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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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wir bereits abgesteckt, und die Männer sind dabei, Zäune zu ziehen. Jetzt sollten wir daran denken, Haus und Stallungen zu bauen. Wir brauchen einen Baumeister, der dies noch vor Wintereinbruch fertigstellt. Und genügend Arbeiter.«
    »Da ist ein Mönch in Cubaria, der versteht sein Geschäft. Arbeiter werden sich finden. Nur nicht während der Erntezeit, da sind alle Hände unabkömmlich.« Er lachte breit. »Wir werden dir deine Hütte schon bauen, mein Freund!«, sagte er zu Hamid.
    Nachdem dies geregelt war, erzählte ich ihm von dieser Magdalena. Und so kamen wir auf die seltsamen Vorkommnisse zu sprechen, von denen die Bauern mir berichtet hatten.
    »Es stimmt, Jaufré«, gab Drogo niedergeschlagen zu. »Und nicht erst seit kurzem. Es begann im letzten Sommer, und die Lage ist noch schlimmer, als sie dir zu erzählen wagten.«
    Im letzten Sommer hatten fremde Reiter Kornfelder angezündet, so dass ein Großteil der Ernte verbrannt war. Später war auch die Weinernte über Nacht zerstört worden. Schlimmer noch war es mit den gefällten Olivenbäumen. Viele unwiederbringlich zerstört. Sogar das Viehfutter war knapp geworden. Berta hatte das Notwendigste zukaufen müssen, um die Leute zu ernähren. Alles Verfügbare wurde eingesammelt und sorgfältig zugeteilt, damit niemand hungern musste. Selbst den freien Pächtern hatte sie geholfen. Dann musste Wintersaat gekauft werden, mindestens ein Drittel der benötigten, zukünftigen Ernte. Darüber hatte Berta sich über Gebühr verschulden müssen.
    »Gottlob hat das Kloster ausgeholfen, sonst würde heute die Hungersnot im Dorf herrschen«, sagte Drogo. »Und Berta hat sich um alles selbst gekümmert. Zu den Höfen ist sie geritten und hat die Familien maultierweise mit Nahrung und neuem Saatgut versorgt.«
    »Du scheinst sie zu schätzen.«
    Drogo nickte. »Wir alle hier. Sie ist eine gute Herrin.«
    »So gut wie Cecilia?«
    »Warmherziger.« Er fuhr sich mit der Hand durch seine drahtigen Locken. »Nichts gegen deine Mutter, Jaufré.«
    Berta hatte sich also als Herrin gemausert. Und beliebt war sie auch noch.
    Bei meinem Groll gegen das widerspenstige Weibsbild wäre mir das Gegenteil fast lieber gewesen.
    »Wer tut so etwas?«, fragte ich betroffen. »Und, verdammt noch mal, warum?«
    Drogo zuckte mit den Achseln. »Wir hatten wochenlang bewaffnete Streifen draußen, konnten aber niemanden fassen.«
    »Dieser Nemo vielleicht?«
    »Räuber würden stehlen, aber nicht zerstören.«
    »Außer jemand bezahlt sie«, gab Hamid zu bedenken.
    Drogo sah ihn aufmerksam an und nickte dann zustimmend. »Man soll niemanden falsch beschuldigen«, sagte er leise, »aber Gedanken macht man sich schon.«
    »An wen denkst du?«
    »Man sollte sich fragen, wem es nützt«, entgegnete er. Dabei machte er eine Kopfbewegung nach Osten. »Cubaria.«
    »Das Kloster? Doch nicht Prior Julianus! Das kann ich mir nicht vorstellen!«
    »Der ist lange tot und begraben«, antwortete Drogo. »Aber sein Nachfolger ist ein Ehrgeizling. Ich mag ihn nicht.«
    »Aber ein Mann Gottes, Drogo! Der würde sich doch nicht derart versündigen.«
    »Ich weiß. Klingt unwahrscheinlich, doch er versucht seit Jahren, den Landbesitz des Klosters zu erweitern. Außerdem sammelt er Reliquien. Darin steckt er alles und vernachlässigt sogar die Kirche. Sie ist etwas baufällig geworden in den letzten Jahren.«
    »Auf was willst du hinaus?«
    »Denk nach, Jaufré. Berta ist in seiner Schuld. Wenn sie nicht zahlen kann, zwingt er sie, ihm Land zu übertragen. Und hattest du bei den Mönchen nicht auch schon Gold geliehen?«
    »Natürlich. Für die Reise ins Heilige Land.« Ich hatte für mich selbst und meine kleine Truppe Ausrüstung und Verpflegung benötigt, Waffen, Pferde und Geld für die Reise. Das ging über unsere Mittel, und so hatten wir uns hoch verschuldet. Natürlich war Cecilia dagegen gewesen. Aber ich war inzwischen mündig geworden und hatte nicht mehr ihre Einwilligung benötigt. »Aber Drogo! Mönche, die heimlich meine Felder abbrennen? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
    »Nur so ein verdammt ungutes Gefühl, das ich habe«, sagte Drogo.
    ***
    Am nächsten Morgen ritten Hamid und ich wieder zu den Wiesen hinauf. Es war nun schon der dritte Tag, an dem Berta weiter darauf bestand, mich aus meiner Burg auszuschließen. Die Sache begann wirklich ärgerlich zu werden.
    Diesmal waren wir in Drogos Begleitung, der einen grobknochigen Falben besaß. Adela

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