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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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schmiegte sie sich wohlig an meine Seite. Dann schliefen wir wieder ein.
    ***
    »Reite nicht in diesen Kampf!«
    Bertas Stimme zitterte. »Was nützt mir dein Tod? Was nützt er irgendjemandem? Es muss einen anderen Weg geben.«
    Alexis half mir, mich mit dem schweren Kampfpanzer zu wappnen. Anschließend legte ich mir den Schwertgürtel um und prüfte, ob die Waffe sich leicht genug ziehen ließ. Dann wandte ich mich Berta zu und betrachtete lange ihr von Furcht gezeichnetes Gesicht.
    »Bleib in Bruns Nähe«, sagte ich ihr. »Sollte mir etwas zustoßen, dann wird er dich und die
familia
beschützen. Da ist Gold in Narbona, bei einem Juden namens Ephraim. Brun kennt ihn, ich habe ihm alles erklärt.«
    »Ich könnte es nicht ertragen, Jaufré. Nicht nach dieser Nacht.«
    »Ich weiß,
mon cor
«, antwortete ich schweren Herzens und strich ihr über die Wange. »Aber nun ist es eine
res
d’onor,
eine Frage der Ehre. Er oder ich, verstehst du? Weder Robert noch ich könnten jetzt von unserer Abmachung zurücktreten.«
    »Ich pfeife auf eure Männerehre«, weinte sie. »Sie bringt nur Unglück.«
    Ich umarmte sie. »Wünsch mir Glück und bete für uns alle.« Ich küsste sie zärtlich auf den Mund. »Ich liebe dich, Berta«, flüsterte ich ihr ins Ohr.
    Alexis und ein weiterer Knecht bestiegen die Gäule, die uns als Reserve dienen sollten, und nahmen die Zügel eines Maultiers, auf dem wir einen kleinen Vorrat an Lanzen und Schilden mitführen würden. Trotz seiner leichten Verletzung hatte Alexis es sich nicht nehmen lassen, uns zu begleiten und seine Rolle in unserem Plan zu spielen. Aber diesmal trug er ein schenkellanges Kettenhemd über einem festen Lederwams und einen Helm auf dem Kopf. Auch
Paire
Jacobus würde uns auf einem Maultier begleiten. Er musste Robert überzeugen, dass wir das Testament liefern konnten.
    Schließlich saßen wir auf. Wir hängten unsere Schilde an die Sättel und packten die langen Lanzen. Mein Ghalib war ausgeruht und guter Dinge, fast ein wenig übermütig, so dass ich ihn freundlich maßregeln musste. Dann strich ich ihm über den Hals und raunte ihm aufmunternde Worte zu. Vor allem auf ihn musste ich mich heute verlassen können, auf unsere eigene Sprache von Lauten und Berührungen, denn in der Hitze des Gefechts bleibt dem Reiter für Zügel keine Hand frei. Unzertrennlich und wie ein einziges Wesen mussten wir sein, wenn wir den Kampf heil überstehen wollten.
    Berta ging von einem zum anderen, nahm die Hand eines jeden in die ihren und wünschte ihm Gottes Schutz und Segen. Dann kam sie noch einmal zu mir. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht die Beherrschung zu verlieren, aber ihre Augen schwammen in Tränen.
    »Reite und komm heil wieder! Für mich und für uns alle.«
    »Amor vincit omnia!«,
rief ich scherzhaft und lachte unbekümmert, um sie aufzumuntern, aber Berta nahm die Worte ernst. Sogar ein schwaches Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen.
    »Seltsam. Ähnliches hat Joana gesagt«, erwiderte sie verwundert. »Glaubst du, es gibt sie, die Macht der Liebe?«
    Warum wollen Menschen immer an Überirdisches glauben? Aber ich mochte sie nicht tadeln, denn dass Liebe Großes bewegen könne, ist ein weitverbreiteter Glaube.
    »Keine Ahnung, mein Herz. Nur eines weiß ich mit Sicherheit. Dich will ich noch tausendmal küssen, bevor du wirklich alt bist. Und dann erst recht noch tausendmal!«
    Das brachte etwas Farbe auf ihre Wangen.
    »Dann war es gut, dass ich zu dir gekommen bin.«
    Für einen flüchtigen Augenblick spürte ich ihre Hand auf meinem Schenkel ruhen, als wolle sie mir die Erinnerung an die gemeinsame Nacht mit auf den Weg geben. Mit einem letzten Blick zurück gab ich Ghalib die Sporen, und wir sprengten aus dem Lager. Der verstohlene Druck ihrer Finger blieb noch lange auf meiner Haut zu spüren, und ich empfand ihn wie einen Glücksbringer.
    ***
    Ein
tornei
ist die Nachahmung eines kleinen Reitergefechts, so wie sie häufig in den Fehden unter Burgherren ausgetragen werden, und ist im Grunde nichts anderes als das wilde Aufeinanderprallen zweier Reiterhorden ohne die geordnete Schlachtaufstellung größerer Heeresgruppen. Es zählen allein Tapferkeit, die Beherrschung seines Schlachtrosses und die Geschicklichkeit im Umgang mit den Waffen. Obwohl sich die Zuschauer auf beiden Seiten um einen ungefähren Kampfbereich scharen, gibt es keine wirkliche Eingrenzung, und nicht selten erlebt man wilde Verfolgungsjagden über Stock und Stein.
    So einen Wettstreit

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