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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Angst vor einem weiteren Hinterhalt.«
    Seine Miene hatte sich wieder verfinstert. »Ich habe deinen Sohn, vergiss das nicht!« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Ramon.
    »Ein nutzloser Krüppel.«
    Sein Blick wurde unsicher. »Und Raol natürlich«, fügte er lahm hinzu.
    »Ach ja, Raol. Wie geht es ihm?«
    Berta hatte mir aufgetragen, Robert unbedingt nach unserem Sohn zu fragen. Sie war besorgt, ebenso wie ich selbst, auch wenn ich das Robert nicht zeigen wollte. Als die Sprache auf Raol kam, schien sich Roberts Laune zu bessern. Er genoss es geradezu, mir von ihm zu berichten. Bevor er nach Rocafort zurückgekehrt sei, habe er Boten aus Tolosa empfangen. Angeblich war mein Sohn der
Comtessa
Elvira und ihrem Hofstaat vorgestellt worden. Er habe alle entzückt mit seinem guten Aussehen und gefälligem Gebaren. Dieses Gerede diente nur dazu, mir seine Macht über Raol zu zeigen und seinen Einfluss am Hof von Tolosa. Ich hob die Hand und unterbrach seinen Redeschwall.
    »Ich weiß, um Raols Sicherheit muss sich niemand sorgen, denn ohne den Erben nützt dir auch das Testament nicht, habe ich recht?« Ich lächelte sanft. »Nur die Zeit läuft dir davon, Robert. Die Zeit.«
    Er runzelte die Stirn, und seine Augen verengten sich, als ob er zu erraten versuchte, was ich im Schilde führte. Ich ließ ihn ein wenig schmoren, bevor ich weitersprach.
    »Je länger es dauert und je blutiger die Sache wird, je schwieriger wirst du alles erklären können, was sich hier abspielt. Kunde davon wird nach Tolosa dringen. Schon jetzt sind Boten unterwegs zu meinem Oheim.« Ich log, denn von Odos Tod konnte er noch nichts wissen.
    »Dummes Geschwätz«, erwiderte er hitzig. »Ich streite alles ab. Nichts ist geschehen, außer, dass du mir mein Eigentum verweigert hast, so dass ich es mir mit Gewalt nehmen musste. Wer schert sich schon darum, dass dabei ein paar Leibeigene ins Gras beißen, eh?«
    »Ich sage, die Zeit läuft dir davon. Ich höre, deine Söldner beginnen schon, dir wegzulaufen.
Fortuna
ist dir abhandengekommen, so glauben sie.« Ich konnte an seinem verkniffenen Mund sehen, dass ich einen wunden Punkt getroffen hatte. »Wenn du lange wartest, bist du bald allein auf der Burg, und irgendwann werden dir die Vorräte ausgehen. Du wirst alles verlieren, wenn es dir nicht sehr bald gelingt, mich zu töten. Die Urkunde dazu hast du ja schon.« Ich lachte gehässig.
    Das Ganze war ziemlich dick aufgetragen, aber ich sah an seinem Gesicht, dass ich ihn verunsichert hatte, besonders nach den Schlappen, die er hatte einstecken müssen.
    »Was willst du also?«, fragte er barsch, um die Anspannung zu verbergen.
    »Bringen wir es zu Ende«, sagte ich. »Du und ich. Schnell und ehrenvoll!«
    »Was soll das heißen?«
    »Ein Gottesurteil. Gewinner bekommt Burg und Testament. Dann ist die Sache bereinigt.«
    Er lachte unsicher. »Ein Zweikampf? Lächerlich!«
    »Nein. Kein Zweikampf. Eher ein
tornei
nach altem Brauch, aber mit scharfen Waffen. Zwei Parteien im offenen Kampf, gleiche Anzahl Reiter. Ansonsten ist alles erlaubt, bis einer der Anführer tot oder gefangen ist.«
    »Warum sollte ich das annehmen? Ich habe immer noch deinen Krüppel von Sohn. Ich glaube kaum, dass er dir so gleichgültig ist, wie du vorgibst. Was sagst du? Dein Sohn gegen das Testament?« Er grinste hinterhältig.
    »Nicht so schnell, Robert! Auch ich habe ein Pfand.«
    Auf mein Zeichen hin brachten Brun und Jaume den jungen Jordan. Wir hatten ihn in einfache Bauernkleider gesteckt, und er trug, wie vor Tagen Drogos unglücklicher Knecht, einen leeren Mehlsack über den Kopf gezogen, so dass Robert nicht ahnen konnte, um wen es sich handelte.
    Ich wollte sein Gesicht genau beobachten, wenn sie dem Jungen den Sack vom Kopf nahmen.
    Ich nickte Brun zu. Eine bessere Wirkung hätte ich mir kaum wünschen können. Als Robert seinen Knappen erkannte, riss er die Augen auf, schluckte heftig und wurde blass wie ein Leinentuch. »Nein!«, flüsterte er und kniff die Augen wie im Schmerz zusammen.
    »Dein
bel amic
«, sagte ich nicht ohne Grausamkeit. »Ein hübscher Knabe.«
    »Das ist nicht wahr«, stammelte Robert wie betäubt.
    »Wir wissen, dass du Schändliches mit ihm treibst.«
    »Er ist mein Knappe, weiter nichts.«
    »Er hat alles gestanden, Robert. Unter Zeugen.«
    Er zuckte zusammen. »Stimmt das, Jordan?«, fragte er den Jungen, sichtlich erschüttert, denn seine Stimme konnte man kaum noch hören. Jordan liefen die Tränen hinunter.
    »Es tut mir

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