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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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gewollt?»
    Pia fuhr herum. Direkt neben ihr stand Clara. Sie blickte an Pia hinunter auf den Briefumschlag.
    «Ein neues Testament ist nie und nimmer haltbar. Das werde ich anfechten. Pia, sei vernünftig. Er ist todkrank. Er weiß nicht, was er tut. Gib es mir. Wir vergessen, dass es existiert.»
    Pia wich zurück.
    «Heinrich ist bei klarem Verstand. Ich weiß nicht, was hier drinsteht. Warum macht dir ein neues Testament so sehr Angst?»
    «Es macht mir keine Angst. Ich will nur verme i den, dass er uns blamiert. Dass er sich blamiert.»
    Pia nickte nachdenklich.
    «Ich glaube, ich verstehe. Du hast Angst, dass in dem Testament etwas steht, das die Form verletzt, etwas, das der Familie Schande macht.»
    «Ja, etwas in der Art. Du weißt, wie Männer in dem Alter sind. Sie werden auf einmal sentimental oder glauben, Gefühle zu entwickeln, die ihnen nur jemand einredet.»
    Pia grinste.
    «Von jungen Mädchen hat Heinrich mir gar nichts erzählt. Wie auch immer. Ich werde seine Bitte respektieren und diesen Umschlag morgen bei seinem Anwalt abliefern.»
    Pia sah, dass Clara die Fäuste geballt hatte, und sie konnte es nicht lassen, ihr neues Wissen zu nutzen.
    «Reg dich nicht auf. Die Änderung ist sicher ganz harmlos. Er wird wahrscheinlich dafür sorgen, dass keiner seiner Söhne sich benachteiligt fühlt.»
    «Wir haben nur einen Sohn.» Auch wenn Claras Körper eine andere Reaktion zeigte, war ihre Stimme kalt und regungslos.
    «Das gilt für euch beide. Aber Heinrich hat wohl noch einen zu bieten. Das kommt in den besten Familien vor.»
    Claras Mund zuckte, dann drehte sie sich um und ging hocherhobenen Hauptes in Richtung Aufenthaltsraum.
    35
    A ls Kilian die Tür zu seinem Büro öffnete, hatte er nicht damit gerechnet, auf Heinlein zu treffen. Er saß grübelnd im Halbdunkel an seinem Arbeitsplatz.
    «Was machst du hier?», fragte Kilian. «Hast du kein Zuhause? Es ist Sonntagabend.»
    Heinlein strich sich müde durch die Haare. «Ja, ja, ich weiß. Was ist mit dir? Lässt dich Pia wieder mal nicht rein?»
    Kilian setzte sich ihm gegenüber und schaltete die Tischlampe ein. Enttäuscht gab er zu: «Ich habe sie heute noch gar nicht gesehen.»
    Heinlein zeigte Mitgefühl. «So ist das mit schwangeren Frauen. Wenn sie haben, was sie von dir wo l len, dann bist du so interessant wie Aufgewärmtes vom Vortag. Letztlich reduziert sich alles auf den biolog i schen Masterplan.»
    «Der da ist?»
    «Wachset und vermehret euch.»
    Kilian schmunzelte. «Wo ist Claudia?»
    «Vor der Glotze, schaut Tatort.»
    «Und die Kinder?»
    «Vera ist im Sprachunterricht, und Thomas ist mit irgendwelchen obskuren Leuten unterwegs.»
    Kilian horchte auf. Es hatte sich einiges getan in de r E ntwicklung von Heinleins Nachwuchs. «Welche Sprache lernt Vera, und was meinst du mit obskuren Leuten?»
    «Chinesisch. Sie will vorbereitet sein, wenn der Tiger zum großen Sprung ansetzt. Die USA sind am E n de, genauso wie die Russen, sagt sie. Nun kommt das Jahrhundert der Mai Lings. Da will sie vorbere i tet sein. Und bei Thomas», Heinlein schüttelte frustriert den Kopf, «habe ich das Gefühl, dass mir der Junge aus den Fingern gleitet. Claudia hat gestern e i ne CD mit Glatzköpfen in seinem Zimmer gefunden. Sieg Heil und der ganze Rassenscheiß. Ich weiß langsam wir k lich nicht mehr, was ich da noch machen soll.»
    «Hast du mit ihm darüber gesprochen?»
    Heinlein verneinte. «Wie denn? Ich hock ja nur noch im Büro rum.»
    «Und Claudia?»
    «Das ist ’ ne Sache unter Männern. Ich muss das mit ihm regeln. Ich weiß bloß noch nicht, wie. Ich hätte gute Lust, ihm mal gründlich den Hosenboden zu versohlen. Aber das geht jetzt nicht mehr.»
    Kilian erwiderte nichts dazu. Es fehlte ihm die Erfahrung.
    «Kleine Kinder, kleine Sorgen», sagte Heinlein schließlich, «große Kinder, große Sorgen. Mach dich schon mal darauf gefasst.»
    Ratschläge dieser Art hatte er in letzter Zeit mehrfach von seiner Mutter gehört, nun fing auch Heinlein damit an. Es schien ihm, als lebten Eltern in einer anderen Dimension. «Ich werde alles besser machen», antwortete er scherzhaft.
    Heinlein lächelte. «Den gleichen Scheiß habe ic h f rüher auch erzählt. Glaub mir, es gibt ein Leben vor den Kindern und eins danach. Dein Kleiner wird dir schon zeigen, wo ’ s langgeht. Da hast du überhaupt keine Chance.
    Als Vater bist du ohnehin der letzte Arsch. Stell dich schon mal drauf ein. Wenn alles gut läuft, ist es das Verdienst von Ma m i, und

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