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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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durfte, um diesen Augenblick zu erleben«, gestand der alte Uakha. »Ein schwacher König hätte die Macht verschwendet und das Land zerstört.«
    »Nicht alle Gaufürsten teilen deine Meinung«, wandte der Pharao ein.
    »Das weiß ich, Majestät. Bei fünf von ihnen dürfte es zu einer heftigen, wenn nicht sogar gewalttätigen Auseinandersetzung kommen. Lasst Euch davon nicht abschrecken! Die großen Familien hatten Unrecht, als sie die Ämter unter sich weitervererbten. Denn dabei ließen sie ganz außer Acht, dass Charakterstärke und fachliche Fähigkeiten Vorrang vor der Abstammung haben müssen. Ihr System ist inzwischen so starr geworden, dass es ganz zerstört werden muss. Ihr seid der Herrscher, niemand sonst.«
    Der König ließ sich keinerlei Genugtuung anmerken.
    »Eure Feinde sind reich, überheblich und entschlossen«, fuhr Uakha fort. »Zur Unterstützung Eures Vorhabens könnt Ihr auf mich, meine Ordnungshüter und auf die gesamte Bevölkerung meiner Provinz zählen.«
    »Es gibt aber noch eine weitere Kriegserklärung«, teilte ihm Sesostris mit.
    »Wer greift uns an?«
    »Jemand, der mit Seths Kräften umgehen kann und entschlossen ist, Osiris ein zweites Mal sterben zu lassen.«
    Uakhas Blick verdüsterte sich. »Und Ihr glaubt, Majestät, dabei handelt es sich um einen der Provinzpotentaten, die Euch feindlich gesinnt sind?«, fragte er.
    »Das ist bisher nur eine Vermutung, die ich aber nicht ausschließen kann.«
    »Wie ist es möglich, dass unser Boden ein derartiges Ungeheuer hervorbringen sollte? Wer so handelt, zerstört alle Anstrengungen, die seit der Zeit der Götter unternommen wurden, und stürzt uns zurück in die Finsternis!«
    »Deshalb muss ich herausfinden, wer es ist, und gleichzeitig Ägypten wieder einig und stark machen.«
    »Ich weiß nichts von einem derartigen Dämon«, erläuterte Uakha noch einmal.
    »Und was weißt du von Punt?«
    »Das ist eine schöne Legende, Majestät. Es ist ziemlich lange her, dass Seeleute dieses sagenhafte Land entdeckt und Gold von dort mitgebracht haben sollen.«
    »Gibt es auf dem Gebiet, das du beherrschst, kein Gold?«, fragte der Pharao.
    »Nein.«
    »Bist du mit deinen Steinmetzen zufrieden, Uakha?«, wollte Sesostris noch wissen.
    »Ihre Arbeit spricht für sich, Majestät.«
    »Ich werde diese Handwerker lange Zeit brauchen, und sie werden der Schweigepflicht unterliegen.«
    Gleich sollte Sesostris erfahren, ob der Provinzfürst Uakha wirklich sein Verbündeter war.
    »Sie stehen ganz zu Eurer Verfügung, Majestät.«

 
14
     
     
     
    Gergu war Steuereintreiber, ein kräftiger Mann, Trinker, aber nur selten betrunken, und leidenschaftlicher Liebhaber von Frauen, für die er sich ausschließlich zu seinem Vergnügen interessierte. Weil er seine Ehefrauen furchtbar gequält hatte, war er zum dritten Mal geschieden. Aus Angst vor seiner Gewalttätigkeit hatte es aber keine gewagt, ihn anzuklagen. Seine einzige Tochter hatte sich zu ihrer Mutter geflüchtet und sich geschworen, diesen brutalen Kerl nie wiederzusehen.
    Als Gergu dem Schatzmeister Medes begegnete, eröffneten sich ihm neue Zukunftsaussichten. Als rechte Hand dieser bedeutenden Persönlichkeit mit vorgeblich offiziellen Aufgaben tätig zu sein, verlieh ihm regelrecht neuen Schwung. Von nun an konnte er ungestraft die ihm eigene Grausamkeit an den Opfern ausleben, die man für ihn bestimmte oder die er sich selbst aussuchte.
    Die Arbeit war nicht nur gut bezahlt, sie bot auch aussichtsreiche Aufstiegsmöglichkeiten. Medes kletterte mit großer Geschwindigkeit in der Hierarchie nach oben, und Gergu folgte ihm.
    Als gelernter Seemann hielt er selbst das Ruder des Steuerschiffs in der Hand. Landreisen mochte er umso weniger und schwitzte dabei Blut und Wasser. Weil er sehr abergläubisch war, machte er sich nie ohne ein gutes Dutzend Amulette auf den Weg.
    Als sie endlich Koptos erreichten, war Gergu sehr erleichtert. Die Wüste machte ihn krank, und Hitze konnte er genauso schlecht ertragen wie sein Herr. Aber hier in dieser Stadt glaubte er, die Spur der beiden Kisten wieder zu finden, die Medes haben wollte. Sein Spürsinn ließ ihn nur äußerst selten im Stich, und er hatte schon genug wilde Tiere aufgescheucht, um zu ahnen, dass die Bande ehrloser Seeleute nicht mehr weit sein konnte.
    Mit Unterstützung seiner mit Knüppeln bewaffneten Leute machte Gergu keine langen Umschweife. Sie suchten alle Tavernen auf, und Gergu fragte jeden Gastwirt aus.
    Beim sechsten hatte er

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