Der Bastard von Tolosa / Roman
sich mit gedämpften Stimmen.
Es war ein stiller Abend, an dem jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.
Als die Sonne sich dem Horizont näherte, tauchte zu aller Überraschung Berta auf ihrem Schecken auf. Sie stieg vom Pferd und schien nur mich zu sehen.
»So kann ich dich nicht in den Kampf ziehen lassen«, sagte sie leise, als sie auf mich zutrat. Sie hob die Hand und berührte die Narbe an meiner Wange. »Ich muss mit dir reden.«
Wir wanderten lange am Waldrand entlang, bis wir eine einsame Stelle auf einem flachen, moosbewachsenen Felsen fanden. Hier ließen wir uns in der letzten Abendsonne nieder.
»Joana hat recht«, sagte sie.
»Womit?«
»Dass ich eine dumme Gans bin, die nicht weiß, was gut für sie ist.«
»Du bist keine dumme Gans.«
»Ob ich etwa Angst vor der Liebe hätte, hat sie gefragt. Was könne denn mehr zählen in einer schlechten Welt als die Liebe. Und worauf ich eigentlich noch warten würde? Bis ich eine alte, vertrocknete Jungfer sei?« Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn das klang ganz nach Joana. Berta rückte näher. »Findest du mich auch schon alt und vertrocknet, Jaufré?«
Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und küsste sie sanft. Sie schlang ihre Arme um mich und schmiegte sich dicht an mich.
»Bitte verzeih mir«, flüsterte sie in meinen Bart. »Du bist mir alle meine Liebe wert. Schon immer gewesen. Ich hatte nur Angst, du könntest mich verlassen. So wie damals.«
Ich strich eine Haarlocke aus ihrer Stirn. »Nur wenn du mich fortschickst.«
»Nie mehr! Ich verspreche es.«
Wir sanken auf das Moos und hielten uns umschlungen, während das späte Sonnenlicht in ihren Augen leuchtete. Immer wieder küsste sie mich, bis die Lust uns die Kehle zuschnürte und nach Atem ringen ließ. Sie half mir, ihr Mieder aufzuschnüren und die Beinkleider abzustreifen, die sie immer noch trug. Ich öffnete meinen Gürtel und entledigte mich hastig meiner Kleider. Als ich mich ihr zuwandte, lag sie vor mir im Licht des goldenen Abendhimmels, und es war, als hätte ich nie ein schöneres Weib erblickt. Die sanfte Abendbrise fächelte über ihre Brüste und ließ die rosa Knospen aufrecht stehen. Der rotgoldene Flaum ihrer Scham fing die letzten Sonnenstrahlen auf, und sie erzitterte, als meine Hand sanft über ihren weichen Bauch strich. Ich konnte mich an ihr nicht sattsehen, aber Berta zog mich an sich, und ich tauchte ein in diesen feuchtwarmen Schoß und versank in ihrer reifen Weiblichkeit. Bertas nackter Leib war aufregend und wollüstig, entfachte eine ungeahnte Glut in mir und war doch vertraut zugleich, ein schmiegsames Gefäß voll warmer Geborgenheit, in dem meine Seele Frieden fand. In diesen Augenblicken der Erfüllung fühlte ich mich zum ersten Mal wirklich heimgekehrt und endlich dort, wo ich hingehörte.
Wir hatten so viel nachzuholen und weinten über die verlorenen Jahre, wurden nicht müde, den anderen zu berühren und zu liebkosen und uns unsere Liebe zuzuflüstern. Wer kann an Schlaf denken in so einer Nacht? Irgendwann tauchte Alexis auf und rief mit leiser Stimme, bis wir ihm verlegen antworteten. Er hatte Decken gegen die Nachtkühle gebracht, die er in gebührendem Abstand ins Gras legte, um sich rücksichtsvoll wieder zu entfernen.
Wir rollten uns lachend in die nach Pferdeschweiß riechenden Decken und redeten lange mit leisen Stimmen über uns und unsere Kinder. Wir lagen Arm in Arm beieinander, bis uns von neuem nach Liebe hungerte, und wir uns, diesmal sanfter und gemächlicher, im süßen Taumel der Lust treiben ließen. Als Berta erschöpft neben mir einschlief, betrachtete ich ihr Antlitz im Licht des jungen Mondes. Sie hatte etwas Kindliches im Schlaf, und ihr Anblick rührte mich so heftig, dass es schmerzte.
Noch lange lag ich wach und lauschte ihrem Atem. War dies die Stille, von der Prior Dominicus gesprochen hatte? Vielleicht nicht. Und doch war plötzlich vieles klarer geworden.
Als auch mich der Schlaf übermannte, träumte ich wieder von jenem Dorf am Litani, wo wir Menschen gequält und gemordet hatten. Auch das Gesicht der alten Hexe suchte mich heim, aber ihre Augen schienen nicht mehr zu glühen, und ihr geiferndes Maul blieb diesmal stumm. Das Bild verblasste schnell, als ich Bertas Lippen auf meiner Brust spürte und ihren weichen Leib neben mir.
»Was ist,
amor?
«, flüsterte sie schlaftrunken.
»Schlaf, mein Engel!«, raunte ich und küsste ihre Wange.
Meine Hand strich sanft über ihre Hüften, und zur Antwort
Weitere Kostenlose Bücher