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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Robert, reicher Höfling, kluger Planer und Vordenker dieser Verschwörung gegen uns. Er sah immer noch nicht wie ein Krieger aus, eher wie ein erfolgreicher Kaufmann, der sich ein Leben im Überfluss leisten kann, oder ein mächtiger Bischof, den man in eine Rüstung gezwängt hatte. Immer schien er bemüht, seine niederen Absichten hinter einem gefälligen Benehmen zu verstecken. Oder wollte er damit nur seine Verachtung kundtun und mir zeigen, wie meisterhaft er alle Fäden in der Hand hielt? Doch so leicht würde ich es ihm nicht machen. In Ränken und Winkelzügen mochte er mir überlegen sein, aber nun hatte er sich auf ein Gebiet begeben, auf dem ich Meister war, dem Krieg.
    »
Domna
Berta ginge es weitaus besser, wenn Ihr von hier verschwinden würdet! Sagt, was Ihr zu sagen habt, und dann packt Euch, mitsamt Euren als Soldaten verkleideten Bauerntölpeln.«
    Einen Augenblick lang schwieg er, und es gelang ihm sogar, über meinen Ausbruch verletzt zu wirken. »Nun gut, kommen wir also zur Sache«, sagte er schließlich und seufzte. »Es ist nicht meine Schuld, dass Ihr Euer Erbe so unklug verspielt habt. Die Schuldscheine gehören nun einmal mir, und wer nicht zahlen kann …«
    »Wer sagt, dass ich nicht zahlen kann? Ich zahle gleich. Jetzt sofort!«
    Zur Antwort zuckte er nur mit den Schultern und sah mich leidvoll an.
    »Ihr habt kein Recht …«
    »Ich habe alles Recht der Welt!« Plötzlich klang Roberts Stimme scharf und nicht mehr so höflich. »Die Burg ist mein Pfand! Solange Ihr nicht zahlen könnt …«
    »Seid Ihr taub?«, schrie ich. »Ich zahle. Und zwar auf der Stelle!«
    Gleichmütig wandte er sich an Ricard. »Er meint, ich sei taub. Dann erklärt mir doch, was er sagt, Peyregoux.«
    »Ich höre immer nur, dass er nicht zahlen kann und auch nicht zahlen will«, antwortete Ricard kichernd. »Und anscheinend will er Euch die rechtmäßige Inbesitznahme der Burg verwehren.«
    Robert drehte sich mit fragender Miene zu seinen anderen Begleitern um. Die nickten eifrig. »Das können wir bestätigen, Herr!« Lambesc konnte sich nicht beherrschen und lachte laut auf.
    »Ist das wahr, Montalban?«, fragte Robert mit einem boshaften, kleinen Lächeln. »Ihr wollt mir meinen Besitz nicht aushändigen?«
    Hamid raunte mir ins Ohr. »Lass es, Jaufré. So kommst du nicht weiter.«
    »Wer meine Burg will«, knurrte ich, »der muss sie sich erkämpfen.« Damit wandte ich mich zum Gehen.
    »Einen Augenblick!«, hörte ich Robert sagen und hielt inne. »Wir können uns doch sicher gütlich einigen.«
    »Was wollt Ihr noch?«
    Er deutete auf das Lager seiner Männer unter uns. »Wir sind in der Überzahl. Lambesc hier kennt Eure Stärke. Mit Euren paar Wachmännern könnt Ihr Euch kaum verteidigen, geschweige denn siegen. Nur eine Frage der Zeit also. Ich habe auch keine Schwierigkeit, wenn nötig, noch mehr Männer unter meine Fahnen zu rufen. Ihr dagegen seid auf Euch allein gestellt. Niemand wird Euch helfen. Euer Onkel ist ein alter Mann, Euer Lehnsherr Bertran ist weit. In Tolosa hat ein Gefolgsmann Bertrans ohnehin keine Freunde. Und Eure Nachbarn haben nichts dabei zu gewinnen, Euch zu helfen.«
    Er machte eine Pause und sah mich milde lächelnd an. Ich hielt es für besser, ihn nicht darüber in Kenntnis zu setzen, dass wir Hilfe von Odo erwarteten. Aber ansonsten hatte er, verdammt noch mal, recht. Wir standen allein.
    »Ich hasse Blutvergießen«, fuhr er fort. »Seid also vernünftig. Übergebt mir die Burg freiwillig. Ich verspreche Euch freien Abzug. Ich könnte Euch Rocafort sogar als Lehen zurückgeben, wenn Ihr Euch mir anschließen und die Treue schwören wollt. Wir haben Großes vor. In jedem Fall kann ich Euch besser schützen als Euer alter Oheim.«
    Es war zu lächerlich, auf so etwas auch nur zu antworten. Wenn Joana recht hatte, dann würde er mich bei der ersten Gelegenheit beseitigen lassen. Außerdem unterstand die Burg militärisch den Tolosanern und konnte nicht irgendwem übergeben werden. Ich war sicher, er wusste das.
    »Was ist so wichtig an Rocafort?«
    Er zog die Brauen hoch und warf mir einen abschätzenden Blick zu. »Hat Euch der Alte nichts gesagt? Das erstaunt mich.«
    »Wenn wir uns gütlich einigen sollen, wie Ihr sagt, dann will ich wissen, um was es geht.«
    »Rocafort gefällt mir!« Er grinste. »Ein hübsches Tal dazu.«
    Dieses Gerede brachte uns nicht weiter. Angewidert wandte ich mich zum Gehen.
    »Ich will die Burg und das verdammte Testament«, presste er

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