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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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lächelte verlegen. »Kümmere dich um Magdalena und Enric. Mehr verlange ich nicht.«
    Ich versprach es. In diesem Augenblick erscholl der verabredete Hornstoß, und die weiße Flagge, die über dem Hochsitz der Mönche geweht hatte, senkte sich.
    »Es geht los«, sagte ich. »Gott sei mit uns!«
    Roberts Männer hatten sich langsam in Bewegung gesetzt. In leichtem Trab kamen sie im losen Haufen und ohne besondere Ordnung auf uns zu, wobei sich Robert mit dreien von ihnen, darunter auch Ricard, etwas zurück und hinter der Angreifergruppe hielt. Sie trugen Schilde wie wir und leichte Reiterspeere. Das war die übliche Waffe für den berittenen Krieger, der heranprescht, zustößt, sich wieder zurückzieht. Dieses ständige Drehen und Wenden verlangt viel reiterisches Geschick und hat dem
tornei
seinen Namen gegeben.
    Zwölf Mann gegen sechs.
    Ein ungleicher Wettkampf in einer
mesclada,
jenem wildem Kampfgewühl, das unweigerlich entsteht, wenn zwei Reitergruppen aufeinandertreffen und das Gefecht in ein unberechenbares Wirrwarr ausartet. In solch einem wilden Geraufe würde ihre zahlenmäßige Überlegenheit für uns fatal werden. Nein, eine
mesclada
war unter allen Umständen zu vermeiden.
    Ich gab den Befehl, dem Feind im Schritt entgegenzureiten, aber zögerlich und ohne Ordnung, als seien wir noch unschlüssig, wie ihnen zu begegnen sei.
    Im Gegensatz zu Roberts Leuten führte jeder von uns eine überlange, schwere
lansa,
die ich schon vor Wochen hatte anfertigen lassen. Alexis hielt ein ganzes Bündel solcher Stoßlanzen bereit, sollten wir Ersatz benötigen. Wir wollten sie mit der Kampfweise überraschen, die wir in Outremer gegen die Türken zur Vollkommenheit gebracht hatten.
    Als Roberts Männer sich auf zweihundert Schritt genähert hatten, wandte sich Severin ab, wie wir es ausgemacht hatten, dann Guilhem, als wollten sich beide zurückziehen. Ein Ruck ging durch die gegnerischen Reiter. Sie beschleunigten und näherten sich dem Mittelpunkt des Kampfplatzes. Auch ich wendete Ghalib und setzte ein Stück zurück, die anderen folgten mir. Roberts Leute gaben ihren Tieren die Sporen, um uns zu stellen, bevor wir fliehen konnten.
    Da stieß ich einen Pfiff aus, und wir wendeten gleichzeitig wie ein Mann.
»A l’assai!«,
schrie ich. »Attacke, Männer!«
    Und damit legten wir die langen Lanzen an. Gleichzeitig kamen unsere Gäule in einer Linie Seite an Seite zusammen und bildeten einen dichten Block. Die Pferde liefen beherrscht, aber in vollem Galopp, und der Abstand zu Roberts heranstürmenden Reitern verringerte sich in Windeseile. Ricard brüllte, um seine Leute zu warnen, und sie begannen im letzten Augenblick, ihre Gäule herumzureißen, um der Attacke zu entkommen.
    Aber es war zu spät. Mit voller Wucht krachten wir in ihre lose Gruppe. Meine Lanze durchbohrte ein Kettenhemd, als sei es Butter, und zerbrach, als der Mann, wie von einem Katapult geschleudert, rücklings aus dem Sattel flog. Schon waren wir durch ihre Reihen und verfehlten nur knapp Robert und Ricard, die noch rechtzeitig zur Seite geprescht waren. Der Schwung unseres Angriffs trug uns ein Stück weiter, bevor wir wenden konnten.
    Nicht nur die Heftigkeit des Angriffs, sondern auch die längere Reichweite der Lanzen hatten den Gegner überrumpelt. Drei Sättel waren leer, ein Gaul war durchgedreht und preschte samt Mann davon, andere bockten und keilten aus, so dass ihre Reiter Mühe hatten, sie zu bändigen. Ich wollte dem Feind keine Zeit lassen, zog meine schwere Axt aus dem Gürtel und gab erneut den Befehl zum Angriff. Wieder legten meine Kameraden die Lanzen an, und wir nahmen Anlauf.
    Sie versuchten, uns zu entkommen, aber Guilhem hob noch einen aus dem Sattel, und ich erwischte einen kettenbewehrten Arm mit der Axt. Zuletzt rammte Ghalib einen Gaul, der zu Boden ging und seinen Reiter unter sich begrub. Dann waren wir durch und kehrten im Galopp und unter dem wilden Jubel unserer Leute zu unserem Ausgangspunkt zurück.
    Wir blickten zurück. Zwei Männer lagen am Boden und rührten sich nicht, einer stand mühsam auf, aber der rechte Arm hing ihm nutzlos an der Seite. Ein anderer brüllte nach einem Pferd, denn eine Lanze steckte tief in den Eingeweiden seines Gauls. Immerhin hatten wir mit einem Schlag drei Mann außer Gefecht gesetzt. Nun hieß es nur noch neun gegen sechs.
    »He,
companhs
«, frohlockte ich. »Das war gute Arbeit!«
    Wir warteten, dass der Gegner sich erholte. Sie aber erneuerten nicht ihren Angriff,

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