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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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die Beziehung zu Kingsley abgebrochen, wenn sie davon gewusst hätten.»
    Heinlein setzte sich wieder an den Tisch und trank geräuschvoll einen Schluck Kaffee.
    «Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass auch jemand außerhalb der Familie der Täter sein könnte. Oder dass es zwischen den zwei Morden keinen direkten Zusammenhang gibt und wir es mit zwei Tätern zu tun haben. Aber das wäre ein zu großer Zufall. Der Täter steht hier auf der Tafel, da bin ich mir sicher, wir müssen nur einen Weg finden, ihn einzukreisen.»
    Kilian wiederholte für Pia, was sie von Jonathan Kingsley und Ubunta erfahren hatten. Sie fassten zusammen, was sie wussten. Dann forderte Heinlein sie auf zu überlegen, was sie nicht wussten.
    Pia machte den Anfang. «Wir wissen nicht, was in den letzten Monaten vor Annas Tod geschehen ist. Das können wir aber von Kingsleys Mutter erfahren. Wenn Henry bei ihr aufgewachsen ist, muss er ja i r gendwie zu ihr gelangt sein.»
    «Bei der Gelegenheit können wir sie auch nach ihrem Ehemann befragen», fügte Kilian hinzu.
    Heinlein winkte ab. «Wir sollten uns zunächst auf das Wesentliche konzentrieren. Vielleicht bleiben wir beim Motiv. Wir haben uns schwergetan, ein Motiv für den Mord an Henry zu finden. Bei Anna fällt mir da schon mehr ein. Wie hat Maximilian Sibelius re a giert, als er vom Seitensprung seiner Frau erfuhr?»
    «Macht Sinn in Annas Fall. Doch warum soll er dreizehn Jahre später Henry umbringen?», wandte Pia ein und fuhr fort: «Es ist absolut unmöglich, dass Henry eine Erinnerung an seine Mutter hat. Er kann also nichts wissen, das Annas Mörder gefährlich werden könnte. Wenn, dann weiß er es von seiner Großmutter oder seinem Vater. Doch dann hätte der Mörder es auf sie abgesehen und nicht auf Henry.»
    Sie blickten nachdenklich auf die Tafel.
    «Was ist mit dem Erbe?»
    Heinlein und Pia blickten auf Kilian.
    «Er kann nichts erben», sagte Heinlein. «Er ist Annas und Jonathans Sohn. Er hat keinerlei A n spruch auf das Vermögen der Familie Sibelius.»
    «Doch», widersprach Kilian unbeirrt. «Als er geboren wurde, waren Anna und Maximilian rechtmäßig verheiratet. Damit ist er rein juristisch ein eheliches Kind, mit allen Ansprüchen.»
    Heinlein sah ihn entgeistert an. «Aber man konnte doch mit einem Blick sehen, dass er nicht das Kind der beiden war. Und woher nimmst du dieses Wissen überhaupt?»
    Kilian druckste herum. «Pia und ich sind ja nicht verheiratet. Ich habe mich eben mal erkundigt, wie das ist. Mit Sorgerecht und Vaterschaft. Die haben da wirklich informative Broschüren beim Jugendamt.»
    Pia war sprachlos. Heinlein nicht.
    «Du meinst also, Henry war offiziell und juristisch der Sohn von Maximilian und damit auch sein E r be?»
    «Nicht unbedingt», überlegte Kilian laut. «Er hätte innerhalb von zehn Jahren die Vaterschaft anfechten können. Aber …» Kilian verstummte.
    «Aber was?», fragte Heinlein ungeduldig.
    «Wir haben uns bisher noch nicht gefragt, wie es sein kann, dass Kingsley als Jonathans Vater auftritt. Es muss doch eine Geburtsurkunde existieren. Entweder hat er Behörden geschmiert, oder aber er hat ganz offiziell das Sorgerecht oder sogar die Elternschaft für Henry. Das wäre aber nur mit Maximilians Unte r schrift juristisch haltbar. »
    Pia dachte aufgeregt nach. Wenn Kilian richtiglag, dann hatte Maximilian gelogen. Dieser Gedanke brachte sie einen großen Schritt weiter. Entweder Kingsley hatte Henry auf illegale Weise juristisch zu seinem Sohn gemacht, dann konnten sie mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Sibel i us-Familie nichts von dem Kind wusste. Oder Max i milian hatte sehr wohl davon gewusst und sich des Erben auf diese Art und Weise entledigt.
    Heinlein war zu demselben Schluss gekommen. Er führte den Gedanken weiter.
    «Wenn Anna ihren Mann nicht verlassen und Jonathan das Kind vorenthalten wollte, hätten wir für Kingsley ein mögliches Tatmotiv.»
    «Glaubst du, dass er seinen Sohn umgebracht hat?», wandte Kilian ein.
    Heinlein fuhr fort:
    «Andererseits ist da Maximilian Sibelius. Wenn Kingsley auf legalem Weg Henrys juristischer Vater geworden ist, dann muss Maximilian davon gewusst haben. Er hat gelogen. Vielleicht war er eifersüc h tig. Es ist aber nicht nachvollziehbar, dass er so lange gewartet hat, um auch Henry zu töten. Bislang ist Maximilian Sibelius unsere beste Spur. Vielleicht hatte er bisher keine Gelegenheit, wusste nicht, wo der Junge sich aufhält, keine Ahnung. An

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