Der Bastard von Tolosa / Roman
Mit erhobenem Fuß stieß ich ihn von mir, in den nächsten Angreifer hinein. Beide gingen zu Boden und fielen auf den unglücklichen Escobon, der immer noch schrie, aber so eingeklemmt war, dass er sich nicht mehr bewegen konnte.
Langsam erkannte ich wieder die Dinge um mich herum. Der Vorhof schien sich zu leeren. Joan und Cortesa hatten alle in Sicherheit gebracht. Am gegenüberliegenden Aufgang schob sich eine dunkle Masse von Männern hoch. Von dort hörte ich Bruns Stimme. Er war also in Stellung, und nun hatten wir Roberts Männer zwischen uns. Doch immer noch kletterten sie über die Mauer und standen gedrängt auf dem schmalen Wehrgang. Zwei machten sich daran, auf die darunterliegenden Ställe zu springen, doch ein anderer zog sie zurück. »Zuerst den Wehrgang freikämpfen«, rief er. Da der Weg in meine Richtung durch gefallene Leiber versperrt war, wandten sie sich zuerst gegen Brun. Es klang wie Hammerschläge, und Funken sprühten in der Dunkelheit, als Schwert auf Schild traf.
Jemand musste Feuer aus der Küche geholt haben, denn plötzlich tauchten Fackeln hinter Hamids Bogenschützen auf und beleuchteten den Kampf auf den Wehrgängen. Einer der Fackelträger war Martin. Ich werde ihm die Ohren langziehen, dachte ich noch, da flogen schon die Pfeile und schlugen in die ledergekleideten Leiber der
pezos.
Hamid und Gustau hatten Verstärkung von anderen Schützen bekommen. Zwei Angreifer kippten über die Zinne, ein anderer schwankte, hielt sich jedoch auf den Beinen. Dafür kletterten zwei weitere Krieger über die Zinne. Einer wurde im Gesicht getroffen, und mit einem Schrei stürzte er in die Finsternis vor der Mauer. Ein Kerl in Kettenpanzer, anscheinend ihr Anführer, schrie seinen Männern zu, sich mit ihren Schilden zu decken. Sie ließen von Brun ab, rückten eng zusammen und bildeten eine Wand aus Schilden, an der die Pfeile nutzlos abprallten.
Es musste auch hier eine Leiter an der Zinne lehnen, denn neben mir tauchte ein behelmter Kopf auf. Ich schwang mein Schwert und traf sein Kinn, und während er noch auf der Leiter schwankte, stach ich ihm in die Kehle, so dass er, ohne einen Laut von sich zu geben, rücklings in die Nacht stürzte.
Unsere jungen Kämpfer hinter mir packten schwere Feldsteine, die wir auf den Wehrgängen gestapelt hatten, und warfen sie auf den Feind, der versuchte, die Leiter zu erklimmen. Ich hörte Flüche, Schreie und schwere Stürze. Lois Bertran und ein anderer zogen eine der langen Stangen zu sich herauf und stießen mit dem am Ende befestigten eisernen Bügel die Leiter von der Mauer.
Ich wagte, den Kopf über die Zinne zu strecken.
Zuerst konnte ich in der Schwärze, die vor der Burg herrschte, kaum etwas erkennen. Dann sah ich zwei Leitern an der Zinne lehnen. Auf beiden befanden sich Männer, die aber wegen der Pfeile nicht wagten, über die Mauer zu klettern. Dann bemerkte ich etwas weiter auf Bruns Seite, dass sie dort ebenfalls eine Leiter anlegten.
Der Anführer der
pezos
gab einen Befehl, und drei seiner Leute stürzten vor, um Brun daran zu hindern, die Leiter wegzustoßen. Gleich schwirrten Pfeile um sie herum, trafen aber nicht. Ich winkte Lois Bertran hinter mir mit der Stange heran und ließ für einen Augenblick Schild und Schwert fahren. Wir packten die Stange und zielten den eisernen Bügel auf die
pezos,
die immer noch mit hocherhobenen Schilden nach Pfeilen Ausschau hielten und nicht auf uns achteten.
»Jetzt!«, schrie ich, und wir rammten die Stange schwungvoll in diese Gruppe. Ich spürte den Aufprall stechend in meiner verwundeten Brust und brüllte vor Schmerz. Aber die Wucht des Stoßes hatte zwei zu Boden gestreckt und die ganze Reihe zum Torkeln gebracht. Einer strauchelte derart, dass er mitsamt Schild und Speer auf das darunterliegende Stalldach fiel und gleich weiter in den Vorhof abrutschte, wo er schwer auf dem Boden aufschlug. Zu meinem Erstaunen sah ich dort unten Cortesa, die geistesgegenwärtig eine Mistgabel ergriff und dem Kerl durch den Leib rannte, bevor er sich erheben konnte.
Als habe die Magd uns Glück gebracht, wendete sich jetzt das Blatt, denn nun dauerte es nicht mehr lange, bis wir den Wehrgang zurückerobern konnten. Hamid und Gustau trafen drei weitere von Roberts Männern. Brun konnte zwei seiner Widersacher niedermachen, und Lois Bertran und andere bedrängten mit meiner Hilfe die Verbliebenen so sehr, dass der
capitan
der
pezos
sich kurzerhand zum Rückzug entschloss und von der Mauer sprang. Andere
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