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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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war bei Joana geblieben. Cortesa konnte schon wieder vorsichtig auf ihren geschundenen Füßen gehen und war mit dem Waschen unserer Kleider beschäftigt. Neuerdings hatte sie unter Joanas Aufsicht begonnen, für uns zu kochen. Die ersten Versuche waren nicht sehr befriedigend ausgefallen, aber sie schien Gefallen daran zu finden, und mit ihrer wohlbekannten Verbissenheit würde sie sicher nicht nachlassen, bis sie auch die Kochkunst meisterte. Solange sie uns nicht vergiftete, sollte es mir recht sein.
    Es war ein strahlender Morgen, keine Wolke trübte das Blau des Himmels, und die Luft war so frisch und würzig wie junger Wein. Die erste, kleinere Einfriedung oben am Waldrand war fertig, und wir fanden dort unsere Araberstuten ruhig grasen. Drogo betrachtete die herrlichen Tiere mit ihren gewölbten Hälsen und noblen Köpfen, wie sie zu uns herüberschauten, die Ohren beweglich, mit den feinen Nüstern jeden Luftzug witternd.
    »Das ist wahre Schönheit«, sprach er ehrfürchtig.
    »Dazu feurig und schnell wie der Wind«, fügte ich hinzu. »Wir werden sie mit größeren Rassen kreuzen, um schnelle Kampfrosse zu züchten.«
    »Ach, lasst sie, wie sie sind. Diese Prachttiere sind die reine Vollendung.«
    »Ein wahres Wort, mein Freund!«, warf Hamid ein. Dann schlenderte er zufrieden lächelnd umher und sprach mit den Bauern, die bei der Arbeit waren, Pflöcke zu setzen, wanderte eine Weile allein über die Wiesen, um die Beschaffenheit des Grases zu prüfen, und setzte sich schließlich auf den neuen Zaun, um seine Stuten zu beobachten.
    »Er liebt diese Tiere abgöttisch«, sagte ich. »Er redet mit ihnen, ohne zu sprechen, als könne er ihre Seelen berühren.«
    »Tiere haben keine Seele.«
    »Die schon.«
    Drogo und ich waren den sanften Hügel hinaufgestiegen, wo die alte Hütte stand, und begannen, uns nach der besten Stelle für Hamids Haus umzusehen. »Erzähl mir von Adelas Mutter«, sagte Drogo. »Wie war sie?«
    Mein Gott, seit Tagen hatte ich nicht mehr an Noura gedacht.
    »Du hättest sie kennenlernen sollen. Klug war sie. Und schön wie eine Nachtfee. Ich vermisse sie.«
    Ich erzählte ihm in groben Zügen die Geschichte unserer Begegnung, ein wenig über Antiochia und über Adelas Geburt vor den Toren Jerusalems. Die Kriegsgeschichten ließ ich aus, denn daran wollte ich mich an diesem schönen Morgen nicht erinnern. Ich beschränkte mich auf kurze Schilderungen von Tripolis und Jerusalem, Einblicke in das Leben in Outremer, ich erwähnte mein Landgut in den Hügeln und erzählte von
Coms
Bertran und seinen Plänen.
    »Du hast die ganze Welt gesehen und viel erlebt. Dazu warst du ein großer Mann,
Castelan
des Grafen von Tolosa, mit einem Gut im Heiligen Land.« Er starrte mich ungläubig an und schüttelte den Kopf. »Warum bist du zurückgekommen, Jaufré? Das hier ist nur ein Dorf ohne Bedeutung. Wie willst du dich hier eingewöhnen nach all dem fremden Glanz?«
    »Ich habe dies alles vermisst, weißt du?« Mit einer Armbewegung umfasste ich das ganze Tal. »Meine eigene ruhige Welt.« Dann erzählte ich ihm, wie Noura gestorben war.
    »Ich kann es dir nachfühlen«, seufzte er, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten. »Als Maria starb, wusste ich nicht weiter. Unser zweites Kind war schon früh im Krippenalter verstorben, da begann sie zu kränkeln und hat sich nie mehr erholt.« Drogo hatte seine Maria schon als Junge geliebt. »Joana war mir eine große Hilfe. Und natürlich unsere alte Loisa. Die hat sich um meinen Jungen gekümmert.«
    »Und Gisla?«
    Sofort hellte sich sein Gesicht wieder auf. »Gefällt sie dir? Mein Vater hat sie bei ihrer Familie auf dem Markt von Quilhan gesehen und gleich gedacht, sie sei die Richtige. Gislas Vater ist Wagener, und wir liefern ihm manchmal Eisenbeschläge.«
    »Hatte schon immer den richtigen Blick, dein Vater.« Ich lachte, denn ich erinnerte mich, dass Albin in jungen Jahren gern den Mägden schöne Augen gemacht hatte.
    »Er musste mich überreden, sie mir anzusehen. Aber danach konnte ich’s nicht mehr abwarten, sie heimzuführen.«
    »Um ihr gleich zwei Kinder zu machen!«
    Hamid hatte sich inzwischen zu uns gesellt.
    »Was gibt’s zu lachen?«, fragte er in allerbester Laune.
    »Wir reden von Kuppelei und schönen Weibern«, sagte ich grinsend.
    »Bei Allah«, seufzte Hamid, »ich habe schon ganz vergessen, wie eine Frau sich anfühlt.«
    »Wenn selbst Kerle wie Drogo hier einen passenden Rock finden«, scherzte ich und stieß ihm in die

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