Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
Vom Netzwerk:
sondern berieten sich. Lange Zeit schienen sie sich auf kein rechtes Vorgehen einigen zu können, bis sie sich schließlich in drei Gruppen aufteilten, fünf Mann in der Mitte, darunter Robert, während jeweils zwei an den Seiten ausschwärmten.
    Wir legten die Lanzen an und ritten einen Scheinangriff in Roberts Richtung, doch sofort löste sich diese Gruppe auf und bot so kein Ziel mehr, während die Kerle an den Flügeln drohten, uns in die Flanken zu fallen. Sie hatten gelernt. Als ich den Befehl zum Rückzug gab, trieben sie ihre Tiere an, um von allen Seiten über uns herzufallen. Ein guter Versuch, aber wir ließen die Gäule laufen und flohen rechtzeitig aus der sich schließenden Umklammerung.
    Dadurch entfernten wir uns vom Kampfplatz zwischen den Zuschauern, und Hamid galoppierte allen voran in das Wäldchen, wo Alexis schon auf ihn wartete. Dies war die Einleitung zum zweiten Teil unseres Plans. Ich hielt einen Augenblick inne und sah den Gegner zögern, uns zu folgen, denn ein Wald ist kein guter Ort für Reiter. Als ich Ghalib wieder zur Eile trieb und ebenfalls zwischen den Büschen verschwand, hörte ich jedoch anfeuernde Rufe und erneut die Hufschläge ihrer Gäule hinter mir.
    Quer durch den Wald raste ich hinter meinen Männern her. Unter dem Laubdach war es dunkel, aber da die Bauern hierher oft Schweine und Kleinvieh trieben, gab es wenig Buschwerk oder Unterholz. Deshalb war es nicht schwer für Ghalib, in leichtem Galopp seinen Weg zwischen den Stämmen zu finden. Ich musste mich nur ducken, um niedrigen Zweigen auszuweichen. Schon hörte ich die dumpfen Hufschläge unserer Verfolger über den weichen Boden trommeln. Das Wäldchen war nicht groß, und bald setzten wir über einen sumpfigen Graben und brachen schließlich aus dem Blätterwald auf die offene Weide hinaus.
    Vor mir meine Kameraden. Hundert Schritte vom Wald entfernt hatten sie ihre Tiere zum Stehen gebracht. Mit mir zusammen waren wir wieder zu sechst. Doch Roberts Männer konnten nicht ahnen, dass Alexis und Hamid im Schutz der Bäume die Waffen getauscht hatten und dass nun Alexis an seiner Stelle mit Schild und Lanze im Sattel saß. Hamid dagegen lauerte irgendwo am Waldrand mit dem Bogen im Anschlag. Zwischen seinem Bogen und einem neuerlichen Lanzenangriff erhofften wir uns einen entscheidenden Schlag und vielleicht den Sieg.
    Doch darauf fielen sie nicht herein.
    Duran ritt als Erster aus dem Wald. Als seine Schweinsaugen uns in Angriffsstellung sahen, roch er die List und drängte seine Kameraden in den Schutz der Bäume und Blätter zurück. Ich fluchte, denn dort waren unsere Lanzen von wenig Nutzen. Plötzlich schrie jemand auf, und wir hörten einen dumpfen Laut, als wäre ein Mann aus dem Sattel gefallen. Das musste Hamids Werk gewesen sein. Aus dem Gehölz tönte Gebrüll, die Hufe ihrer Pferde, wildes Rascheln, wie wenn sich ein schwerer Körper durch Büsche zwängt, und das Knacken trockener Zweige. Sie schienen sich von uns fortzubewegen. Jagten sie nun Hamid? Besorgt machte ich den anderen Zeichen, in den Wald auszuschwärmen.
    Wir ließen unsere Lanzen zurück, zogen die Schwerter und zwängten uns durch die Büsche in die Dunkelheit des Waldes. Durch die Blätter eines Baumes sah ich einen Helm und Kettenpanzer schimmern. Ein Mann lag reglos am Boden. Als ich näher kam, erkannte ich Peire de Lambesc, dem ein Pfeil aus der Brust ragte. Ein Blutrinnsal lief ihm aus dem Mund, und er röchelte schwach. Seine Augen stierten, als sei er verblüfft, mich zu sehen, oder erstaunt über seinen unweigerlichen Tod.
    »Der Lohn eines Verräters, Lambesc. Bald pissen hier die Schweine auf deine modernden Knochen.«
    »Fahr zur Hölle, Montalban!«, stieß er mühsam hervor.
    Nun sind sie nur noch acht, dachte ich befriedigt. Wir folgten den Geräuschen, die Roberts Männer vor uns machten, und schwärmten aus, um sie zu überraschen.
    Auf einmal hörten wir Hamids Bogensehne, einen gurgelnden Schrei, Männerstimmen, die durcheinanderschrien, und Hufschlag, der sich rasch näherte.
    Gleich darauf brach Hamid im Galopp durch ein Gebüsch, verfolgt von jenem Goliath, mit dem ich vor Wochen Roberts Gottesurteil bestritten hatte. Als der seine mächtige Axt schwang, tauchte Vilapros wie ein Blitz an meiner Seite auf, um sich dem Riesen in den Weg zu stellen. Schon flog die Axt durch die Luft und traf, statt Hamids Rücken, Vilapros’ Kopf mit solcher Wucht, dass er rücklings vom Pferd flog und reglos am Boden liegen blieb.

Weitere Kostenlose Bücher