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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Ich schüttelte den Kopf. »Wir schulden ihm nichts und er uns noch weniger. Nein, wir sind auf uns selbst gestellt.«
    »Wie konnte uns dieser Prior so verraten? Ich hätte nie gedacht, dass ein Priester, von dem man gottgefällige Werke erwartet, sich so von Habgier leiten lässt. Noch dazu unser Nachbar.«
    »Der Teufel macht auch vor Priestern nicht halt.«
    Ich hatte Mönche gesehen, die sich nicht gescheut hatten, ihre Kutte mit dem Blut Unschuldiger zu besudeln. Mit bloßen Händen hatten sie getötet oder Wehrlose mit dem Kreuz erschlagen.
    Am nächsten Morgen erhob ich mich beklommen von meinem Lager. Dem Krieg hatten wir entfliehen wollen. Nun waren wir erneut in einen Kampf verwickelt und wussten nicht einmal, warum. Zu unseren Stärken konnten wir nur acht berittene Söldner zählen, deren Kampfkraft wir nicht kannten, eine Handvoll Bauern und eine Burg, die seit Menschengedenken keinen Krieg gesehen hatte. Das erfüllte mich nicht gerade mit Zuversicht.
    Zum Glück waren wir nicht unerfahren in diesen Dingen. Hamid, Drogo, der alte Peire Alfons und ich begannen, unsere Verteidigung zu planen und die Aufgaben für die notwendigen Vorbereitungen zu verteilen. Das ganze Dorf wurde eingespannt, und die nächsten Tage waren von harter Arbeit und fieberhafter Eile bestimmt.
    Die Burg selbst war natürlich unsere größte Stärke. Während Normannen und Franken im flachen Norden ihre Burgen aus Holz errichten und mit Erdwällen und Palisaden umgeben, haben wir hier im Süden seit Römerzeiten mit Stein gebaut. Pfähle könnte man im felsigen Grund kaum verankern, und Stein, den man zu Quadern formen kann, den gibt es hier im Überfluss.
    Aber mehr noch vertrauten die Erbauer von Rocafort auf die Lage. Während an der Nordseite des Agli das Gelände nur ganz gemächlich ansteigt, so erhebt sich das Südufer steil bis zu einer Art Hochebene, auf der sich, von unten versteckt, das Dorf und ein Großteil unserer Äcker und Weiden befinden. Am Rand dieser Hochebene liegt ein von einem mächtigen weißen Kalkfelsen gekrönter Hügel. Darauf thront die Burg Rocafort mit ihrem Bergfried fast zweihundert Fuß über dem Flüsschen.
    Der direkte Aufstieg an dieser Stelle ist fast unmöglich. Den steilen Hang zu erklimmen, ist durch dichtes Gestrüpp erschwert, und dann müsste man noch einmal dreißig Fuß von fast senkrechter und mauergekrönter Felswand überwinden. Selbst eine Bergziege käme da nicht hinauf. Von der Talseite her waren wir also sicher.
    Von der Bergseite sieht es anders aus. Zwar überragt auch hier der Hügel noch um einiges die Sohle der Hochebene, aber der Hang, an den sich das Dorf schmiegt, ist weit weniger steil, und auch der krönende Burgfels könnte von einem Kletterer leicht überwunden werden, wäre da nicht die hohe Ringmauer der inneren Burg. Die Vorburg am Fuß des Felsens ist ebenfalls durch eine hohe Mauer gesichert. Das Burgtor liegt gut sechs Fuß über dem Boden, und man erreicht es nur über eine Fallbrücke zu der mit Steinblöcken befestigten Erdrampe, über die der Weg vom Dorf heraufführt.
    Ein Angreifer hat nur eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten. Die Mauern zu untertunneln, ist aufgrund des Felsens unmöglich. Die Hanglage erlaubt keinen Belagerungsturm, und auch ein Rammbock wäre auf der engen Rampe nur schwer in Stellung zu bringen. Mit Wurfmaschinen ließen sich die hölzernen Dächer in Brand setzen, aber da alles Übrige aus Stein ist, würde sich der Schaden in Grenzen halten. Dennoch stellt die Vorburg die Schwachstelle der Verteidigung dar, denn hier gelangt man zumindest bis an die Mauer heran, was Leiterangriffe ermöglicht, und um solche abzuweisen, bedarf es einer ausreichenden Zahl beherzter Verteidiger.
    Gelingt es nicht länger, die Vorburg zu halten, können sich die Belagerten in die innere Burg zurückziehen, die sich wie eine Zitadelle auf dem Felsen selbst befindet. Der steile Zugang zum zurückgesetzten Tor geht über eine kurze Spitzkehre, die von drei Seiten durch Bogenschützen bewacht werden kann. Hier ist schwer durchzukommen, und selbst eine Handvoll Krieger könnte einen ganzen Heerhaufen aufhalten, solange Wasser, Nahrung und Pfeile reichen.
    Deshalb war der Zustand der Zisternen das Erste, was wir auf unserem Rundgang prüften. Auf dem Burgfelsen befinden sich zwei Zisternen und unten in der Vorburg eine weitere, noch größere. Sie werden vom Regenwasser gespeichert, das über eingemauerte Röhren von den Dächern abgeleitet wird. Dank des

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