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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Berta stehen und wanderte zu Vilapros’ Zeltbehausung hinüber. Er kannte Robert von früher. Vielleicht wusste er mehr. Als ich mich seinem Zelt näherte, konnte ich nicht umhin, Zeuge eines heftigen Wortwechsels zwischen Vilapros und Magdalena zu werden.
    »Was verlangst du noch mehr von mir?«, hörte ich ihn verärgert sagen. »Ehrbar wolltest du werden, also habe ich die Räuberei aufgegeben. Und das ist gut so. Du hattest recht. Und meinetwegen können wir sogar heiraten. Jaufré als mein Lehnsherr kann uns trauen, oder wenn du es vorziehst, sie haben einen Priester hier im Lager. Gleich morgen, wenn du willst!«
    Magdalenas Antwort konnte ich nicht verstehen, aber sie war nicht schwer zu erraten, denn gleich darauf hörte ich Vilapros sagen: »Warum, zum Teufel, nicht? Jahrelang war ich dir gut genug. Und jetzt nicht mehr?«
    Als ich mich lautstark räusperte, verstummten sie. Vilapros steckte unwirsch den Kopf aus dem Zelt, doch als er mich sah, kam er heraus und hob entschuldigend die Schultern.
    »Weiber!«, knurrte er. »Wer soll aus ihnen schlau werden?«
    »
Diga me,
Esteve«, kam ich zur Sache. »Du kanntest Robert Borcelencs von früher. Gab es da etwas, dass er … wie soll ich es nennen … ein Frauenverächter ist?«
    »Frauenverächter? Was meinst du?«
    »Nun, dass er sich lieber auf anderen Feldern tummelt, du weißt schon, was ich meine.«
    Es dämmerte ihm, auf was ich anspielte, denn ein spöttisches Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Nur Gerüchte. Nichts Bestimmtes. Gelegentlich ein Witz unter seinen Kriegsknechten, als sie mich gefangen hielten. Ich hab es nie ernst genommen. Warum fragst du?«
    Ich machte eine Kopfbewegung zum Lager hin. »Sein Knappe.«
    »Jetzt, da du es sagst«, meinte er nachdenklich. »Denkbar ist es.« Dann grinste er anzüglich. »Du meinst, in dem blonden
donzel
versteckt sich eine
donzela?
« Er lachte lauthals. Edelknabe oder Edelfräulein, die Frage schien ihn zu belustigen. »Was dem einen sein Schaf, ist dem anderen sein Knappe«, rief er, und dabei liefen ihm vor Lachen die Tränen hinunter. Er konnte sich gar nicht mehr einkriegen.
    Und so, mit dem Testament als Köder und dem armen Jordan de Laforcada als Faustpfand, war in Grundzügen mein Plan entstanden. Ich hatte vor, Robert tatsächlich zu einem Gottesurteil zu zwingen. Nicht zu einem Zweikampf, sondern zu einem ehrenhaften
tornei
unter den besten unserer Ritter. Joana hielt mich für völlig verrückt, und Berta sagte gar nichts. Sie saß nur mit steinerner Miene dabei, wenngleich sie den Anstoß dazu gegeben hatte. Ohne Zweifel war die Sache ein Wagnis, äußerst leichtsinnig, wenn man will. Aber ich war es leid, Unschuldige leiden zu sehen. Hamid und ich besaßen genug Kampferfahrung und Schlitzohrigkeit, dass ich überzeugt war, wir könnten die Sache für uns entscheiden.
    Es gab nur einen entscheidenden Haken.
    Das Testament, nach dem Robert so gierig war, besaß ich in Wahrheit gar nicht und hatte auch keine Ahnung, wo es sich befinden mochte. Irgendwie mussten wir den Besitz vortäuschen. Lange redete ich mit
Paire
Jacobus. Schließlich, schweren Herzens, versprach er seine Hilfe, obwohl es gegen die eigenen und alle Prinzipien der Heiligen Kirche verstieß.
    ***
    Die Behauptung beim Treffen mit Robert, ich wäre in der Lage, ihm das Testament zu überlassen, war also eine dreiste Lüge.
    »Du willst es mir geben? Einfach so?«, fragte er misstrauisch. Da er das verfluchte Ding nicht auf Rocafort gefunden hatte, nahm er an, es müsse sich zwangsläufig bei mir befinden.
    Ich nickte. »Aber zuerst ein Vorschlag, wie du dich aus deiner unangenehmen Lage befreien kannst.«
    »Was für eine unangenehme Lage?«, lachte er verwundert, etwas zu heiter und selbstgefällig.
    »Wir haben euch mehrfach geschlagen. Jedes Mal hast du schwere Verluste hinnehmen müssen. Zuletzt haben sich auch noch deine Verstärkungen in Luft aufgelöst, oder irre ich mich?«
    »Nur weil ihr uns überraschen konntet.«
    »Krieg ist voller Überraschungen!«
    Er streckte die Brust raus und hob herausfordernd das Kinn. »Was soll das, Montalban? Ich sitze behaglich auf deiner Burg, während du bei den Tieren im Wald verrottest. Bald werden wir euch da oben ausräuchern. Und sollte ich dich nicht gleich zu fassen kriegen, fressen euch die Bären und Wölfe im Winter, wenn ihr nicht schon vorher verhungert.«
    »Lach nur«, sagte ich freundlich. »Aber in Wahrheit wagen sich deine Männer gar nicht in die Wälder, aus

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