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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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bei Bedarf Deckung geben zu können. Außerdem konnten sie Wasser tragen, Steine von der Mauer werfen, die Wurfmaschinen bedienen und sich anderweitig nützlich machen.
    Die Leute im Dorf wie auf der Burg arbeiteten fieberhaft an ihren Aufgaben. Tag um Tag verstrich, an dem ich in meiner Einbildung schon den Hornstoß einer unserer Späher zu hören glaubte und die Hufe galoppierender Pferde.
    Aber Robert zeigte sich nicht.
    Noch nicht.
    ***
    Eine ungewöhnliche Hitze machte allen zu schaffen.
    Zum Glück gingen in der Mitte der Woche ein paar Schauer nieder. Sie verhinderten ein Austrocknen der Feldfrucht, auch wenn der kurze Regen nur wenig Erleichterung brachte. Die Pflanzen sogen die Feuchtigkeit gierig auf, der Rest verdunstete in Stunden. Bei diesem Wetter schien das Korn schneller als gewöhnlich zu reifen, und vielleicht würden wir schon bald nach dem Johannisfest unseren Weizen ernten können.
    Um die Arbeiten zur Verteidigung der Burg so schnell wie möglich voranzutreiben, schuftete das ganze Dorf in der glühenden Hitze, wussten wir doch nicht, wie viel Zeit uns noch bleiben würde. Sogar die Kinder mussten helfen und führten unermüdlich Lasten schleppende Esel und Maultiere. Von den freien Höfen kamen junge Bauern, obwohl sie nicht zu Frondienst verpflichtet waren. Taten sie es aus Treue zu Berta, die sich für sie eingesetzt hatte, oder weil sie sich meinen Schutz erhofften? Wir fragten nicht. Jeder Freiwillige war uns unbesehen willkommen.
    Abends aßen die Leute ein karges, oft kaltes Mahl, um gleich darauf in bleiernen Schlaf zu fallen, denn schon vor dem Morgengrauen ging es mit schmerzenden Gliedern weiter, und dies ohne Unterlass den ganzen Tag lang. Kaum nahm man sich Zeit, Durst und Hunger zu stillen. Die Gemüter waren unruhig und aufs äußerste angespannt. Erschöpfung und brütende Hitze machten jeden gereizt und ungeduldig. Nicht selten fielen harsche Worte, und einmal schlugen sich zwei junge Burschen. Dann geschah ein Unfall beim Grasschneiden. Ein Bauer erlitt eine tiefe Schnittwunde in der Wade. Joana legte blutstillende Kräuter auf und verband das Bein. Und mich ärgerte, dass nun eine nützliche Hand fehlte.
    Joana benahm sich seltsam. Seit dem Tag, an dem sie ihre düsteren Vermutungen ausgestoßen hatte, war sie wenig zugänglich gewesen und sprach mit kaum einer Seele. Ich konnte mir nicht helfen, aber irgendwie beschlich mich der Eindruck, als sei besonders ich derjenige, den sie zu meiden suchte. Sie ging mir aus dem Weg, und wenn ich sie durch Zufall traf, dann machte sie ein verschlossenes Gesicht und fand einen Vorwand, um sich zu entfernen.
    Nun, ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich beaufsichtigte die Arbeit auf der Burg, zeigte den Knechten, wo die Dinge zu lagern waren, die sie herbeischleppten, begutachtete die Ausbesserungen an Mauerwerk und Toren, das Graben der Fallen auf dem Hang. Alles Wertvolle, Schmuck, Möbel oder Seidenstoff, wurde in den Turm getragen. Darüber beklagte sich Berta bitterlich, bis ich ihr erklärte, dass der Turm das einzige Gebäude ohne Holzdach war und so nicht brennen könne. Dann wiederum war ich zu Pferd unterwegs, um die Arbeit beim Holzschlagen oder auf den Feldern voranzutreiben. Ich ritt einen kräftigen braunen Wallach, einen der wenigen Gäule, die wir nicht in die Berge geschickt hatten.
    Alle, die irgendwie, wenn auch nur für Stunden, entbehrlich waren, halfen beim Heumachen. Frauen und Kinder wendeten unentwegt das frische Heu in der Sonne, um es zu trocknen. Die Männer schwangen ihre Sicheln und arbeiteten schweißüberströmt mit bloßem Oberkörper. Auch die Weiber trugen unter der glühenden Sonne nur leichtes Linnen, das herausfordernd an ihren Rundungen klebte. Um sich leichter bewegen zu können, hatten sie die Röcke hochgebunden, was die Beine sehen ließ. Ein Anblick, den die Männer genossen, und trotz der harten Arbeit flogen Scherze und Anzüglichkeiten hin und her.
    An einem dieser Nachmittage war ich zu den Wiesen am Agli hinausgeritten und war überrascht, Berta in der flimmernden Hitze mit einer großen Heugabel in der Hand inmitten der Bauersfrauen zu finden. Auch sie war sich nicht zu schade, mit geschürztem Rock zu arbeiten. Sie warf mir einen herausfordernden Blick zu, als warte sie nur darauf, ich würde etwas dagegen zu sagen haben.
    »He, Leute«, rief ich grinsend in die Runde. »Ich hoffe, ihr seid stolz auf eure
domina.
Sie schwingt die Heugabel so gut wie jede andere.«
    Das erntete

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