Der Bastard von Tolosa / Roman
einzudringen. Ich traf Schildrand, Helm und sogar seinen gepanzerten Arm. Aber der Kerl stand fest wie eine Eiche. Heftig atmend belauerten wir uns. Sein Gesicht unter dem Helm war rot vor Anstrengung, und er bleckte die Zähne, als wolle er mir die Gurgel durchbeißen.
»Danke Gott, wenn ich dir nur den Schädel spalte«, zischte er. »Leon hätte dir bei lebendigem Leib die Haut abgezogen.«
»Seit wann so schwatzhaft, Ochsentreiber?«, spottete ich keuchend.
Als Antwort schwang er die Axt, und diesmal fuhr sie mit solcher Wucht in meinen Schildrand, dass ich in die Knie sackte und mein Arm sich für einen Augenblick lang taub anfühlte. Schnell sprang ich zwei Schritte zurück.
Eine schwere Streitaxt kann den Schild des Gegners Stück für Stück zertrümmern, besonders in der Hand eines bärenstarken Kerls wie Duran. Aber sie ist unhandlich und nicht so schnell zu führen wie ein Schwert. Ich musste in Bewegung bleiben und die Axt vermeiden.
Wie lauernde Raubkatzen auf dem Sprung drehten wir uns umeinander. Duran folgte mir bei jedem Schritt, und immer wieder traf die Axt mit Wucht meinen Schild. Der eisengefasste Rand war längst an vielen Stellen durchtrennt, und bei jedem Hieb fuhr die Waffe tief ins Holz und begann, den Schild zu zersplittern.
Ich suchte nach einer Öffnung, um ihn zu treffen, über den Schildrand hinweg oder durch einen flachen Schlag ans Knie. Ich zog mich zurück oder sprang unerwartet vor, versuchte Finten und Scheinangriffe, aber er trug seinen Schild vor sich her wie eine bewegliche Mauer, an der ich nicht vorbeikam. Jeden meiner Angriffe parierte er geschickt, und dann folgte unweigerlich die Axt, die in das Holz meines eigenen Schildes schmetterte. Der begann, sich in seine Bestandteile aufzulösen, und würde mich nicht mehr lange schützen können. Jedes Mal lachte Duran und schrie: »Gleich ist es vorbei, Montalban. Gleich fährst du zur Hölle.«
Verzweifelt sah ich mich nach einem neuen Schild um und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Hamid sich bereitmachte, mir den seinen zuzuwerfen.
Diese kurze Unaufmerksamkeit wäre mir fast zum Verhängnis geworden, denn ich stolperte über einen Stein und ging vorübergehend in die Knie. Duran sah die Gelegenheit und stürzte sich auf mich. Dabei zielte er einen gewaltigen Schlag auf mein Haupt. Irgendwie gelang es mir, den schwer beschädigten Schild noch rechtzeitig hochzureißen. Tief fuhr die Axt ins Holz und drohte ihn ganz zu spalten. Jetzt zog Duran an der Klinge, um sie vom Holz zu befreien, doch sie stak fest, und er konnte sie nicht loskriegen. Blitzschnell riss ich an meinem zerfetzten Schild und zerrte so den massigen Kerl zu mir herüber. Gleichzeitig warf ich die ganze Kraft meiner rechten Schulter hinter die Schwertspitze, die endlich die Lücke fand und sich durch die Kettenglieder tief unter sein Brustbein bohrte.
Reglos, Brust an Brust, hielten wir inne.
Mit einem Grunzen ließ er die Luft aus den Lungen fahren, die ungläubigen Augen starr auf mich geheftet. Sein schweißnasses Gesicht mit dem aufgerissenen Maul befand sich nur eine Handbreit vor meinen Augen, so dass sein Atem mich faul anwehte. Langsam und grausam drehte ich die Schwertklinge in seinem Herzen um. Da schrie er auf und schwang mit letzter Kraft den Schild. Die Ecke traf mich an der Schläfe, und meine Beine gaben nach. Ich fiel hart auf den Rücken, und der todwunde Leib dieses schweren Kerls begrub mich unter sich. Ein Zittern ging durch diesen Körper, und das erdbeerfarbene Mal auf seiner Wange war das Letzte, was ich wahrnahm, bevor mir die Sinne schwanden.
Ich weiß nicht, wie lange ich unter diesem Koloss lag. Lange jedenfalls kann es nicht gewesen sein. Als ich wieder zu mir kam, gelang es mir nur mit Schwierigkeiten, zu atmen. Ansonsten schien alles still zu sein, nichts war zu hören. Ich konnte nicht wissen, dass alle, die uns fallen sahen, den Atem angehalten hatten.
Auf einmal schnaubte ein Pferd hinter mir, und ich öffnete die Augen. Ich merkte, dass es das Gewicht dieses Kerls war, das mir die Luft raubte. Der Schlag auf die Schläfe benebelte mich noch. Ich fand nicht die Kraft, mich zu rühren, geschweige denn, diesen massigen Leib von mir zu wälzen. So blieb ich liegen, und der saure Schweißgestank des fremden Körpers umhüllte mich, so dass mir übel wurde. Jetzt bloß nicht kotzen, betete ich aus Angst, ich könnte daran ersticken.
»Er ist tot! Jaufré ist tot!«, hörte ich eine Stimme brüllen. »Jetzt macht sie
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