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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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zuletzt. Das war sein Leitspruch gewesen.
    Natürlich hatte ich einen verdammten Plan! Auch wenn der Herrgott mir diesen erst vor wenigen Augenblicken eingegeben hatte. Aber das musste nicht jeder wissen, oder?
    »Unten im Tal ist eine alte Römerbrücke«, erwiderte ich grimmig. »Es ist eine enge Stelle. Aber da müssen sie durch, und da werden wir ihnen auflauern.«
    »Gut«, murmelte Hamid. »Ich wusste, auf dich ist Verlass!«
    ***
    Wir lagen auf dem flachen Hang oberhalb der alten Brücke.
    »Sie kommen«, raunte Hamid und deutete auf die Anhöhe, wo Lanzen und Helme gepanzerter Reiter auftauchten. Von dort führte die Straße bergab in eine schmale Talmulde, die uns gegenüber durch einen steilen und felsigen Hang begrenzt war. Auf der Sohle dieser Mulde überquerte die Brücke eine enge Schlucht, die ein Bach durch den Hang gegraben hatte. Auf der anderen Seite der Schlucht, also am linken Ufer des Baches, verlief die Straße weiter und verschwand nach einer langen Kurve zwischen den Hügeln.
    Roberts Marschordnung war uns durch berittene Späher gemeldet worden. Er selbst, mit seinen Dutzend Rittern, stellte ziemlich unbekümmert die Vorhut, als erwarte er nicht die geringste Gefahr. Warum auch? Dachte er doch, wir säßen noch immer eingeschlossen in der Burg.
    In kurzem Abstand ein Maultiertross von vielleicht zwanzig Tieren, dann folgte eine unordentliche und langgezogene Marschkolonne Fußvolk, wir zählten etwa fünfzig von ihnen. Darunter auch einige wenige Bogenschützen. Sie trugen Bauernkleider und schienen nur dürftig bewaffnet zu sein. Das gab mir Hoffnung, denn gegen Bauernvolk konnten wir uns eher behaupten. Zuletzt aber kamen drei Dutzend
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gut bewaffnet und in Lederpanzern. Sie schienen die trödelnden
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vor sich herzutreiben und würden, neben den Reitern, die weitaus größere Herausforderung darstellen. Dass Robert so viele Bauern von seinen Ländereien geholt hatte und dies mitten in der Erntezeit, wenn sie am meisten gebraucht wurden, deutete an, dass er keine weiteren Söldner hatte finden oder bezahlen können. Oder er unterschätzte uns immer noch und war sich sicher, die Sache schnell zu Ende zu bringen.
    In der Nacht waren wir ohne Unterbrechung bis hierher marschiert, hatten Kundschafter ausgeschickt, uns ein Versteck auf einem Hügel gesucht und sogar einige Stunden versucht zu schlafen, obwohl die meisten viel zu aufgeregt gewesen waren, um ein Auge zu schließen. Seit den frühen Morgenstunden lagen wir nun hier auf unserem Posten und warteten. Die Sonne näherte sich inzwischen ihrem Höchststand. Hoch über uns schwebte gemächlich ein Bussard. Ein Jäger, der seine Beute ausspäht, so wie wir.
    Unser Schlachtplan war gewagt, aber denkbar einfach. Die Brücke spielte dabei die Hauptrolle, denn die kleine Schlucht, in deren Tiefe der Bach floss, ließ sich nur zu Fuß und durch mühsames Klettern überwinden. Ich hatte vor, Roberts Haufen in zwei Teile zu schneiden, um jede Hälfte einzeln zu besiegen. Gustau und seine Männer lagen auf unserer Hangseite und entlang der Talmulde versteckt. Unsere Reiter standen etwas abseits im Schutz des Waldes verborgen.
    Wir knieten nieder und murmelten ein kurzes Gebet.
    Dann gab ich Hamid das Zeichen, zu seinen Reitern zu schlüpfen. Das waren Guilhem, Severin, Brun, Jaume, Vilapros und von der alten Wachmannschaft Lois Bertran, Esteve und German, mit Hamid also neun. Alexis und zwei Knechte würden die Ersatzpferde ins Feld führen, falls wir einen Gaul oder neue Waffen brauchten. Mit Vilapros’ Leuten und den Bauern, die sich uns angeschlossen hatten, befehligte Gustau an die dreißig Mann, die mit Bögen, Schleudern und Wurfspeeren bewaffnet waren.
    Ich beobachtete Roberts Reiter, die inzwischen fast die Sohle der Talmulde erreicht hatten. Die Hufe ihrer Reittiere wirbelten feinen Staub auf, der wie eine dünne Nebelwolke in der Luft hing. Drogo und ich selbst würden unsere zwei Dutzend schildbewehrten Speerkämpfer anführen. Vorläufig lagen wir hinter einem riesigen Felsbrocken versteckt.
    Thor und Odin hechelten aufgeregt an meiner Seite. Ich flüsterte ihnen beruhigende Worte zu und strich auch über Ghalibs Fell. Der Hengst drehte mir seinen Kopf zu und blähte die Nüstern auf. Ein Zittern lief über sein schwarzes Fell, als schien er zu spüren, dass es bald ernst werden würde. Als Schutz hatte ich ihm einen schweren, mit Kettenpanzer bewehrten Lederschurz vor die Brust geschnallt. Ich selbst trug, ebenso wie Hamid,

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