Der Bastard von Tolosa / Roman
klatschen. Joan zuckte zusammen, seine Muskeln verkrampften sich vor Schmerz, aber er gab keinen Laut von sich. Das Peitschenleder hatte sofort einen langen, blutunterlaufenen Striemen gezeichnet. Die Trommel begann erneut ihren Wirbel, der Mann mit der Peitsche holte aus, und so ging es weiter, während der Wachthauptmann laut die Schläge abzählte. Bald kreuzten sich rote Striemen auf Joans Rücken. Jeder Schlag legte einen neuen über die anderen. Der Mann krümmte sich unter den Peitschenhieben, doch er ertrug die Schmerzen mannhaft. Dann hatte er es überstanden. Zehn Schläge brannten wie Feuer, aber die Würde war sicher mehr verletzt als der Körper. Sie banden ihn los, die Mönche trugen eine Salbe auf, und schließlich wurde er abgeführt. Er würde tagelang nicht auf dem Rücken liegen können.
Nun banden sie Duran
lo Bovier
an die Richtstätte. Er blickte sich nicht um, sondern starrte nur auf die Wand vor sich. Der Hauptmann sang seinen Namen und das Strafmaß aus, der Trommelwirbel setzte ein, und das Ritual begann von neuem, als die Peitsche in seinen breiten Rücken biss. Zuerst gab er, wie Joan, keinen Ton von sich, aber nach und nach stöhnte er bei jedem Schlag auf. Zuerst leise, dann immer kräftiger. Wüssten wir es nicht besser, hätte man es fast ein wollüstiges Stöhnen nennen können, das jeden Hieb begleitete. Trommelwirbel – Stille – das Klatschen der Peitsche – dieses tiefe Stöhnen, Schlag um Schlag, bis die Männer an der Peitsche sich abwechselten.
Zuerst gab es nur Striemen. Die Peitschenhiebe wurden kreuzweise gelegt, damit die geschundene Haut sich nicht zu früh öffnete. Aber nach zwanzig Schlägen begann sie aufzuplatzen, und Blut spritzte bei jedem Biss der Peitsche in alle Richtungen. Duran stöhnte lauter, und ein tiefes Keuchen war hinzugekommen. Der Schweiß lief ihm in Strömen von der Stirn, er wand sich in seinen Fesseln, und die Muskeln seines starken Körpers traten im Schmerzenskrampf hervor. Doch er schrie nicht. Nur in die Lippen hatte er sich gebissen, so dass ihm Blut aus dem Mund lief. Die Mannschaften, die die Züchtigung gebannt beobachteten, bewunderten seinen Mut. Zuerst ging ein Raunen durch die Menge, es kamen vereinzelte, ermutigende Ausrufe, aber dann wurde es so still wie in der Kirche, als die Männer sich wünschten, dass es endlich vorüber sein möge.
Als seine Quäler schließlich schweißtriefend innehielten, war sein Rücken ein einziges blutiges Stück Fleisch. Er stand noch, wenn auch wankend. In der Stille hörte man sein Keuchen. Man band ihn los, die Mönche gossen Wasser über seine Wunden, wuschen ihm das Gesicht mit Schwämmen und hüllten ihn vorsichtig in ein großes Leinentuch, auf dem bald blutige Flecken blumten. Als sie ihn fortführten, warf er mir einen langen Blick zu. Kein hasserfüllter, eher ein kalter, prüfender Blick, als wolle er sich mein Gesicht einprägen, für den Tag der Rache. Ich reckte mich aufrechter und starrte zurück. Versuch es nur,
companh,
antwortete ihm meine grimmige Miene, denn beim nächsten Mal bist du tot.
Nun banden sie Leon
la Vespa
an den Balken. Mit Entsetzen hatte er die Qualen Durans verfolgt und wand sich im Griff der Wachen. Aus schwarzen Augen starrte er wild und gequält um sich, als suche er nach einem Retter. Dann fiel sein Blick auf mich. In diesem Augenblick war der Hass stärker als die Angst. Weder vorher noch nachher habe ich jemals so viel Hass im Gesicht eines Menschen gesehen. Fast hätte ich mich bekreuzigt, doch das wäre nicht gut vor den Mannschaften gewesen. Heimlich, unter meinem Mantel, machte ich das Zeichen gegen den bösen Blick. Sein Name wurde ausgesungen, und die Tortur begann von neuem. Sechzig Hiebe diesmal.
Arnaud hatte recht. Mit diesem Strafmaß hatte ich übertrieben. Auf seltsame Weise fand ich jedoch Befriedigung darin. In
la Vespas
hässlicher Fratze hatte ich meinen Sündenbock gefunden. Und zugleich schämte ich mich dafür.
Schon bei den ersten Hieben schrie er laut auf und zitterte am ganzen Körper. Nach zehn Schlägen wimmerte er um Gnade und zerrte unbändig an seinen Fesseln, so dass sie die Haut durchscheuerten. Als Leons Blut zu fließen begann, kreischte er in einem hohen Fistelton, fast wie ein Weib in den Armen der Verzückung. Bei jedem Biss der Peitsche überschlug sich seine Stimme, und dazwischen stöhnte und wimmerte er. Ein Mal hörte ich ihn nach der Mutter Gottes schreien oder auch nur nach der eigenen.
Oben von der Mauer
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