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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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du mir nicht davon, Montalban!«, schrie er außer sich. »Endlich will ich dich kämpfen sehen, Mann gegen Mann. Jetzt werden wir das wahre Gottesurteil erleben.« Dann befahl er Duran, gegen mich anzutreten.
    Robert widersprach, aber niemand schien ihn zu beachten.
    Der stiernackige Hüne grinste boshaft. Er sprang vom Pferd, warf den Speer zu Boden und nahm eine Kriegsaxt von seinem Sattel. Seine Schweinsaugen funkelten mich an, und sein rotes Mal auf der Wange glühte vor Kampfeslust. Plötzlich sah ich ihn wieder vor mir, auf der Burg Mons Pelegrinus, der Rücken eine einzige blutige Masse. Im Geist hörte ich das Klatschen der Peitsche und bei jedem Schlag sein Keuchen. Monatelang musste er davon geträumt haben, mich in blutige Stücke zu schneiden. Dies war seine Stunde der Abrechnung.
    Ängstlich flog mein Blick zu Ramon, und ich sah, wie er zum Erbarmen zuckte und jammerte und sich in Todesangst dem kalten Kuss des Schwertstahls zu entwinden suchte. Seine Augen fanden mich, Amelhas Augen, und ein Arm reckte sich mir verzweifelt entgegen. Er wusste also doch, wer ich war, und seine Lippen flehten mich um Hilfe an. Dies war mein Kind, und es brauchte mich! Aber Ricard hatte die Faust fest in seinem Haarschopf verkrallt und riss den Kopf des Jungen herum.
    »Was ist, Jaufré?«, schrie er. »Soll der Krüppel sterben?«
    »Lass ihn gehen!« Meine Stimme überschlug sich fast.
    »Runter von deinem Gaul, Montalban!«, schrie Ricard und zerrte Ramon auf die Knie. Der Junge heulte auf, seine Hände flatterten hilflos in der Luft. Ein paar Blutstropfen bildeten eine rote Spur auf seinem Hals. »Wenn du dein nutzloses Balg retten willst, dann kämpf um ihn!«
    Als unsere eigenen Leute sahen, wie roh er Ramon behandelte, war kein Halten mehr. Sie hoben ihre Waffen und kamen auf uns zugerannt.
    »Bleibt mir vom Leib!«, brüllte Ricard. »Keiner kommt mir näher, sonst schneide ich dem kleinen Bastard die Kehle durch!«
    Ich ritt meinen Speerkämpfern erschrocken entgegen, schrie allen zu, sich zurückzuhalten. Das brachte sie gottlob in einigem Abstand zum Stehen. Auch Brun war unseren Kämpfern gefolgt, zusammen mit dem gefangenen Jordan. Bertas Augen waren groß vor Entsetzen. Ich rief Robert zu, Ricards Treiben zu beenden. Doch das war vergebliche Mühe, denn Borcelencs schien verwirrt, und es war, als habe er keinen Willen mehr.
    »Zum letzten Mal, Montalban«, schrie Ricard. »Du sollst kämpfen!«
    Hamid hatte plötzlich einen Pfeil auf dem Bogen.
    »Hamid, nein!«, brüllte ich. »Ich werde gegen ihn antreten.«
    Ich hob das rechte Bein über den Sattelknauf. Ein Raunen ging durch die Menge. Ich hörte Berta irgendetwas schreien. Kurz nickte ich ihr zu und sprang vom Pferd, Schild vor dem Leib und Schwert in der Rechten.
    Aber Duran ließ mir keine Zeit. Kaum waren meine Füße auf dem Boden, da rannte er in mich hinein, und sein Schild krachte dabei mit solcher Wucht auf den meinen, dass ich das Gleichgewicht verlor, gegen Ghalib taumelte und neben seinen Hufen zu Boden ging.
    Die Leute schrien auf.
    Der Kerl stand über mir, die Axt hoch über dem Kopf. Es gelang mir, mich unter ihm wegzudrehen, so dass die Klinge tief in die Grasnarbe fuhr. Das gab mir einen kurzen Augenblick, um auf allen vieren unter Ghalibs Bauch hindurchzukriechen. Der Hengst war aufgeschreckt, wieherte und versuchte, von Duran wegzukommen. Dabei rammte er mich unversehens mit dem Hinterteil, so dass ich stolperte und in die Knie ging. Duran, trotz seiner Körpergröße und Muskelmasse, war flink auf den Beinen und tauchte schon auf der anderen Seite des Pferdes auf, bevor ich auf die Füße kam und den Schild heben konnte.
    In diesem Augenblick zeigte sich Ghalib als wahres Schlachtross und tat, wofür er abgerichtet worden war. Er rempelte Duran an und versuchte, ihn zu beißen, bekam aber nur ein Stück seines gepanzerten Arms zwischen die Zähne. Duran wehrte sich mit dem schweren Schild, aber der Hengst rammte ihn erneut mit der Brust, so dass Duran fast gestürzt wäre und hastig zurückwich.
    »Malvat bestia!«,
schrie er und ging diesmal mit der Axt auf den Gaul los, streifte ihn in seiner Wut aber nur ungeschickt an der Brust. Ghalib wieherte schrill, setzte sich fast auf die Hinterbeine, hob die Vorderhufe und versetzte Duran einen Schlag auf die Brust, der ihn weit zurücktaumeln ließ. Dann preschte das Tier davon.
    Ghalib hatte mir Zeit verschafft, mich zu erheben und nun meinerseits mit mörderischen Schlägen auf Duran

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