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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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allem gerüstet, sollte es Verrat geben. Nur die Schwerter steckten in den Scheiden.
    Auch die anderen näherten sich vorsichtig. Sie waren ähnlich gerüstet und trugen dazu schwere Mäntel. Das wunderte mich, denn die Sonne war wieder herausgekommen und wärmte, auch wenn sie inzwischen tief stand. Aber ich dachte nicht weiter darüber nach. In der Mitte erkannte ich Robert an seiner hohen Gestalt und dem kostbaren, silberverzierten Helm. An seiner rechten Seite schritt der einäugige Graubart. Und Lambesc, der mich spöttisch angrinste. Da hörte ich Hamid neben mir überrascht durch die Zähne pfeifen, und als ich auf den vierten Mann blickte, wusste ich, warum. Mir stockte der Atem.
    »Mein guter Montalban. Ich grüße Euch«, begann Robert in bester höfischer Manier, als sie auf zehn Schritte herangekommen waren und nun ihrerseits stehen blieben. Er hatte bemerkt, auf wen ich so ungläubig starrte.
    »Vermutlich kennt Ihr meinen Verbündeten bereits, aber ich will ihn trotzdem vorstellen …« Er wandte sich freundlich lächelnd zu dem Mann an seiner Linken. »Der wohlgeborene Vetter des Grafen Bertran, Ricard de Peyregoux.«
    Es konnte nicht wahr sein!
    »Gelungene Überraschung, was, Montalban?«, zischte Ricard. In seinen Augen funkelte es. »Du siehst, du entkommst mir nicht.«
    Diese Wende hatte mich in der Tat aus dem Gleichgewicht geworfen. Der Mund muss mir lange offen gestanden haben. Wie hatte er es geschafft, mir so schnell nachzureisen? Und wenn diese verdammte Kellerratte Bertrans Vetter war, dann natürlich auch meiner, wie ich inzwischen wusste. Der Gedanke ließ mich schaudern.
    Robert lächelte entwaffnend. »Es war äußerst nützlich, einen verlässlichen Verbündeten in Graf Bertrans Nähe zu haben«, beeilte er sich zu erklären. »Oder besser gesagt, in Eurer Nähe.«
    Dabei zwinkerte er bedeutungsvoll, als müsse ich doch wissen, was er meinte.
    Und dann verstand ich. Er hatte Ricard nach Tripolis geschickt, um mich zu beobachten. Oder zu töten, durchfuhr es mich plötzlich, denn nun fielen mir Ricards unbedachte Worte ein, die er in der Halle des Grafen während unseres ungleichen Kampfes hatte fallenlassen. Mein Tod würde ihm viel Gold einbringen, hatte er gesagt. Robert musste ihn als Mörder gedungen haben. Immer mehr wurde mir das Ausmaß von Roberts Vorbereitungen bewusst. Mir schwante Übles. Was würde als Nächstes kommen?
    Ricards Augen waren Schlitze. »Jetzt stehst du mit dem Rücken zur Wand, Montalban«, fauchte er giftig. »Jetzt zermalmen wir dich und deine Brut!«
    Robert legte Ricard die eisenbewehrte Hand auf den Arm. »Mäßigt Euch, mein lieber Freund«, sagte er beschwichtigend. »Wir wollen das Ganze in Ruhe unter Edelmännern besprechen.« Und zu mir gewandt: »Übrigens, ich bitte um Verzeihung für den Übereifer meiner jungen Reiter.« Er deutete auf die beiden Leichen, die weiter oben lagen. »Nun haben sie ihren Ungehorsam mit dem Leben bezahlt.« Er hob die Schultern und zog ein betrübtes Gesicht, als habe er überhaupt kein Verständnis für ungestüme Gewalt. »Vielleicht erlaubt Ihr uns, den Leichen ein christliches Begräbnis zu geben.«
    »Die bleiben, wo sie sind«, knurrte ich, »damit Eure Männer wissen, was sie hier erwartet.«
    »Nun, ich hoffe doch, dass wir so etwas vermeiden können …«
    »Wo ist mein Sohn?«, unterbrach ich ihn barsch.
    »Raol?«, fragte er mit unschuldiger Miene. »Dem geht es prächtig. Ich habe ihn an den Hof von Tolosa geschickt.«
    »Was habt Ihr?«
    »Er ist unter der Obhut meines Bruders. Ihr müsst Euch nicht sorgen.«
    »Wenn er Euch als Geisel dienen soll …«
    »Montalban,
per Dieu!
Wie kommt Ihr nur darauf?«, rief er und hob beschwichtigend die Hand. »Raol selbst war begeistert. Kann es denn Besseres für einen jungen Mann geben? Er wird das Leben an Elviras Hof kennenlernen, sich vielleicht einen Namen machen können. In jedem Fall bekommt er dort den Schliff für Höheres.
Domna
Berta wird mir dankbar sein.« Er sah kurz zur Burg hinauf. »Ich hoffe, sie trägt sich wohl, die edle Berta.«
    Ob Raol nun Geisel war oder nicht, er würde es nicht zugeben.
    Ich hatte mich immer noch nicht von der Überraschung erholt, Bertrans Vetter hier in Rocafort und ausgerechnet als Roberts Verbündeten anzutreffen. Was mochte diese beiden verbinden? Ricard, dieser verbitterte junge Kerl mit dem grausamen Zug um den Mund, der die ganze Welt zu hassen schien. Und besonders mich aus Gründen, die ich nicht verstand. Und

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