Der Bastard
Missionsärztlichen Klinik einen Parkplatz suchte. Eine Schwester richtete ihr aus, dass Heinrich um e i nen Besuch bitte. Trifft sich gut, dachte Pia. Sie war nicht überrascht, Clara vor Heinrichs Zimmer zu sehen. Sie hatte sogar erwartet, auch Max und vielleicht sogar Jonathan Kingsley anzutreffen. Sie begrüßte Cl a ra und setzte sich neben sie.
«Wird er gerade untersucht?»
Clara schüttelte den Kopf.
«Du bist umsonst gekommen, meine Liebe, Hei n rich will niemanden sehen.»
Pia hob erstaunt die Augenbrauen.
«Sitzt du hier draußen und passt auf, dass niemand Unbefugtes hineingeht? Das kann doch eine Schwe s ter übernehmen. Soll ich jemanden holen?»
Clara schüttelte den Kopf.
«Es ist sehr lieb von dir, dass du kommst. Aber wie gesagt, er will niemanden sehen.»
In diesem Moment kam eine Schwester.
«Sind Sie Frau Dr. Rosenthal?»
Pia stand auf.
«Ja, ich wollte zu Dr. Sibelius.»
«Er erwartet Sie schon. Kommen Sie.»
Die Schwester steckte den Schlüssel ins Schloss.
«Was soll das heißen?», meldete sich Clara zu Wort . « Kann hier jeder kommen und gehen, wann er will?»
Die Schwester öffnete die Tür, und Pia ging hin ein, ohne zu hören, wie sich das Gespräch zwischen Clara und der Schwester entwickelte.
Heinrich war wesentlich blasser als am Nachmi t tag. Seine Nase wirkte spitz, und die Haut hatte e i nen leicht gelblichen Ton angenommen. Pia kannte diese Zeichen. Heinrich bereitete sich auf den Tod vor. Er winkte sie heran, und sie setzte sich wie am Nachmittag auf den Stuhl an seinem Bett.
«Pia, ich habe dich hergebeten, weil ich dich um etwas bitten möchte. Mir ist niemand eingefallen, der besser geeignet wäre, mir diese Bitte zu erfüllen.»
Pia lehnte sich zurück und sah ihn abwartend an.
«Ich muss vor meinem Tod noch einige sehr wichtige Dinge bereinigen. Dazu brauche ich deine Hilfe.»
Pia wollte etwas sagen, doch Heinrich unterbrach sie:
«Ich werde anschließend deine Fragen beantwo r ten. Lass uns zuerst diese Sache erledigen. Kannst du bitte Papier, Schreibzeug und einen großen Umschlag besorgen?»
Pia hatte tatsächlich Fragen, die sie Heinrich ste l len wollte, doch sie beschloss, sich zu gedulden. Sie klingelte nach der Schwester und wartete wortlos, bis die Tür aufging. Sie bat die Schwester, ihr die von Heinrich gewünschten Dinge zu bringen.
Clara stand auf und kam zu ihr.
«Was geht hier vor, Pia? Warum bist du hier, und was will er schreiben?»
Pia antwortete nicht, lächelte nur und zuckte bedauernd mit den Achseln. Clara fasste sie am Arm.
«Pia, er ist nicht mehr bei sich. Er will mich nicht sehen. Ich weiß nicht, was sie ihm gegeben haben, aber ganz offensichtlich kann er keine Entscheidungen mehr treffen. Ich gehe jetzt hinein und sehe, wie es ihm geht.»
Sie wollte Pia beiseiteschieben, doch die wich keinen Zentimeter.
«Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgeht, Clara. Aber glaub mir, Heinrich ist ganz er selbst und weiß genau, was er tut.»
«Was tut er denn?»
«So genau weiß ich das noch nicht.»
Die Schwester kam mit den Schreibutensilien. Pia nahm ihr alles ab und ging wieder ins Zimmer.
«Was jetzt?»
«Sieh einfach zu, was ich tue.»
Er begann zu schreiben, und Pia beobachtete, wie er, ohne zu zögern, erst eine, dann zwei und schlie ß lich fünf Seiten mit seiner eleganten, ausladenden Schrift füllte. Sie versuchte nicht zu entziffern, was er schrieb. Als er geendet hatte, bat er sie um einen Umschlag. Er steckte die beschriebenen Seiten hinein und schrieb in großen Buchstaben «Testament» auf den Umschlag, darunter eine Adresse. Nun wusste Pia, was der Umschlag enthielt, wenn auch nicht im Detail.
«Nun, liebe Pia, bitte ich dich, mir in deiner Eigenschaft als Ärztin schriftlich zu bestätigen, dass ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bin. Solltest du mic h i rgendwie noch untersuchen wollen, um dir s i cher zu sein, so kannst du das tun.»
«Nicht nötig», sagte Pia. «Was bekommst du g e gen die Schmerzen?»
«Nur Tramadol. Das kann dir mein Arzt bestät i gen.»
Pia nahm ein Blatt Papier und schrieb auf, worum Heinrich sie gebeten hatte. Sie datierte, unterschrieb das Papier und reichte es Heinrich. Er steckte es zu dem Rest in den Umschlag und klebte diesen zu.
«Nimm das bitte an dich. Morgen bringst du es zu meinem Anwalt. Er weiß, was er damit tun soll.»
«Ich nehme an, du hast soeben dein Testament geändert. Hat es etwas damit zu tun, dass du heute von mir erfahren hast, dass Henry
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