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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Karawane aus Wachleuten, Gefangenen und Eseln, die Wasser und Lebensmittel trugen, nahm jetzt einen steilen Pfad, über den man auf die Hochebene gelangte.
    Am Beginn eines mit Säulen gesäumten Wegs, der zu einem Tempel führte, erwartete sie ein stämmiger Mann von etwa fünfzig Jahren.
    »Ich heiße Horourê und bin Leiter der Unternehmung, die Pharao Sesostris hierher geschickt hat. Wegen der ungünstigen klimatischen Bedingungen ist meine Aufgabe hier sehr schwierig, weshalb ich weitere Minenarbeiter brauche. Deshalb wurdet ihr angefordert. Wir befinden uns im vierten Monat der heißen Jahreszeit, der völlig ungeeignet ist für den Abbau von Türkisen, die diese Hitze nicht vertragen. Wenn es so heiß ist, verlieren sie ihre leuchtend blaugrüne Farbe. Der Pharao hat mich trotzdem damit beauftragt, ihm den schönsten Türkis zu bringen, der je gefunden wurde. Also müssen wir es irgendwie schaffen. Wir verehren jeden Tag Hathor, die Schutzgöttin dieser Gegend, damit sie unsere Hände führt. Heute könnt ihr euch ausruhen. Morgen geht es bei Sonnenaufgang an die Arbeit.«
    Die Unterkünfte befanden sich östlich des Tempels. Die Männer, die hier freiwillig für guten Lohn arbeiteten, beäugten argwöhnisch die Gefangenen, die man ihnen zugeteilt hatte. Und Schiefmauls Anblick beruhigte sie nicht gerade.
    Mehrere Steinhütten verwandelten sich auf einmal in Gefängniszellen, die verschlossen und bewacht wurden.
    Auf den Schlafmatten erwarteten sie gefüllte Kichererbsenkuchen, Datteln und Wasser.
    »Da hab ich ja schon Schlimmeres erlebt«, meinte Sekari und machte sich gierig über das Essen her.
     
     
    Streng bewacht, erschienen die Häftlinge am folgenden Tag vor Horourê.
    Wortlos führte er sie in einen Tempel aus einer Reihe von Säulenhallen, in dem die Altäre mit Opfergaben überhäuft waren. Iker wurde ganz andächtig und hatte das Gefühl, er sei auf einmal in einer anderen Welt, als er dieses heilige Reich betrat, in dem Schweigen und Wohlgerüche herrschten.
    Horourê führte sie bis zu einem großen Innenhof, der von Zisternen und Reinigungsbecken umgeben war.
    Dann blickte er in die Berge.
    »Ihr befindet euch hier vor dem Heiligtum der Hathor, unserer Schutzgöttin. Möge sie unsere Suche leiten und uns den vollkommenen Stein zeigen.«
    Horourê stellte einen mit Wein gefüllten Alabasterkelch auf einen Altar und legte ein Halsband, zwei Sistren und eine kleine Statue dazu, die die Gestalt einer Katze hatte.
    »Wenn die Göttin erzürnt ist und die Menschen bestrafen will, nimmt sie die Gestalt einer Löwin an. In der Wüste tötet sie die, die vom Weg abgekommen sind. Wenn die Ferne auf die von den Göttern geliebte Erde zurückkehrt, verwandelt sie sich in eine sanfte, anschmiegsame Katze. Ihr gehört der Türkis, das Symbol für Freude und Wiederbeginn, das über Unglück und Verfall triumphieren kann. Dieser Stein verleiht den Kindern des Lichtes seine Energie und weckt in ihnen neue Seligkeit. Hathor, du gestattest der Sonne aufzugehen und erweckst unsere Welt jeden Morgen zu neuem Leben. Mögen deine Strahlen in unsere Herzen dringen.«
    Iker erlebte jeden dieser Sätze als Offenbarung. Hier in diesem Heiligtum fühlte er sich so wohl, dass ihm das Gesicht der schönen Priesterin wieder erschien. Auf einmal war sie da, ganz nah bei ihm, und teilte seine Gefühle.
    Für Iker war die kurze Zeremonie viel zu schnell zu Ende, und alle verließen den Tempel. Horourê brachte die Gefangenen zu einer schroffen Felswand.
    »Hier ist es sehr gefährlich«, bekannte er. »Deshalb hat man euch für diese Arbeit bestimmt. Als wir den Ort der Statue von Min gezeigt haben, wich sie zurück. Mit anderen Worten – der Steinbruch trägt, weigert sich aber, uns seine Frucht zu geben. Sollten wir versuchen, einen Stollen zu graben, käme das einer Beleidigung gleich, und der Berg würde aus Rache die Minenarbeiter töten. Am klügsten wäre es, wir würden warten, bis uns der Berg selbst die Erlaubnis zum Graben gibt. Aber wie ich bereits sagte, es eilt.«
    »Warum graben wir nicht woanders?«, fragte Sekari.
    »Weil ich der Überzeugung bin, dass sich genau an dieser Stelle ein einzigartiger, unvergleichlicher Türkis verbirgt. Ihr habt die Wahl: Entweder geht ihr das Wagnis ein, oder ihr müsst zurück in die Kupferminen. Wenn ihr Erfolg habt, seid ihr frei.«
    Frei! Als Iker dieses Wort hörte, konnte er an nichts anderes mehr denken.
    »Da mach ich nicht mit«, erklärte Schiefmaul, »da geh ich

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