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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Euch also Wiedersehen, und wir spielen dieses Spielchen mit den Warenlieferungen weiter. Denkt inzwischen darüber nach, wie Ihr Gewinn machen könnt, ohne Abydos zu verlassen. Dann werden wir sehen, ob sich unsere Pläne verwirklichen lassen.«

 
55
     
     
     
    Iker räumte gerade sein Zimmer auf, als er eine Erscheinung hatte.
    Sie.
    Sie sprach zu ihm, aber er konnte nicht verstehen, was sie sagte. Und dann verschwand sie wieder genauso unvermittelt, wie sie aufgetaucht war.
    Iker brauchte eine ganze Weile, bis er sich von diesem Erlebnis erholt hatte. Was konnte das anderes bedeuten, als dass sie sich an ihn erinnerte und es eine Gedankenübertragung zwischen ihnen gab? Aber wahrscheinlich war alles nur ein Wachtraum gewesen, aus dem Heremsafs herrische Stimme Iker unsanft in die Wirklichkeit zurückholte.
    »Wenn du mit der Hausarbeit fertig bist, komm zu mir in mein Arbeitszimmer.«
    Der junge Mann brachte seine Zimmer gründlich in Ordnung. Nachdem er noch keinen Tadel erhalten hatte, seit er hier war, musste er davon ausgehen, dass er den Hausherrn zufrieden stellte.
    Iker ging durch einen makellos weißen Gang und klopfte an einer Tür aus Sykomorenholz.
    »Komm herein und schließ die Tür hinter dir.«
    Das Zimmer war sehr geräumig, die Fenster ließen nur wenig Licht ein, und in den Regalen herrschte tadellose Ordnung. Heremsaf sah genauso mürrisch aus wie immer.
    »Du musst dich auf einen Umzug einrichten, mein Junge.«
    »Bin ich Euch nicht ordentlich genug?«
    »Doch, im Gegenteil, du bist beispielhaft. Deine Reife und deine Zuverlässigkeit erstaunen mich immer wieder aufs Neue.«
    »Warum soll ich…«
    »Es handelt sich um eine Beförderung. Der Stadtvorsteher ist mit deiner Arbeit überaus zufrieden und gibt dir einen Platz unter seinen besten Schreibern. Deshalb stehen dir nun eine Dienstwohnung und ein Dienstbote zu. Im Gegenzug erhältst du mehr Verantwortung und musst auch mehr arbeiten.«
    »Welcher Posten ist für mich gedacht?«
    »Zunächst bringst du die Auflistung zu Ende, die du so glänzend begonnen hast. Dann sollst du selbst die Verteilung der brauchbaren Gegenstände vornehmen. Anschließend kümmerst du dich darum, dass die Gebäude instand gesetzt werden. Dir wird ein Arbeitertrupp zugeteilt, und du kannst selbst entscheiden, was getan werden muss. Aber vergiss nicht – der Stadtvorsteher wünscht schnelle Ergebnisse. Trotzdem gebe ich dir jetzt einen Tag frei.«
     
     
    Iker und Nordwind spazierten durch Kahun, um jede Ecke der Stadt kennen zu lernen, die nach den göttlichen Maßstäben gebaut war. Die Stadtmauer verlieh einem ein Gefühl von Sicherheit, das noch durch die regelmäßigen Kontrollgänge der Stadtwachen verstärkt wurde. Dank eines äußerst wirksamen Reinigungsdienstes waren die Hauptstraße und alle anderen Straßen vorbildlich sauber. Von der größten Villa, die dem Stadtvorsteher gehörte, bis hin zum bescheidensten der zweihundert Häuser im westlichen Stadtviertel, konnte sich Kahun seiner Ansehnlichkeit rühmen: Es gab keine Fassade, von der der Putz bröckelte, keinen Fensterladen, von dem die Farbe abblätterte, keine Tür hing schief in den Angeln, alle Gärten waren gepflegt und die Abwasservorrichtung in ausgezeichnetem Zustand. Jeder hatte genug Wasser, und die Vorschriften zur Reinlichkeit wurden streng eingehalten. Die Stadt war stolz auf ihren heiligen Namen – »Sesostris ist zufrieden«.
    Die Einteilung und Abwicklung der Arbeit war nicht weniger erstaunlich. Die Priesterinnen und Priester sowie die Tempeldienerinnen und -diener erledigten pünktlich und zuverlässig ihre rituellen Aufgaben, Bäcker und Brauer bekamen immer ausreichend Getreide für die Herstellung von Brot und Bier, die Metzger konnten sich darauf verlassen, dass das Fleisch von Tierärzten geprüft war, die fahrenden Haarschneider bedienten ihre Kunden im Freien, Sandalen- und Korbmacher stellten ihre Ware neben den Obst- und Gemüsehändlern auf dem Markt aus. In Kahun litt keiner Not.
    Iker blieb vor der Auslage von einem Geschäft für Holzspielzeug stehen. Puppen mit Perücken und beweglichen Gliedern, ein Nilpferd, ein Krokodil, ein Affe, ein Schwein… Alles sehr gelungen! Ein Gegenstand fiel ihm besonders ins Auge, ein sehr schön gemachtes Schiff.
    Man hätte schwören können, dass es ein Modell der Gefährte des Windes war.
    »Eure Spielsachen sind sehr schön«, sagte er zu dem Handwerker.
    »Danke, Eltern mögen sie genauso gern wie ihre Kinder. Bist du etwa

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