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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Vielleicht wollte er bei seiner Großmutter in Afrika bleiben. Dem vielleicht einzigen Menschen, der ihn einfach nur geliebt hat. Musste er sterben, weil er sich deinen Plänen nicht fügen wollte?»
    Jonathan ging drohend einen Schritt auf Maxim i lian zu.
    «Willst du damit andeuten, ich hätte meinen eig e nen Sohn umgebracht?»
    «Ja, das will ich. Hast du dich nicht gefragt, wer ein Interesse an seinem Tod haben könnte? Mein Vater sicher nicht. Meine Mutter hat von seiner Existenz nicht einmal gewusst, und ich selbst? Glaub mir, mir wäre nichts lieber, als dass mir einer diese verdammte Klinik vom Hals schafft. Du siehst in mir den Konkurre n ten. Aber das, was du haben willst, möchte ich liebend gern loswerden. Wer bleibt also?»
    Jonathan winkte ab.
    «Du spinnst.»
    «Warum antwortest du nicht?», mischte Clara sich ein. «Wir mussten alle eine Befragung durch die Polizei ertragen. Sie gehen in unserer Klinik ein und aus. Selbst Annas Schwester mischt sich in Dinge ein, die sie nichts angehen. Da dürfen wir doch wohl unsere eigenen Überlegungen anstellen. Mir war gar nicht bewusst, wie weit euer perfides Spiel geht. Maximil i ans Erklärungen scheinen vernünftig.»
    Ubunta mischte sich nun ein.
    «Maximilian, Ihre Anschuldigungen sind Ihrer momentanen Verfassung zuzuschreiben. Jonathan hat mit Henrys Tod nichts zu tun. Das muss Ihnen doch klar sein.»
    Doch Clara ließ nicht locker.
    «Dann soll er doch antworten.»
    «Frau Sibelius, jetzt setzen Sie sich doch wieder. Wir sollten die Polizei ihre Arbeit machen lassen. Die Wahrheit wird ans Licht kommen. Bis dahin sollten wir uns mit Anschuldigungen zurückhalten und lieber wieder zum ursprünglichen Thema zurückke h ren.»
    «Das könnte Ihnen so passen. Mein Mann liegt im Sterben. Vielleicht überlebt er die Nacht nicht. Er ist dabei, seine Angelegenheiten zu ordnen. Bevor er voreilige Entscheidungen trifft, sollte er Bescheid wissen.»
    «Was meinst du damit?», fragte Jonathan.
    «Das geht dich nichts an.»
    «Hat es damit zu tun, dass Annas Schwester bei ihm war? Hat er vor, sein Testament zu ändern?», fragte Maximilian.
    Clara fuhr herum.
    «Maximilian, sei still. Er wird ganz sicher nicht sein Testament ändern. Warum sollte er das?»
    «Vielleicht will er etwas gutmachen», warf Ubunta ein.
    «Es gibt nichts gutzumachen. Verschwinden Sie endlich. Und das mit der Beerdigung schlagen Sie sich auch aus dem Kopf.»
    Mit diesen Worten drehte Clara sich um und ve r ließ die Cafeteria.
    37
    D er Schmerz kam plötzlich. Er kannte keine Ric h tung, und seine Quelle ließ sich nicht bestimmen.
    «Noch nicht», flüsterte Heinrich.
    Sein ganzer Körper zitterte. Um ihn herum meld e ten sich die Geräte mit hohen pfeifenden Tönen.
    In Panik griffen seine Hände in die Luft und suc h ten etwas, woran er sich festhalten konnte, um nicht aus dem Leben zu gleiten. Dann spürte er die Hitze. Sie umfing seinen Körper, drang durch die Haut in sein Innerstes und verdrängte den Schmerz. Das sterile Weiß des Zimmers wich zurück und machte Platz für die Farben Afrikas. Die Sonne erschien am Horizont und leuchtete nur für ihn. Sie ließ die Luft über dem Boden tanzen.
    Heinrich schloss die Augen, um von diesem A n blick nicht abgelenkt zu werden. Alles verlor seine Bedeutung. Er fühlte sich leicht, jeder Verantwortung und Schuld enthoben. Was auch immer er getan hatte, es war bedeutungslos. Er sah Afrika, hörte es, roch es und fühlte es. Er war zu Hause. Um sich he r um spürte er Hektik, von Menschen verursacht, die versuchten, se i nen Tod aufzuhalten.
    «Geht weg», sagte er und wusste nicht, ob sie ihn hörten, ob seine Stimme aus Afrika bis in diesen weißen Raum drang. Er fühlte Hände, die sich an ihm zu schaffe n m achten, und lächelte. Sie bemühten sich vergeblich, und er war froh darum. Er verschloss Augen und Ohren für das Geschehen um sich und überschritt endgültig den Äquator in Richtung S ü den.
    38
    A ls Kilian und Heinlein aus dem Aufzug im zweiten Stock der Missionsärztlichen Klinik traten, wären sie fast mit einem Arzt zusammengeprallt.
    Er entschuldigte sich nicht, sondern lief eilig we i ter den Gang hinunter, wo ihn eine Schwester an e i nem der Patientenzimmer erwartete. An der Wand über ihr blinkte eine rote Lampe.
    Kilian schaute sich um, ob er eine Krankenschwe s ter fand, die ihm sagen konnte, wo Clara Sibelius zu finden war. Helene, das Dienstmädchen, hatte ihm zuvor mitgeteilt, dass die gesamte Familie im

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