Der Bastard von Tolosa / Roman
»Soll er kommen, dein Nemo. Du und der Junge, ihr bleibt hier, hast du verstanden? Und jetzt bringe ich dich zu deinem Sohn.«
Vor dem Haus trafen wir Hamid, und ich bat ihn, uns zu begleiten, denn wir wollten mit Drogo über die Arbeiten für das Gestüt sprechen. Mein Freund musterte die Frau neugierig, die so anders als die hiesigen Bauersfrauen aussah. Auch Magdalena starrte ihn verwundert an, wie alle hier, die ihn zum ersten Mal sahen. Als Gisla auf mein Klopfen öffnete, erklärte ich ihr, wer Magdalena war und was ich entschieden hatte. Odos Frau lächelte freundlich und beruhigte sie, dass es ihrem Sohn gutginge. Sie versprach, sich um die beiden zu kümmern, und die Frauen verschwanden im Haus.
Ich begann, Drogos junge Frau zu mögen. Er hatte gut gewählt. Hamid und ich traten in die Schmiede, wo Drogo bei der Arbeit war, Hals und nackte Schultern schweißgebadet, die Muskeln glänzend im Schein des Feuers. Er trug einen schweren Lederschurz und drehte mit einer eisernen Zange ein Werkstück um, das er im Ofen zum Glühen brachte. Mit dem rechten Arm betätigte er den Blasebalg. Er war dabei, unseren Waffenhort zu erweitern, wie ich ihn gebeten hatte. Für eine schlagkräftige Mannschaft gegen die Wegelagerer würden wir mehr Waffen brauchen. Im Hintergrund arbeiteten zwei Knechte mit seinem Sohn und versahen neu geschmiedete Speerspitzen mit langen Holzschäften.
Drogo war dabei, zwei lange, dünne Stahlstäbe miteinander zu verschweißen. Der eine aus weicherem Stahl würde den inneren Kern eines Schwerts bilden und es biegsam und geschmeidig machen, während der zweite aus hartem Stahl später zur Schneide gehämmert und der Waffe Festigkeit geben würde. Um sie zu verbinden, mussten die Stücke bis fast zum Schmelzpunkt des Metalls erhitzt werden. Und der ließ sich nur an der Farbe und dem Aussehen der Oberflächen erkennen, wie ich aus den vielen Stunden wusste, die ich als Junge in der Schmiede verbracht hatte. Drogo nahm die verschweißten Teile aus dem Feuer und bearbeitete sie weiter mit dem schweren Hammer, dass die Funken in alle Richtungen stoben.
»Ein gutes Schwert zu schmieden, ist eine wahre Kunst«, bemerkte Hamid, als Drogo das Werkstück unter Zischen in einen Wassertrog zum Auskühlen eintauchte.
Er legte den Hammer weg und grinste. »Ich habe es von meinem Vater gelernt. Meine Schwerter sind nicht die allerbesten, aber für unseren Gebrauch sicher gut genug.«
»Sei nicht zu bescheiden«, warf ich ein. »Du warst schon früher ein guter Waffenschmied.« Ich zog eines der Schwerter, die wir aus Outremer mitgebracht hatten, aus seiner Scheide und legte es auf die Werkbank. »Mein Geschenk für dich, Drogo.«
Seine Augen leuchteten, als er die Waffe in die Hand nahm. Sie war nach der Damaszener Art geschmiedet, nicht so kostbar wie mein eigenes, bescheidener in den Verzierungen des Knaufs und der Parierstange, dennoch unverkennbar das Werkstück eines arabischen Meisters. Drogos fachmännisches Auge untersuchte die feine Maserung des Stahls im Licht des Schmiedefeuers, und sein Daumen fuhr prüfend über die Schneide.
»
Jes Maria!
Was für ein Schwert«, rief er.
Er griff sich einen Fetzen Leinen von der Werkbank und rief seinen Sohn, um es zu halten. Das Schwert durchtrennte sauber den Stoff, obwohl er nur ganz leicht darüberfuhr. »Siehst du das, Junge? Das ist Meisterarbeit! Im maurischen Spanien soll es solche Schwerter geben. Dabei werden Stahlstreifen unterschiedlicher Härte zusammengeschweißt, flach gehämmert, aufeinander gefaltet, neuerlich verschweißt, flach gehämmert, gefaltet und immer so weiter, bis Hunderte von hauchdünnen Lagen entstehen, die so ein Schwert hart und biegsam zugleich machen.«
»Ist es möglich, hier so etwas zu schmieden?«, fragte ich.
»Nein.« Drogo kratzte sich den Bart und schüttelte den Kopf. »Solche Kunstfertigkeit besitzen wir nicht. Das fängt schon mit dem Stahl an. Wo soll ich solch wunderbaren Stahl hernehmen?«
»Aus Indien!«, sagte Hamid prompt und lachte über unsere verdutzten Gesichter. »Im Ernst. Der beste Stahl kommt aus Indien. Mein Vater hat selbst damit gehandelt.«
»Da siehst du es, Jaufré«, lachte Drogo. »Aus der Traum.«
Er ließ das Schwert durch die Luft schwingen. »
Putan!
So etwas habe ich noch nie in den Händen gehalten. Bist du sicher, dass du es mir schenken willst? Wie könnte ich dir jemals danken?«
»Indem du Hamid hilfst, sein Gestüt zu errichten«, erwiderte ich. »Die Koppeln haben
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