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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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auf uns herabblicken. Als wir uns näherten, erkannte ich Berta auf ihrem Schecken.
    »Du lebst also«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte.
    Dann fiel ihr Blick auf Drogos Leiche, die über Ghalibs Rücken hing. Als sie erkannte, wer es war, wurde sie bleich.
    »Mon Dieu!«
Mehr bekam sie nicht heraus.
    Wir zogen weiter. Kaum jemand sagte ein Wort, und doch schritten viele mit einer neuen Entschlossenheit einher. Sie schuldeten es den Toten, die Sache glücklich zu Ende zu bringen. Im Lager empfing man uns in betretenem Schweigen. Nur hier und da wehklagte eine Mutter um ihren Sohn oder ein Weib um ihren Mann oder Bruder. Ich umarmte Gisla, Drogos Weib, und Jaufré, seinen Sohn. Ihm gab ich das Damaszenerschwert.
    »Dein Vater war ein tapferer Mann, Jaufré«, sagte ich zu dem Jungen. »Sein Mut hat uns heute die Schlacht gewinnen lassen.«
    Alexis half mir, die Rüstung abzulegen. Ich betastete die Wunde an meiner Schulter, aber es war nichts. Die Speerspitze war nur einen halben Daumen tief durch den Panzer gedrungen. Hamid wusch sich die Hände und machte sich mit Joana daran, die Verwundeten zu versorgen. Zuletzt auch Alexis und mich.
    Da trat Berlan
lo Gort
auf uns zu, denn er war zurückgekehrt.
    »Hast du Kunde von Odo?«, fragte ich ihn ungeduldig.
    »Ja,
Castelan
«, sagte er ernst. »Euer Oheim ist verstorben.«
    »Was sagst du?«
    Auch das noch. Der zähe alte Fuchs, nun war er nicht mehr. Der Kopf fiel mir auf die Brust. Tränen liefen mir über die Wangen, und dies nicht nur für Odo. Ich griff nach einem Weinschlauch. Wo war Guilhem, verdammt? Denn heute war eine gute Nacht zum Saufen.

Das Turnier
    Sanctus Petrus, Patron des Wetters und der Schiffbrüchigen, der Reuigen und Büßenden; beschützt vor Besessenheit, Tollwut, Fieber, Schlangenbiss und Diebstahl
    Quarta Feria, 29. Tag des Monats Juni
    A lso, was wollt Ihr, Montalban?«, fragte Robert hochnäsig, als täte er mir nur widerwillig den Gefallen, sich hier mit mir auf freiem Feld zu treffen.
    Ich lächelte gelassen und gab mir Zeit mit der Antwort.
    Hochmütig mochte er sich geben, aber die Blässe seiner Wangen, die dunklen Schatten unter den Augen und die unruhigen Bewegungen sprachen eine andere Sprache. Es ist der Tod, dachte ich, der Tod, der sich ihm so unerwartet in den Weg gestellt hat. Rocafort zu nehmen, hatte ein Leichtes sein sollen, denn was war an Gegenwehr schon von sechs faulen Wachleuten und zwei müden
veterani
aus Outremer zu erwarten gewesen. Ein Spaziergang, eine kleine Übung für seine
pezos.
Aber nun war die Fehde hässlich geworden, eine Menge Blut war geflossen, Männer hatten den Tod gefunden, hauptsächlich seine Männer.
    Äußerlich war er immer noch der mächtige
senher,
der gewandte Höfling und Edelmann, wie immer glattrasiert, das Zaumzeug seines Reittiers und der kostbare Kettenpanzer tadellos poliert und frisch geölt. Seine Rüstung stank nicht, denn er hatte nie darin gekämpft. Warum auch? Ein Borcelencs ließ andere für sich kämpfen. Doch nun umwehte der unerträgliche Gestank des Krieges ihn selbst.
    Ich sah seinen unsteten Blick über meine eigene Erscheinung gleiten, wie ich drei Schritte vor ihm auf meinem schwarzen Araberhengst saß. Gegensätzlicher konnte mein Anblick kaum sein. Mein alter Kampfpanzer mit seinen ausgefransten Lederborten war angerostet, verdreckt und blutverkrustet, der Schild zerbeult, voller Kratzer und ausgebesserter Axtspuren.
    Ich war sicher, er hatte auch nicht die frischen, silberhellen Scharten auf meinem Schild übersehen und das getrocknete Blut, das ich mit Absicht nicht entfernt hatte, die Spuren unserer siegreichen Schlacht an der Brücke. Auch Hamid neben mir saß wie ein
centaurus
im Sattel, hart wie ein Fels, ein Kerl, dem man lieber aus dem Weg ging. Nein, mit gesitteten Höflingen hatte Robert es hier nicht zu tun. Sollte er sich ruhig an unserem Anblick weiden.
    Ich ließ mir deshalb noch ein wenig Zeit und warf einen Blick auf Ricard, der neben Robert auf seinem hübschen Fuchs saß und mich unter zusammengekniffenen Lidern anstarrte. Auch ihm war das Lachen vergangen.
    »Nun redet schon!«, rief Robert ungeduldig. »Was wollt Ihr von mir?«
    Früh am Morgen hatte ich einen Boten zur Burg geschickt und die beiden mit einem Tauschgeschäft geködert. »Heute ist Sankt Petrus«, sagte ich. »Schützt er nicht gegen Diebe? Ein guter Tag, um mein Eigentum zurückzufordern.«
    »Ich bin nicht gekommen, um mich beleidigen zu lassen. Sagt gleich, was Ihr wollt,

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