Der Bastard von Tolosa / Roman
umso mehr spielen wir ihnen in die Hände.«
»Vielleicht hat man sie gekauft, wie Kyriacos«, meldete sich Guilhem.
»Wozu? Um Bertran zu ermorden?« Arnaud lachte geringschätzig.
»Könnte doch sein.«
Aber Arnaud winkte ab. »Nein, wir sollten die Bande nicht so ernst nehmen.« Dann grinste er in meine Richtung. »Bei allem Verständnis für den Schrecken, den sie dir eingejagt haben, Jaufré.«
»Wir haben es also mit Meuchelmördern zu tun«, fasste Roger zusammen, »die wir nicht zu fassen kriegen, deren Verstecke wir nicht kennen. Wir wissen nicht einmal, was sie überhaupt vorhaben, außer uns zu erschrecken und das Volk aufzuwiegeln. Wir können nur dasitzen und auf den nächsten Anschlag warten!
Que merda, putan!
«
»Willkommen in Outremer«, lachte Arnaud, und seine blauen Augen blitzten belustigt auf.
Ich massierte meine schmerzenden Schläfen. »Also gut«, sagte ich abschließend. »Wenn niemand einen besseren Einfall hat, dann sende ich einen Boten zu
Coms
Bertran und empfehle ihm, überall die Wachen zu verstärken. In den nächsten Tagen teile ich ihm selbst mit, was Hamid herausgefunden hat.«
»Ich hoffe, wir erwischen mal einen von den Hurensöhnen und bringen ihn dazu, uns ihr Versteck zu verraten. Dann erdrosseln wir sie wie junge Hunde. Bevor sie dem Grafen etwas antun können«, knurrte Guilhem.
Mir brummte der Schädel, und meine Kehle war wie ausgetrocknet. Ich wollte unser Treffen gerade beenden, als Roger fragte: »Was ist eigentlich mit diesem Peyregoux, Jaufré, dem Vetter des Grafen? Hat die Sache ein Nachspiel?«
Ich setzte mich wieder. Herrgott, wie konnte ich das vergessen? Ein Zeichen, dass ich dieser Tage nicht mehr ich selbst war.
»Richtig. Wir müssen ein Urteil fällen.« In Wahrheit war es mir lästig, mich mit diesen Halunken abzugeben. »Der Graf hält Ricard vorübergehend im Kerker des Palastes. Er will sich überlegen, was mit ihm geschehen soll. Jedenfalls wird der Kerl nicht mehr auf die Festung zurückkehren.«
»Gott sei’s gelobt!«, ließ sich Arnaud vernehmen. »Wir hatten befürchtet, dir könnten Unannehmlichkeiten entstehen.«
»Sieht nicht so aus.«
Arnaud berichtete über Ricards Kumpane, alle drei berittene Söldner. Zwei waren mit Ricard per Schiff gekommen. Er musste sie schon in der Provence angeheuert haben. Der dritte war erst kürzlich zu ihnen gestoßen. »Was für ein Pack sich bei uns einfindet«, knurrte er verächtlich.
Ich wollte es gleich hinter uns bringen und bat Guilhem, die drei vorführen zu lassen. »Auf Bertrans Wunsch werden wir die Sache im Stillen abhandeln. Es soll nichts in die Annalen der Festung eingetragen werden.«
Arnaud verdrehte die Augen. »Er will also den Hosenscheißer vom Haken lassen. Wieso überrascht mich das nicht?«
Die Saaltür öffnete sich, und die Gefangenen wurden mit dem stumpfen Speerende unsanft in den Raum gestoßen. An Armen und Beinen trugen sie schwere Ketten. Sie sahen nicht aus, als hätten sie eine ruhige Nacht verbracht. Dunkle Schatten unter den Augen, zerzauste Haare und Bärte und missmutige Gesichter. Der große Blonde hatte blutige Kratzer im Gesicht. Ein Zeichen, dass die Wachen nicht sanft mit ihm umgegangen waren.
Der Kleinere mit den Pockennarben hinkte. Er trug einen schmutzigen Verband dort, wo ich ihn am Bein getroffen hatte. Sie wurden angehalten, sich vor dem Tisch in achtungsvoller Entfernung aufzustellen. Ich schaute den Kerlen der Reihe nach ins Gesicht. Wenn ich nach Reue suchte, so konnte ich keine finden. Vielleicht glaubten sie, die hohe Geburt ihres Herrn könne sie schützen.
Ich räusperte mich. »Heute ist der Tag, an dem wir über euch zu richten haben«, sagte ich steif. Der Pockennarbige bewegte sich unruhig, so dass seine Fußketten auf den Steinplatten klirrten. Meinem Stirnrunzeln begegnete er mit einem aufmüpfigen Blick.
»Ihr seid beschuldigt«, fuhr ich fort, »mich, euren Hauptmann, unbewaffnet dazu, mit der blanken Waffe angegriffen zu haben, in der Absicht, zu töten.«
Der blonde Riese maulte: »Ihr habt unseren Herrn beleidigt!«
Ich schenkte diesem Einwand keine Beachtung und wollte fortfahren, als Pockengesicht auf Hamid deutete und wütend zischte: »Was soll der Ungläubige hier?«
Nun war es genug. Ich gab den Wachen ein Zeichen, und einer schlug dem Kerl mit dem schweren Kettenhandschuh ins Gesicht, dass ihm das Blut aus der Nase tropfte. Der Nichtsnutz schien Gewalt geradezu herauszufordern. Die Wachen gebrauchten ihre stumpfen
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