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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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gekriegt, dass er den Verstand verloren hat.«
    »Hast du ihn beseitigt?«
    »Eure Befehle wurden ausgeführt.«
    »Es ist besser, wenn du dich hier erst mal nicht blicken lässt. Ich habe nicht weit von hier, in Fayyum, eine ausgezeichnete Stelle für dich aufgetan. Wenig Arbeit, ein schönes Haus und gute Bezahlung.«
    Der falsche Wachmann verbeugte sich und verschwand.
    Vor lauter Ärger leerte Medes zwei Krüge Bier hintereinander. Zweifellos war das Verhör richtig durchgeführt worden, und anscheinend hatte der kleine Schreiber tatsächlich den Verstand verloren. Blieben nur noch die beiden Kisten, wenn es sie denn überhaupt gab.
    Die Antwort auf diese Frage ließ nicht lange auf sich warten.
    Am Abend darauf erschien Gergu mit vor Freude hochrotem Gesicht vor dem Haus von Medes, der ihn sofort zu sich kommen ließ.
    »Auftrag ausgeführt, Herr!«, sagte er stolz.
    »Und wo sind die Kisten?«
    »In einem stillgelegten Lagerhaus, und sie werden gut bewacht. Ich fand sie zu auffällig, um sie hierher bringen zu lassen.«
    »Das hast du ausgezeichnet gemacht! Und was ist mit der Diebesbande?«
    »Von denen wird man nichts mehr hören. Diese Verbrecher warten im Kerker auf ihr Ende.«
    »Was hast du von ihrem Kapitän erfahren?«
    »Ich habe ihn wirklich nicht vorsichtig behandelt, das könnt Ihr mir glauben! Aber der arme Kerl ist wohl verrückt geworden. Er hat einen Jungen und zwei Kisten von einer einsamen Insel aufgelesen, Euer Schiff ist in einem Sturm gesunken, diese Insel ist im Meer untergegangen, und der Junge war der Einzige, der gerettet wurde: Mehr konnte ich nicht aus ihm rauskriegen.«
    Medes machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. »Dann scheint das also die Wahrheit zu sein, Gergu. Wir haben Gefährte des Windes und die Besatzung verloren, das Meer hat den kleinen Schreiber nicht als Opfer angenommen. Dieses Unternehmen, für das ich so viele Anstrengungen und Geduld auf gewendet habe, ist gescheitert.«
    »Vergesst die Kisten nicht! Bis jetzt hat sie noch niemand geöffnet.«
    »Wieso bist du dir da so sicher?«
    »Ein Fluch schützt sie davor.«
    »Den werden wir brechen!«
    Die beiden Männer hielten sich nicht länger mit Reden auf und begaben sich sofort zu dem stillgelegten Lagerhaus, das von Gergus Schergen bewacht wurde.
    Medes war nach wie vor überzeugt, dass das Land Punt sehr wohl existierte, und diese erstaunlichen Ereignisse bestärkten ihn nur noch in seinem Glauben. War die Riesenwelle, die sein Schiff zerstört und seine Mannschaft getötet hatte, nicht der beste Beweis dafür, dass sich das Land Gottes zu verteidigen wusste, wenn es um den Schutz seiner Reichtümer ging?
    Da die Kisten sehr groß waren, mussten sie ein beträchtliches Vermögen enthalten.
    »Das ist ja seltsam«, bemerkte Gergu, »jetzt riechen sie plötzlich nach gar nichts mehr. Dabei entströmte ihnen vorhin noch ein unglaublich süßer Duft.«
    »Mach sie auf!«
    Gergu trat einen Schritt zurück. »Ich habe Angst, dass ich mir daran die Hände verbrenne!«
    »Dann gib mir dein Messer, du Feigling.«
    Medes ließ nicht locker, und es gelang ihm schließlich, die Klinge unter dem Deckel der Kiste hindurchzustecken.
    »Wie du siehst, passiert gar nichts.«
    Gergu war nun etwas beruhigt und brachte die Arbeit zu Ende. Aber im Inneren der Kisten war nichts als Schlamm, der einen widerlichen Gestank verbreitete.

 
15
     
     
     
    Der Abend nach diesem anstrengenden Tag war von himmlischer Ruhe. Nachdem die Ernte eingebracht war, verlangsamte sich das Arbeitstempo der Bauern, die Mittagspause wurde immer länger, und jeder beglückwünschte sich zu dem erstaunlichen Überfluss, der zweifelsohne der Anwesenheit des Pharaos zu verdanken war. Nicht nur ihr Herr – alle Bewohner der Provinz waren zu glühenden Verehrern von Sesostris geworden.
    Das letzte Licht der Dämmerung verschwand sehr schnell und machte einer Nacht Platz, die von Wohlgerüchen erfüllt war. Die Tiere waren gefüttert worden, nun versammelten sich die hungrigen Menschen zum fröhlichen Abendessen im Freien.
    Nur Iker hatte keinen Appetit und saß ganz allein auf einem Stein, der die Grenze zwischen zwei Feldern markierte. Hier gab es keinen, der Schildkröten-Auge oder Messerklinge kannte. Als er den Leuten den falschen Wachmann beschrieb, der ihn beinahe umgebracht hätte, hatte er gehofft, dass ihn jemand erkennen würde. Aber dieser Mörder schien nicht hier in der Gegend zu leben und hatte sich wohl gleich nach seinem Verbrechen aus

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