegte sich etwas fast nicht erkennbar in der Landschaft. Ein winziges Farbtüpfelchen. Ein Banner? Und da blitzte etwas kaum merklich auf. Vielleicht ein Helm in der Sonne.
»Wir sollten mal nachschauen«, sagte ich, und mit diesen Worten gingen wir zu unseren Gäulen, die wir mit gefesselten Vorderläufen und in gebührlichem Abstand von den Mähren hatten grasen lassen.
Nach scharfem Ritt hatten wir uns dem Dorf bis auf eine Viertelmeile genähert, als Drogo seinen Falben auf einer kleinen Anhöhe zum Stehen brachte, von der wir den gegenüberliegenden Dorfhügel und den Burgfelsen auf seiner Krone gut überblicken konnten. Es ließ sich tatsächlich ein Reitertrupp erkennen, der gerade den steilen Weg vom Agli zum Dorf aufstieg, begleitet von Bannerträgern, Bediensteten und einem ganzen Tross von Maultieren.
»Que deable!«,
entfuhr es mir. »Da könnte man meinen, Aimeric von Narbona persönlich stattet uns einen Besuch ab.«
»Der verfluchte Kerl schon wieder!« Drogo zog ein wütendes Gesicht. »Tut mir leid, Jaufré. Jemand hätte dich warnen sollen. Berta als Erste. Es ist nicht an mir, darüber zu sprechen. Aber nun muss es raus.«
»Nun rede schon! Was geht hier vor?«
»Seit geraumer Zeit schwänzelt der Mann um Berta herum. Alle zwei, drei Monate taucht er in großer Prachtentfaltung auf und benimmt sich, als gehöre hier alles ihm. Dein Sohn Raol hat drei Monate auf seinen Gütern als Knappe und
escudier
verbracht. Zurzeit hält er sich wieder dort auf. Ein schönes Pferd hat er ihm geschenkt und teure Waffen. Das Gleiche verspricht er Martin, sobald der ins rechte Alter kommt.«
»Und wozu das
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