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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Scherz noch niemandem geschadet, und ich sah, dass unsere Unbekümmertheit den gewünschten Eindruck hinterließ. Unsere Leute standen entspannter, die Furcht war aus ihren Augen gewichen.
    Roberts Männer bewegten sich so seelenruhig auf meinem Grund und Boden, als stünde ihnen alles frei zur Verfügung. Mannschaftszelte wuchsen aus dem nassen Boden, Latrinen wurden ausgehoben und Maultiere mit leeren Fässern zum Fluss geschickt, um Wasser zu holen. Ihre Pferde trieben sie in einen mit Seilen abgezäunten Weidegrund. Auf einem großen Heuwagen führten sie Sturmleitern mit, auf einem anderen Waffen, Seile, Werkzeug und Äxte, die eine Handvoll Männer nahmen, um Holz im nahen Wäldchen zu schlagen. Nicht weit vom Hang, der zur Burg aufsteigt, begannen sie, zwei
ballistae
zusammenzusetzen, mit denen man zolldicke, eisenbeschlagene Pfeile auf uns abschießen konnte. Darüber hinaus konnten wir jedoch kein schweres Belagerungsgerät entdecken.
    Ihr Lager zu schützen, kam ihnen allerdings nicht in den Sinn. Niemand machte Anstalten, einen Graben auszuheben. Und das Holz, das sie schlugen, war nicht für eine Palisade, sondern nur als Feuerholz gedacht. Sie mussten sich sehr sicher fühlen. Und mit Recht, denn wir waren natürlich zu wenige, um an einen ernsthaften Ausfall zu denken. In Mannschaften waren sie dreimal so viele und in Kampfstärke noch viel mehr, wenn man meine grünen Jungs gegen kampferfahrene
pezos
rechnete.
    »Vielleicht könnten wir Drogo eine Nachricht senden«, überlegte Hamid.
    »Wozu?«
    »Ein vorgetäuschter Nachtangriff von der Burg, um sie abzulenken, während er ihnen die Pferde stiehlt.«
    Ich lachte. »Nicht schlecht! Aber heben wir uns den Gedanken für später auf. Erst soll Robert seine Karten zeigen.«
    Wie auf Bestellung löste sich in diesem Augenblick ein einzelner
cavalier
aus den geschäftigen Umtrieben im Lager und näherte sich hoch zu Ross mit erhobener Lanze und einem an der Spitze befestigten weißen Tuchfetzen. Ich winkte ihn heran, und er ließ sein Pferd vorsichtig und im Schritt den Weg zum Burgtor erklimmen. Dabei spähte er beständig auf den Boden vor den Hufen seines Gauls aus Furcht, selbst in eine Falle zu treten.
    »Seid Ihr Jaufré Montalban?«, ließ er sich lautstark vernehmen, nachdem er sich auf Rufweite genähert hatte.
    »Der bin ich!«
    »Der edle Robert lässt Euch grüßen«, rief der Kerl mürrisch.
    »Ach, der edle Robert ist es, ja?«, antwortete ich höhnisch. »Hatte mich schon gewundert, wer uns da die Ehre gibt. Was will er denn?«
    »Das Lachen wird Euch bald vergehen!«, scholl es zurück.
    »Nun sprich schon, Mann, sonst spicken wir dich mit Pfeilen, dass du wie ein verdammter Igel aussiehst.«
    Unwillkürlich hob er den Schild, um seine Brust zu decken.
    »Verhandeln will er!«, rief er. »Ihr und
Senher
Robert allein.«
    »Gut!«, erwiderte ich. »Wir treffen uns auf halbem Hang und in einer Stunde, wenn die Sonne sich den Bergkämmen nähert! Aber jeder hat Anrecht auf drei Begleiter, darüber hinaus kommt niemand näher als fünfzig Schritt. Verstanden?«
    Der Mann nickte gleichmütig. »Geht in Ordnung.«
    Er wendete sein Pferd. Sein Rücken wäre ein gutes Ziel gewesen. Sicher wusste er das, denn steif und betont würdevoll ritt er davon.
    Ich stieg langsam zum Turm auf, um meine klammen Kleider zu wechseln und mich zu wappnen. Die tausend ungeklärten Fragen, die in meinem Kopf schwirrten, mussten warten. Berta fing mich auf halbem Weg ab.
    »Was wollen sie?«, fragte sie besorgt.
    »Verhandeln«, antwortete ich knapp. »Wir werden sehen.«
    Sie hielt mich am Arm fest. »Ich bin froh, Jaufré, dass dir nichts geschehen ist. Ich hatte schreckliche Angst um dich.«
    Von diesen Worten fühlte ich mich überrumpelt. Eigentlich wollte ich ihr danken, dass sie sich um Ramon gekümmert hatte, aber es fiel mir nichts Besseres ein, als dümmlich zu grinsen.
    »So schnell bringt man mich nicht um«, sagte ich und räusperte mich verlegen. Dann murmelte ich, ich müsse mich rüsten, und entschuldigte mich. Ich spürte ihren sorgenvollen Blick im Rücken, während ich zum Turm aufstieg.
    ***
    Sie warteten bereits auf uns, als wir vor das Tor traten.
    Allerdings in sicherer Entfernung von Gustaus Bogenschützen, die uns auf der Mauer den Rücken deckten. Wir marschierten den Hang hinunter und blieben auf halber Höhe stehen. Hamid und Jaume hielten sich zu meiner Linken, Brun zu meiner Rechten. Jeder war gewappnet, trug Helm und Schild und war zu

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