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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Regens vor einigen Tagen waren sie zu zwei Dritteln voll und das Wasser in frischem Zustand. Ich befahl, mit Eseln noch mehr Wasser vom Fluss zu holen, um die Zisternen und alles, was wir sonst noch an Fässern, Wannen und Bottichen besaßen, bis zum Rand mit Trinkwasser zu füllen. Ab sofort waren Bäder und Wäschewaschen auf der Burg verboten. Wem der Sinn nach Reinlichkeit stand, der musste sich im Dorf waschen oder zum Fluss bequemen.
    Fuhrenladungen von Steinen wurden auf die Burg geschafft und als Wurfgeschosse gestapelt. Holz wurde geschlagen und auf Vorrat gelegt, denn Holz ist immer nützlich. Drogos Sohn Jaufré und ein paar Knechte schmiedeten tagelang Pfeilspitzen, und die Frauen im Dorf arbeiteten an Bergen von Pfeilschäften, auch wenn sie nicht immer Hamids prüfendem Auge standhielten. Wurfspeere und Spieße wurden hergestellt, Stangen mit eisernen Haken auf die Wehrgänge verteilt, um Leitern von der Mauer stoßen zu können. Alles Öl, das wir finden konnten, wurde herbeigeschafft, denn damit ließ sich den Angreifern schwerste Verbrennungen zufügen.
    Peire Alfons und seine Männer kümmerten sich um Ausbesserungen aller Art. Die Tore wurden verstärkt und mächtige Bohlen bereitgelegt, um sie von innen zu stützen. Hölzerne Wehrgänge wurden erneuert, wo sie morsch waren, und an schwachen Stellen die Mauern verstärkt. Unsere zwei alten
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wurden hervorgeholt und ausgebessert. Auf dem Hang, der zur Vorburg hinaufführt, entfernten wir Gebüsch und Felsbrocken, hinter denen sich feindliche Bogenschützen verbergen konnten, und vergruben in regelmäßigen Abständen angespitzte Pflöcke, die wir unter Reisig versteckten, in der Hoffnung, dass Roberts Krieger sich diese in den Fuß treten würden.
    Drogo bekam die Aufgabe, Nahrung für Mann und Tier herbeizuschaffen. Dazu mussten wir in der Gegend noch mehr Getreide, Hafer, Gerste und Hirse kaufen und alles, was sie an Erbsen, Bohnen oder Linsen ergattern konnten. Die Pferde wurden auf die Weide geführt, und an ihrer Stelle wurden die Rinder, die Joana erworben hatte, in den Ställen der Burg untergebracht. Sie würden uns Milch geben und wenn notwendig Fleisch. Ebenso Schafe, Ziegen und Geflügel. Joana übernahm es, das Essen sorgfältig einzuteilen, und zu aller Leidwesen waren wir bei den meisten Mahlzeiten wieder bei Hirsebrei und Hafergrütze angelangt.
    Es traf sich gut, dass Sankt Medardus war und so die Heuernte beginnen konnte. Die Bauern machten sich unter wolkenlosem Himmel daran, frisches Gras zu mähen, in der Hoffnung, dass es noch rechtzeitig in der Sonne trocknen würde, um als Viehfutter auf die Burg gebracht zu werden.
    »Herrliches Wetter zum Heumachen«, sagte ich fröhlich zu Berta, um ihre düstere Stimmung aufzuhellen. »Sankt Medardus’ Wetter hält sich meist bis zur Ernte, wie es im Volksmund heißt, und dann haben wir die Scheunen zum Bersten voll.«
    »Was hast du mit den Pferden vor?«, fragte sie brüsk.
    Es war das erste Mal, dass sie sich einmischte. Die meiste Zeit hatte sie nur mit starrem, ungläubigem Blick dem geschäftigen Treiben zugeschaut. Was für Krieger wie Hamid und mich zweite Natur war, erfüllte sie mit Schrecken. Je weiter unsere Vorbereitungen voranschritten, je mehr begriff sie, wie ernst die Lage war. Ich sah die nackte Angst in ihren Augen, auch wenn sie bemüht war, dies zu verbergen.
    »Auf der Burg kosten die Pferde uns nur Futter«, erwiderte ich. »Wir verstecken sie oben im Wald.«
    Auf den an vielen Stellen flachen Bergkuppen gab es verborgene Lichtungen mit gutem Gras, die aber nur über lange, steile Wege durch dichten Wald und Gestrüpp zu erreichen waren. Dort würden die Männer leichte Koppeln bauen. Hamid war unterwegs nach Quilhan, um weitere Stuten von gutem Blut zu erwerben. Zum einen für unsere Zucht, an die wir immer noch glaubten, aber auch, weil wir nicht genug Reittiere besaßen, sollte es unerwarteterweise doch zu einem Reiterkampf kommen.
    Auch die neuen Tiere würden wir auf den Berg bringen. Was ich Berta nicht sagte, war, dass wir dort oben ein verstecktes Lager errichteten, ausgestattet mit Waffen, Werkzeug und dem Nötigsten an Nahrung, Zeltplanen und Kleidung. Drogo hatte mich erstaunt angesehen, als ich den Befehl dazu gab. Aber wer konnte wissen, wie die Dinge laufen würden? Ich hatte ein unbestimmtes Gefühl, dass so etwas nützlich sein könnte. Und in den langen Kriegsjahren hatte ich gelernt, meinen Eingebungen zu vertrauen.
    Während Hamid Pferde

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