Der Bastard von Tolosa / Roman
sonst ziehen wir uns zurück.«
Roberts Unruhe übertrug sich auf sein Pferd, das begann, den Kopf hochzuwerfen und an der Trense zu zerren. Die Versuche, den Gaul wieder in seine Gewalt zu bringen, machten das Tier nur noch reizbarer, und es dauerte eine Weile, bis wir weiterreden konnten.
»Ich will Euch einen Vorschlag machen«, sagte ich in versöhnlichem Ton. »Ein Vorschlag, der mir für beide Seiten annehmbar erscheint. Aber erst müsst Ihr zwei Bedingungen erfüllen. Dann reden wir. Nicht vorher!«
»Was für Bedingungen?«
»Ich will meinen Sohn sehen, wie vereinbart.«
Das war die Voraussetzung für dieses Treffen gewesen, wie ich meinem Boten eingeschärft hatte. Ich wollte sichergehen, dass Ramon noch lebte.
Robert lächelte dünnlippig. »Natürlich«, sagte er und gab ein Handzeichen, woraufhin sich zwei Reiter aus der Gruppe der feindlichen
soudadiers
lösten und langsam auf uns zukamen. Ich erkannte Lambesc und den einäugigen Graubart. Mit sich führten sie ein drittes Pferd, auf dem mein armer Ramon saß. Er sah unversehrt aus, wie ich erleichtert bemerkte, aber Lambesc hielt ihm eine nackte Schwertklinge an die Kehle.
»Ich rate dir keine falsche Bewegung, Montalban!« Es war Ricard, der mich mit kaltem Hass musterte. Was war mit diesem Kerl? Was hatte ihn so ätzend bitter gemacht?
»Und die zweite Bedingung?«, fragte Robert ungeduldig.
»Die zweite ist«, sagte ich und deutete auf Peyregoux, »dass Ihr mir diese Kakerlake aus den Augen schafft.«
»Fil de puta!«,
zischte Ricard und zog seine Waffe.
Aber Robert wies ihn scharf zurecht. Wieder nutzte sein Pferd die Gelegenheit, unruhig zu tänzeln und zu bocken. Robert schlug dem Tier mit dem gepanzerten Handschuh um die Ohren. Ihm standen Schweißperlen auf der Stirn, und er war sichtlich wütend, sowohl auf seinen Gaul als auch auf Ricard. Gab es einen Riss in ihrem Bündnis?
»Ich habe keine Geheimnisse vor Peyregoux«, sagte Robert verdrießlich.
»Dann haben wir keinen Handel miteinander!«, knurrte ich und wendete meinen Hengst. Hamid folgte mir. Schon nach wenigen Schritten rief Robert uns zurück. Wir blieben stehen und sahen uns um. Ricard rammte wütend sein Schwert in die Scheide und bedachte mich mit einem mörderischen Blick. Dann machte er kehrt und trollte sich.
Langsam lenkten wir die Pferde wieder näher.
»Zufrieden?«, grollte Robert. Sein Brauner schien sich beruhigt zu haben. Vielleicht mochte er Ricard ebenso wenig wie ich.
»Bringt den Jungen näher«, sagte ich.
Auf Roberts Handbewegung hin näherten sich Lambesc und Graubart mit meinem Sohn in der Mitte. Ramon kauerte eingeschüchtert im Sattel und wagte niemanden anzusehen. Nur sein Kopf wackelte unsicher, und seine Schultern zuckten gelegentlich ein wenig. Er hatte Angst vor dem Schwert, das ihn bedrohte. Er war dreckig, die Haare hingen ihm wirr in die Stirn, aber er war unverletzt. Einmal nur hob er kurz den Blick und sah mir ängstlich in die Augen, aber ob er mich erkannte, hätte ich nicht sagen können.
»Ihr habt ihn nicht misshandelt«, sagte ich gleichmütig, denn ich wollte nicht zeigen, wie sehr der Junge mir am Herzen lag. »Gut für Euch. Das macht es leichter zu verhandeln.«
Entspannt winkte ich Roberts Leuten zu, sie mochten sich zurückziehen. Auch Hamid bat ich, uns allein zu lassen.
»Hör zu, Borcelencs.« Ich war es leid, den Höflichen mit diesem Schurken zu spielen. »Deine Zeit ist abgelaufen. Ich will meine Burg zurück! Und alles, was mir gehört, auch meinen Sohn! Ich will Bezahlung für die Verluste an Mensch und Tier und einen angemessenen Ausgleich für meine verlorene Ernte!«
Völlig verdutzt starrte er mich an. Dann kräuselten sich seine Lippen zu einem verächtlichen Grinsen. »Bist du verrückt geworden, Montalban?«, lachte er höhnisch. »Warum, zum Teufel, sollte ich dem zustimmen?«
»Weil ich dir gebe, was du willst!«, zischte ich. »Ich gebe dir das verfluchte Testament, an dem dir so gelegen ist.«
***
Das verfluchte Testament.
Ja, ich hatte mich entschlossen, es ihm anzubieten. Aber nicht ohne Kampf. Und Kampf zu meinen Bedingungen.
Am Abend nach der Schlacht an der Brücke hatten wir in der Tat bis zum Umfallen gesoffen. Nicht nur Guilhem und ich, auch Brun, Vilapros und Severin. Ebenso Matiu, der Jäger, und Lois Bertran, mein wackerer
soudadier.
Hamid dagegen hatte es vorgezogen, sich früh schlafen zu legen, Gustau war für niemanden ansprechbar, und Jaume hatte wohl angenehmere Gesellschaft
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