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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Jonathan Kingsleys Sohn war und somit dein Enkel?»
    Heinrich sah sie überrascht an.
    «Woher weißt du das?»
    «Das ist doch egal. Seit Henrys Leiche gefunden wurde, seid ihr alle damit beschäftigt, mich zu bel ü gen. Also habe ich in alle Richtungen ermittelt. D a bei ist auch herausgekommen, dass Jonathan dein Sohn ist. Weiß Clara das eigentlich?»
    «Ich glaube ja.»
    «Du glaubst? Habt ihr nie darüber gesprochen? Sie hätte dir doch sicher die Hölle heißgemacht, wenn sie es gewusst hätte?»
    Heinrich seufzte.
    «Vielleicht hätte sie das getan, vielleicht aber auch nicht. Von meiner Beziehung zu Mary hat sie g e wusst. Den Rest hat sie wahrscheinlich geahnt. Aber sie hat nie etwas gesagt. Schließlich habe ich ihr keine Schande gemacht.»
    Pia lachte.
    «Ihr mit eurem seltsamen Ehrbegriff. Du hast sie betrogen. Was könnte schlimmer sein?»
    «Ich hätte Jonathan als meinen Sohn anerkennen können. Dann hätten alle gewusst, dass ich sie betrogen habe.»
    «Ach ja, du hast die Form gewahrt.»
    «Ich weiß, dass du kein Verständnis dafür hast. Deine Schwester war vernünftiger. Das habe ich zumindest geglaubt.»
    Pia spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte.
    «Bist du dir im Klaren darüber, dass meine Schwester dieses Verständnis, wie du es nennst, mit dem Tod bezahlt hat?»
    Heinrich sah sie verständnislos an.
    «Meine Schwester hat ihre Schwangerschaft nicht an die große Glocke gehängt. Sie hat ihr Kind still und heimlich in Afrika zur Welt gebracht. Auch sie hat der Familie Sibelius keine Schande gemacht. Und damit sie dazu auch später nie die Möglichkeit haben konnte, hat einer von euch dafür gesorgt, dass sie verschwindet. Sag mir, Heinrich, ist der unbefleckte Name der Familie Sibelius zwei Menschenleben wert? Und was ist bei der Sache eigentlich die Schande? Ein uneheliches Kind? Seid ihr wirklich so von gestern? Oder weil er ein Mischling ist? Hättest du Jonathan als deinen Sohn anerkannt, wenn seine Mutter eine Weiße wäre? Und hättet ihr ein weißes Stiefenkelkind vielleicht akze p tiert?»
    Heinrich unterbrach ihre Fragenflut.
    «Wir sind doch keine Rassisten. Du weißt selbst, wie viel wir für Afrika und die afrikanische Bevölkerung tun.»
    «Ach komm, Heinrich. Meinst du die afrikan i schen Diplomaten, die sich in deiner Klinik behandeln lassen? Entschuldige, ich habe die Handvoll armer kleiner afrikanischer Alibi-Kinder vergessen, die ihr jedes Jahr auf eure Kosten nach Deutschland holt und behandelt.»
    Pia biss sich auf die Unterlippe. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um Heinrich Sibelius grundsätzliche Vorhaltungen zu machen. Sie schwieg, und es dauerte einige Minuten, bis Heinrich wieder das Wort ergriff.
    «Es tut mir sehr leid, wenn du diesen Eindruck hast. Ich versichere dir, es ist nicht so. Ich wäre gern in Afrika geblieben. Als Clara von Mary erfuhr, hat sie mich vor die Wahl gestellt, sie oder Afrika. Wäre sie nicht gewesen, würde ich immer noch in Afrika praktizi e ren.»
    Pia hob beschwichtigend die Hand.
    «Schon gut. Wieso liegst du eigentlich nicht in deiner eigenen Klinik?»
    Heinrich lächelte.
    «Das wäre nicht gut für die Moral meiner Patie n ten. Stell dir vor, dein behandelnder Arzt stirbt im Nebenzimmer. Nein, das wäre schlecht fürs G e schäft.»
    Pia wusste, dass ihr Besuch bei Heinrich zu Ende war, und sie wusste auch, dass sie ihn nie wieders e hen würde.
    «Ich muss dich etwas fragen.»
    Sie sah ihm direkt in die Augen.
    «Weißt du, wer Henry und meine Schwester umgebracht hat?»
    Er wich ihrem Blick nicht aus.
    «Glaubst du, ich war es?»
    «Ich weiß es nicht. Es war einer von euch. Wer genau, kann ich noch nicht sagen.»
    «Ich war es nicht.» Heinrich wandte den Blick ab und sah zum Fenster, das nur noch ein schwarzes Viereck war.
    «Vielleicht wirst du herausfinden, wer es war. Ich glaube aber nicht, dass du es wirst beweisen können, und es spielt auch keine Rolle mehr.»
    Pia erhob sich.
    «Du täuschst dich. Und ich werde einen Beweis finden. Ich hoffe nur, dass du es nicht warst, denn bis dahin wirst du tot sein. Ich möchte aber, dass der Mörder vor Gericht kommt.»
    Heinrich lächelte und nickte.
    «Das kann ich verstehen, und ich nehme dir deine Worte nicht übel. Ich wünsche dir Glück.»
    Pia klingelte. Dann nahm sie den großen U m schlag an sich, hob die Hand zum Gruß und ging durch die Tür, die sich inzwischen geöffnet hatte. Als sie auf dem Gang stand, atmete sie erst einmal tief durch.
    «Was hat er von dir

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