Der Bastard von Tolosa / Roman
fröhlichen Beifall, und zum ersten Mal seit Tagen lächelte auch Berta unbeschwert.
Ich sprang vom Pferd und näherte mich ihr. In ihrer einfachen, ärmellosen Tunika mit zerzausten blonden Haaren, Schweißperlen auf Stirn und Lippe und von der Arbeit gerötetem Gesicht, so erschien sie mir noch schöner als sonst. Ich reichte ihr meinen Wasserschlauch.
»Da! Trink!«, sagte ich leise. »Du musst das hier nicht tun.«
»Soll ich herumsitzen, wenn alle arbeiten?«, fragte sie. »Mein Pferd hast du in die Berge geschickt, meinen Stickrahmen in den Turm. Also will ich mich wenigstens hier nützlich machen.«
Das frische Heu verströmte einen süßlich betörenden Duft, und Zikaden zirpten unermüdlich ihr Lied um uns herum. Es war wie in einem Backofen. Berta öffnete den Schlauch und hob ihre nackten, weißen Arme, um sich einen kräftigen Strahl Wasser in den Mund zu spritzen. Dabei lief ihr ein Rinnsal an der Kehle entlang den Hals hinunter bis in den üppig gefüllten Ausschnitt. Als hätte sie bemerkt, wo meine Augen waren, wischte sie sich mit der Hand das Wasser vom Brustansatz und gab mir den Schlauch zurück.
In ihren grünen Augen glimmte ein herausforderndes Lächeln, wenn auch nur flüchtig und für einen winzigen Augenblick. Oder hatte ich es mir nur eingebildet?
»Danke, Jaufré.«
Verlegen und ohne ein weiteres Wort wandte ich mich ab und stieg in den Sattel. Als ich mich umdrehte, war sie schon wieder eifrig bei der Arbeit und würdigte mich keines weiteren Blickes.
***
Bertas Wachmannschaft bestand nicht gerade aus erlesenen Kriegern. Das bequeme Landleben hatte sie rosten lassen, und es war nicht allein Berlan
lo Gort,
der nach ein paar Runden mit Schwert und Schild laut schnaufend nach Luft japste. Zumindest konnten sie mit Waffen umgehen. Tägliche Leibesübung würde sie in Schwung bringen, sagte ich mir und befahl Brun, sie jeden Morgen in voller Kampfausrüstung den steilen Weg vom Fluss zur Burg hinaufzuscheuchen bis ganz oben auf den Bergfried. Und das im Dauerlauf zehn Mal hintereinander oder bis sie umfielen. Und dann noch ein Mal. Den Rest des Tages sollten sie mit Schwertübungen und Scheinkämpfen verbringen.
Gleich am ersten Tag befiel den dicken Berlan ein Hitzschlag, zwei weitere Männer erlitten Schwächeanfälle, und die restlichen warfen mir, kaum zu Atem gekommen, solche Mörderblicke zu, dass ich nicht anders konnte, als laut zu lachen. Nur als ich es ihnen vormachte und allen, selbst Brun, davonlief, da packte sie der Ehrgeiz, und sie bissen die Zähne zusammen. Es zahlte sich aus, denn in den kommenden zehn Tagen sollten sie wesentlich härter und ausdauernder werden. Selbst von Berlan rollten die Pfunde ab, so dass er wieder in seinen Lederpanzer passte.
So weit die Waffenknechte. Die wirkliche Schwierigkeit lag beim Rest meiner tapferen Mannen, denn wie sollte ich in wenigen Tagen eine Handvoll ungeübter Bauernburschen in eine Kampftruppe verwandeln? Es begann damit, dass wir sie hießen, ihre klobigen Holzschuhe auszuziehen. Ich beauftragte Peire Alfons für jene, die keine besaßen, einfache, aber robuste Bundschuhe aus Rindsleder anfertigen zu lassen. In der Zwischenzeit mussten sie barfuß üben.
Wir versuchten, ihnen das Allernötigste an Waffenfertigkeit und Disziplin beizubringen. Brun unterwies sie, wie man mit dem Speer in der Schildwand kämpft. Er zeigte ihnen, auch ohne Schild zu kämpfen, wie man Schwerthiebe abfängt oder unter Axt und Morgenstern hinwegtaucht. Wir hielten sie an, sich an das Gewicht des Schildes zu gewöhnen, mit den Waffen zu laufen, schnell und beweglich zu werden und trotz der Hitze den Helmriemen oder ihren Lederpanzer niemals zu lockern. Nicht, dass wir für die meisten wirklich gute Lederpanzer hatten, sondern eher nur einen eilig, aus doppeltem Rindsleder zusammengenähten Brustschutz mit breiten Schulterriemen. Immer noch besser als gar nichts.
Sie waren jung und willig, aber mein Gott, manche stellten sich wie wahre Tölpel an.
Seltsamerweise waren es die Mädchen und jungen Mägde aus dem Dorf, die sie zu höchster Anstrengung anspornten. Obwohl sie selbst genug zu tun hatten, tauchten immer wieder junge Dirnen auf, die nichts spannender fanden, als die Männer bei ihren Übungen zu beobachten. Dabei stießen sie sich an und kicherten, wenn einer sich ungeschickt benahm. Auch wenn sie bald wieder von den älteren Weibern verscheucht und zur Arbeit angetrieben wurden, so wirkte ihre Anwesenheit wie ein Elixier auf meine
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