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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Waffen auf den Boden warfen.
    »Bindet sie!«, knurrte ich. Viele der Söldner lagen tot in ihrem Blut oder wimmerten schwerverwundet. Und dennoch war es einem guten Dutzend gelungen, an unseren Reitern vorbeizukommen und wie die Bauern das Weite zu suchen.
    Deshalb sagte ich zu Brun: »Nimm vier Reiter, verfolgt die Flüchtenden und tötet, wer sich weigert, Waffen und Rüstung niederzulegen.«
    Ich stieg vom Pferd und reinigte mein Schwert an einem Grasklumpen. Ghalib hatte von dem Speerstich zum Glück nur eine leichte Wunde an der Schulter. Sein Lederpanzer hatte das Schlimmste verhütet. Er tänzelte und war immer noch aufgeregt, bis meine Stimme ihn beruhigte.
    »Seid Ihr verletzt,
Senher?
«
    Es war Alexis, und sein Gesicht war voller Sorge. Ich sah an mir herunter. Mein Panzer war an vielen Stellen mit Blut besudelt. Mein Blick fiel auf seine rechte Hand, die er an die Hüfte gepresst hielt. Es quoll rot zwischen den Fingern hervor.
    »Mir geht es gut, aber was ist mit dir, Junge?«
    »Ein Speer hat mich gestreift.«
    Hamid kam zu uns herüber. Auch er blutete. Sein linkes Auge und die Wange waren davon zugekleistert.
    »Was ist mit deinem Auge?«
    »Nichts. Nur eine Platzwunde über der Braue, glaube ich.«
    Er riss Alexis’ Tunika auf und sah sich dessen Hüfte an.
    »Eine flache Fleischwunde. Im Lager kümmere ich mich darum.«
    »Was hattest du mitten im Kampfgetümmel zu suchen, Alexis?«, fragte ich ärgerlich.
    »Ich dachte, Ihr würdet einen Schild brauchen oder eine Lanze, Herr«, sagte er und schlug die Augen nieder. »Daran hätte es doch nicht mangeln dürfen.«
    »Also gut«, knurrte ich und tätschelte ihm rauh auf die Wange. »Aber das nächste Mal trägst du einen Lederpanzer, verstanden? Von denen haben wir heute genug erbeutet.«
    Gustaus Leute waren vom Hang heruntergekommen und begannen, den toten und verwundeten Feinden ihre Habseligkeiten abzunehmen. Die toten Bauern hatten kaum Wertvolles bei sich, aber bei den
pezos
fanden sich immer ein paar Münzen des letzten Solds, eine silberne Schnalle, ein schöner Gürtel oder ein gut gearbeiteter Dolch.
    »Waffen und Rüstungen gehören mir«, rief ich laut in die Runde. Da fiel mir Gustau auf, wie er die Gefallenen abtastete. Aber es war nicht Gold oder Silber, das er suchte, sondern seine Pfeile, die er vom Boden auflas oder den Toten aus dem Fleisch riss. Auch bei den Verwundeten war er nicht zimperlich. Mich schauderte. Gustau war nur noch von Rache beseelt und ohne Gnade.
    Und dann brachten sie Drogos Leiche.
    Herrgott, nein! Drogo tot?
    Das durfte nicht sein. Ich warf mich an seiner Seite auf die Knie und fasste seine schlaffe Hand. Eine Reiterlanze war durch die Kehle gedrungen und hatte ihm das Lebenslicht ausgelöscht. Ich küsste die schwieligen, leblosen Finger und drückte ihm die Augen zu. Ach, dachte ich voller Schmerz, was hat denn ein Schmied auf einem Schlachtfeld zu suchen? Er hätte niemals kämpfen dürfen. Sein Gesicht war noch von der Anstrengung gezeichnet. Zum Glück hatte der Stahl ihn auf der Stelle getötet und langes Leiden erspart. Ich nahm sein Schwert an mich und stand schwerfällig auf.
    Die Schlacht an der Brücke hatte uns acht Tote gekostet, darunter auch der junge Joan aus dem Dorf, den ich besonders gemocht hatte. Weitere sieben waren verwundet, davon drei schwer, die vielleicht den Tag nicht überleben würden. Wir hatten gesiegt, aber nicht ohne schwere Opfer.
    Den überlebenden
pezos
ließen wir nur ein Hemd über der nackten Haut und das Versprechen, sie nicht zu töten, wenn sie schworen, niemals mehr Waffen gegen Rocafort zu erheben. Dann ließen wir sie laufen.
    Die Hälfte von Roberts Maultieren konnten wir gleich einfangen. Sie trugen Proviant und Waffen, beides hochwillkommen. Die nackten Leichen des Gegners legten wir an den Wegrand. Es waren zu viele und wir zu erschöpft, um sie zu bestatten. Unsere eigenen Toten und Verwundeten luden wir auf die Pferde, und nachdem Brun zurückgekommen war, machten wir uns zu Fuß auf den Weg.
    Es wurde ein langer, trauriger Aufstieg. Nun wussten meine Jungs, wie es ist, dachte ich und blickte in ihre schwitzenden, blut- und staubverklebten Gesichter. Manche marschierten wie unter einer Bürde gebeugt, betäubt von den schrecklichen Eindrücken. Andere ernst, aber aufrecht. Das waren die geborenen Kämpfer, und ich merkte sie mir für später.
    Als wir uns am frühen Abend dem Lager näherten, sahen wir schon von weitem einen einsamen Reiter von einer Höhe

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