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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Gleichzeitig drehte sich Hamid im Sattel, und sein Pfeil traf Goliaths Schulter. Der Mann wankte, und mit einem gut gezielten Schwerthieb holte ich ihm den Kopf von den Schultern. Hamid wendete und kam zurück. Betroffen starrte er auf Vilapros’ Leichnam.
    Da hörten wir nicht weit von uns einen wilden Kampf ausbrechen und eilten unseren Freunden zu Hilfe. Wir fanden Guilhem auf den Beinen, mit beiden Händen den Schwertgriff umklammernd, während er sich gegen den stiernackigen Duran verteidigte. Ohne Zögern griff ich Duran an. Jaume stritt mit Ricard, und Hamids Pfeil erlegte einen der beiden, die Severin bedrängten. Duran stieß mit dem Speer nach mir, aber ich riss rechtzeitig den Schild in die Höhe. Dann schlug ich in rascher Folge auf ihn ein. Als Guilhem sich ihm von der anderen Seite näherte, zerrte der Mann den Gaul herum und floh. Auch Ricard und ein anderer zogen sich eilig zurück, von Robert keine Spur.
    Wir atmeten tief durch und sammelten uns. Guilhems Panzer und Wams waren an der Seite voller Blut. »Duran hat mich erwischt«, ächzte er. »Aber ich glaube, es ist nicht tief.« Er deutete auf sein Pferd, das mit durchtrenntem Halswirbel tot am Boden lag. »Um ihn ist es schlimmer bestellt«, klagte er. »War ein guter Gaul.«
    Severin hatte seinen Helm verloren und blutete heftig vom Ohr. Hamid hieß ihn absteigen. Er riss sich von seiner Tunika einen Streifen ab und band den langen Fetzen um Severins Kopf. Der fand seinen Helm im Laub und setzte ihn mit schmerzverzerrtem Grinsen wieder auf. Guilhem rief mit lauter Stimme nach den beiden Knechten, dass sie ihm ein Pferd brächten.
    »Die sind zu weit, um uns zu hören«, meinte Jaume.
    Aber kurz darauf sahen wir beide, vorsichtig in alle Richtungen blickend, durch den Wald reiten. Plötzlich löste sich ein Schatten von einer Reihe dunkler Baumstämme und raste mit Speer im Anschlag auf Alexis zu. Bevor wir ihn warnen konnten, hatte der Reiter zugestoßen, genau zwischen die Schulterblätter des Jungen. Den Speer ließ er stecken und machte, dass er davonkam. Leon
la Vespa!
Die verfluchte Fratze würde ich überall erkennen.
    »Merda!«,
schrie Jaume und gab seinem Gaul die Sporen, um ihn zu verfolgen.
    »Lass ihn laufen«, brüllte ich ihm hinterher, aber Jaume hörte nicht. Ich lief zu Alexis, so schnell ich konnte. Er wankte im Sattel, mit dem Speer noch im Rücken, und sah mich mit weit aufgerissenen Augen entsetzt und flehentlich an, als könne ich es ungeschehen machen. Dann verließen ihn die Sinne, und er stürzte in meine Arme.
    Luis, der Knecht, war untröstlich. »Er dachte, Ihr würdet ihn brauchen,
Castelan.
Er wollte nicht warten, obwohl Ihr befohlen hattet, in Sicherheit zu bleiben.«
    Hamid zog Alexis vorsichtig den Speer aus dem Rücken. Ich legte ihn auf den Waldboden, auf die Seite, um zu vermeiden, dass Schmutz in die Wunde kam. Er blutete heftig, aber nur noch für kurze Augenblicke, denn mein sanfter Knecht und treuer
escudier
lebte nicht mehr.
    Ich hatte ihn ständig, jahrein, jahraus wie einen Schatten um mich gehabt. Sein Tod riss eine größere Wunde in meine Seele, als ich es vermutet hätte. Ich verbarg das Gesicht in meinen Händen, die noch von seinem Herzblut besudelt waren. Wie sollte ich dies Cortesa erklären? Diesmal war der Stich der Wespe tödlich gewesen. Aber ich würde Leon den Stachel ausreißen, dass er daran krepieren sollte, das schwor ich mir.
    Diese Art von Kampf hatte ich vermeiden wollen. Zu unberechenbar war der Ausgang. Und nun hatten wir gleich zwei Tote zu beklagen. Außerdem war Jaume verschwunden. Ansonsten hatte Robert, sich selbst eingeschlossen, noch vier Kämpfer übrig. Genauso viele wie wir, Hamid, Guilhem, Severin und ich, obwohl Guilhem verwundet war. Er stieg auf Alexis’ Pferd, eine unserer Araberstuten und ein ausgezeichnetes Tier, das er häufig in den letzten Wochen bei den Übungen geritten hatte. Dann bewaffneten wir uns wieder mit den langen
lansas
und machten vorsichtig unseren Weg durch das Gehölz.
    Robert und seine verbliebenen
champios
hatten sich in die Nähe ihrer
pezos
zurückgezogen. Als wir den Wald verließen, starrten unsere Leute fast ungläubig, als hätten sie nicht erwartet, uns wiederzusehen. Brun hob kurz die Hand, Berta aber saß wie versteinert auf ihrem Schecken. Es konnte ihr nicht entgangen sein, dass zwei Mann sowie Alexis fehlten.
    Auch Roberts
pezos
machten lange Gesichter. Nicht verwunderlich, denn ihre Mannschaft hatte sich von einem vollen Dutzend

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