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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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erst ein Gespräch anfing, döste er vor sich hin.
    Sollte er denselben Priester nicht Wiedersehen, war die Reise sinnlos gewesen. Da Gergu nicht wusste, welchen Gesetzen die Bruderschaft gehorchte, befürchtete er, man könnte ihm jemand schicken, der ganz anders als der erste Priester war, den er kennen gelernt hatte.
    Sollte das der Fall sein, konnte er alle Hoffnungen begraben, und die Enttäuschung wäre bitter. Wenn ein Ort dermaßen streng bewacht wurde, musste er schließlich erstaunliche Schätze bergen! Gergu machte sich Vorwürfe, dass er nicht früher daran gedacht hatte: War Abydos nicht der spirituelle Mittelpunkt Ägyptens, der heiligste aller Orte, an dem der Pharao neue Kraft schöpfte? Sesostris hätte nicht ohne Grund so ein Aufgebot an Sicherheitskräften angeordnet. Hier geschah etwas Entscheidendes, und Medes’ verdammte Seele hatte vor, herauszubekommen was – sofern ihm das Schicksal weiter gewogen war.
    »Folgt uns«, befahl ihm ein anderer Offizier, den vier Bogenschützen begleiteten.
    Sie führten Gergu in das gleiche Arbeitszimmer wie bei seinem ersten Besuch.
    Nervös ging er in dem Raum auf und ab. Schließlich öffnete sich die Tür.
    Es war derselbe Priester!
    »Freut mich, Euch wiederzusehen«, sagte Gergu und lächelte.
    »Mich auch.«
    »Hier ist die Liste der Dinge, die Ihr bei mir bestellt habt. Ist sie in Ordnung?«
    Der Priester las sie genau. »Ihr arbeitet sehr gründlich, ich denke, man kann sich auf Euch verlassen.«
    »Ich habe Anweisungen, es Abydos an nichts fehlen zu lassen. Was braucht Ihr in den kommenden Wochen?«
    »Ich habe eine neue Liste für Euch.«
    Der Priester reichte Gergu eine Schrifttafel. Sein Blick hatte noch immer dieses seltsame Leuchten, das Gergu so gut gefiel.
    »Können wir hier ungestört sprechen?«, fragte er jetzt leise.
    »Was meint Ihr damit… Ohne dass wir belauscht werden? Ich glaube ja, aber warum diese Frage?«
    Krampfhaft bemühte sich Gergu, jetzt nur keinen Fehler zu machen, durch den er seine Beute verlieren würde.
    »Neben unseren offiziellen geschäftlichen Beziehungen könnte es auch noch andere geben.«
    »Welcher Art?«
    Ein erster Sieg! Der Priester schien nicht abgeneigt zu sein.
    »Meine Stellung als Oberaufseher der Getreidespeicher erlaubt es mir, etwas mehr einzunehmen, als mir zusteht, und so mein Gehalt ein wenig aufzubessern. Das alles wohlgemerkt sehr zurückhaltend und vorsichtig, aber es wäre doch schade, würde man sich diese Gelegenheit entgehen lassen. Abydos ist nicht nur ein geistiger Mittelpunkt, sondern auch eine kleine Stadt, die wohlhabend bleiben muss, damit die Priesterschaft hier weiterhin ungestört ihren Aufgaben nachgehen kann. Warum sollte dabei keiner an Gewinn denken? Warum sollte ein Priester, wie ergeben auch immer er dem Osiriskult sein mag, nicht das Recht haben, reich zu werden?«
    Auf diese Erklärungen und Fragen folgte zunächst ein langes Schweigen. Der Priester sah Gergu prüfend an. »Was die vorübergehenden Priester betrifft, so gibt es keine Verbote«, sagte er schließlich. »Mit den ständigen Priestern, zu denen auch ich gehöre, verhält sich die Sache anders, weil wir Abydos nicht verlassen.«
    »Ja, aber ich kann kommen und gehen, wie ich will. Sollten wir Freunde werden, würden sich Eure Zukunftsaussichten grundlegend verändern.«
    »Was wollt Ihr mir eigentlich vorschlagen?«
    »Ich bin überzeugt, dass Abydos Schätze birgt.«
    »Das weiß ja jeder.«
    »Schon, aber man weiß nicht, welche Schätze. Ihr wisst das doch?«
    »Ich bin zur Geheimhaltung verpflichtet.«
    »Geheimnisse kann man kaufen. Und ich bin des Weiteren überzeugt, dass Ihr sehr viel zu verkaufen habt.«
    »Wie konntet Ihr Euch nur einbilden, ich würde meine Gemeinschaft verraten?«
    »Wer redet denn hier von verraten? Abydos macht mich über die Maßen neugierig, und Ihr könntet daraus Gewinn ziehen. Also handelt es sich dabei um einen wunderbaren Gleichklang. Helft mir, dann helfe ich Euch. Es ist doch ganz einfach?«
    »Nein, es ist äußerst schwierig und sehr gefährlich! Zuerst einmal möchte ich wissen, für wen Ihr arbeitet. Ich bezweifle, dass der Große Schatzmeister Senânkh, ein getreuer Diener des Pharaos, Euer wahrer Herr ist.«
    »Eure Zweifel sind berechtigt.«
    »Wer ist es dann?«
    »Dafür ist es noch etwas zu früh. Erst einmal müssen wir uns näher kennen lernen und uns gegenseitig unsere Zuverlässigkeit beweisen, damit wir zu einem stummen Einverständnis gelangen. Ich werde

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