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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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kaufte, ritt ich zu meinen Nachbarn, um Unterstützung und Verstärkung zu erbitten. Aber da hatte ich mich getäuscht.
    »Die Borcelencs sind eine mächtige Familie geworden, mein Junge«, brummte der alte Bernard Berenguer von Peirapertusa, der mich ansonsten freundlich empfangen und zu meiner glücklichen Heimkehr beglückwünscht hatte. »Ich weiß vom Prior in Cubaria, dass die Burg verpfändet ist und er die Darlehen verkauft hat. Das ist unangenehm, aber man kann es ihm nicht verwehren.«
    »Ich bin in der Lage, alles sofort zurückzuzahlen«, entgegnete ich. »Niemand hat das Recht, die Burg zu nehmen, wenn ich die Schuld begleiche.«
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Das mag sein, doch gegen einen Borcelencs werde ich nicht antreten. Pferde und Waffen kannst du haben, Jaufré. Aber Männer werde ich nicht stellen.«
    Ich kaufte drei gute Gäule und belud sie mit Hafer und Weizenkorn, Schilden und Lanzen. Zum Abschied umarmte er mich.
    »Warum hilft dir nicht dein Oheim?«, fragte er.
    »Ich habe einen Boten geschickt, aber bis Odo Verstärkung senden kann …«
    »Kopf hoch, Junge!«, ermutigte er mich und tätschelte meine Wange. »Rocafort ist schwer zu nehmen. Haltet durch, bis Odos Männer kommen.«
    Ich besuchte noch zwei weitere Burgherren aus der Gegend, aber auch die waren nicht bereit, sich in die Fehde mit einem Borcelencs einzumischen. Sollte es zu einem Schiedsgericht kommen, würden sie gerne für mich aussagen, aber mehr könne ich nicht erwarten. Ich mochte es ihnen nicht verdenken, war doch mein Besitzrecht durch die Schuldverschreibungen vorübergehend zweifelhaft oder zumindest eingeschränkt. Wir mussten uns also allein auf unsere Klugheit und die Stärke Rocaforts verlassen, bis Odos Mannschaften anrückten. Dass er sie schicken würde, daran hegte ich keinen Zweifel. Es konnte jedoch Wochen dauern, denn ein Erzbischof unterhält kein stehendes Heer, und um Söldner anzuwerben, braucht es Zeit.
    Nach Tagen kam Hamid mit sechs weiteren Stuten ins Dorf geritten. Er hatte junge, kräftige und hochgewachsene Tiere gewählt und wollte gleich mit dem Decken beginnen, um nicht ein ganzes Jahr zu verlieren, wenn es nicht schon für dieses Jahr zu spät war. Und so gab ich ihm Ghalib mit. Ich ließ Alexis den Hengst reiten, und begleitet von einigen Knechten, brachen sie in die Berge auf. Wir behielten nur wenige Reittiere zurück.
    Gleich am ersten Tag der Vorbereitungen ließ ich die Wachmannschaft antreten. Da war Lois Bertran, den ich an der Zollstelle getroffen hatte. Er nickte mir fröhlich zu, so als freue er sich auf einen heißen Kampf. Vielleicht hatte er das Postenstehen satt. Einer fiel durch seine unruhigen Blicke auf. Er hieß Berlan, und sie nannten ihn
lo gort,
den Dicken. Dick war er in der Tat, und wie ein Kämpfer kam er mir nicht vor. Die anderen machten einen brauchbaren Eindruck. Auch mit ihrer Ausrüstung hatten sie sich Mühe gegeben, wenn auch niemand außer Brun und Jaume Kettenhemden trug. Gepolsterte Lederpanzer waren die Regel. Einem Escobon befahl ich, sein schartiges Schwert ausbessern zu lassen, und einem anderen mit Namen German, seinen allzu leichten Schild zu ersetzen.
    »Seht her, dies ist Brun, wie ihr inzwischen schon wisst.« Ich hatte ihn an meine Seite gewunken. »Er wird fürs Erste euer
capitan
sein.« Brun sah mich überrascht an. Auf unserer Reise hatte sich mein Vertrauen zu ihm gestärkt, und wer weiß, vielleicht befand sich noch ein Verräter unter den Männern. »Die nächsten Tage werdet ihr Waffenübungen machen, und zwar vom ersten Tageslicht bis Sonnenuntergang, ist das klar?«
    Ich wollte sehen, wie gut jeder Einzelne war, und sie alle, wenn es in der kurzen Zeit möglich war, zu einer einigermaßen schlagkräftigen Truppe ausbilden. Mit Brun und Jaume, Hamid und mir würden wir nur zehn waffenkundige Krieger sein. Das war verdammt nicht viel. Deshalb bat ich Drogo, weitere Männer aus dem Dorf auszuwählen.
    Da war zunächst Drogo selbst. Auf ihn und seine Körperstärke konnte man sich verlassen. Gustau war gut mit dem Bogen. Er brachte vier Burschen mit, die ebenfalls mit Bögen umzugehen verstanden. Aus einer Gruppe junger Bauern und Knechte wählten wir zwanzig kräftige Burschen aus, die wir bewaffnen und, so gut es ging, als Fußkämpfer ausbilden wollten. Spieße gab es genug, aber für mehr hatten wir keine Schilde und Helme. Weitere zwanzig würden sich mit Wurfspießen und Hirtenschleudern versehen, um unserer kleinen Truppe

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