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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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blutrot?

 
19
     
     
     
    Als Sekari bereit war, zu den Türkisminen im Sinai aufzubrechen, die im Südwesten der Kupferminen lagen, hatte er ein Arzneimittel aus Kümmel, Honig, Süßbier, Kalk und einer Pflanze zusammengestellt, die »Pavianfell« genannt wurde. Nachdem er die Zutaten zerkleinert und gefiltert hatte, machte er daraus ein Getränk, das seiner Meinung nach unerlässlich war, um seine Lebenskraft zu erhalten und die zahllosen Reptilien zu vertreiben, auf die man in der Wüste trifft. Dazu kam noch eine weitere Vorsichtsmaßnahme: Man musste sich den ganzen Körper mit Zwiebelbrei einschmieren, um Schlangen und Skorpione abzuschrecken. Das hatte noch dazu den Vorteil, alle fünf Sinne zu wecken, was in dieser feindseligen Umgebung nicht eben unerheblich war.
    Schiefmaul hatte sich als Einziger geweigert, sich einzureiben, er stank aber ohnehin so schrecklich, dass ihn nicht ein mal eine Schlange freiwillig gebissen hätte.
    »Du scheinst ja alle Geheimnisse der Pflanzen zu kennen, Sekari«, sagte Iker voller Bewunderung.
    »Bevor ich anfing, Dummheiten zu machen, bin ich Gärtner und Vogelfänger gewesen. Schau dir die Narbe an meinem Hals an, die hab ich von einer Entzündung, die die Stange verursacht hat, an der die beiden Wassereimer hingen. Ich weiß nicht, wie oft ich die getragen habe! Daneben habe ich mich auf das Fangen von Vögeln verlegt. Ich mag diese Tierchen eigentlich gern, aber manche machen in den Gärten einfach alles kaputt! Wenn man nichts gegen sie unternimmt, erntet man nicht eine einzige Frucht. Also bin ich mit meiner Falle und meinem Netz los, hab sie gefangen und ihnen klargemacht, dass sie sich ihr Futter woanders suchen müssen. Abgesehen von den Wachteln, die auf dem Grill oder im Eintopf gelandet sind, habe ich sie dann alle wieder freigelassen. Ich habe sogar ihre Sprache gelernt! Bei einigen musste ich nur ihre Stimme nachmachen, schon blieben sie dem Garten fern.«
    »Und diese Dummheiten, die du gemacht hast… Was war das denn?«
    Sekari zögerte. »Ach, weißt du, in unserem Beruf kann man der Schatzmeisterei nicht immer alles angeben, sonst verdient man überhaupt nichts. Und da war so ein Aufpasser, ein hässlicher großer Kerl mit einer Nase voller Warzen, ein scheinheiliger mieser Kerl, der so tat, als wäre er unbestechlich, und dabei log, sobald er den Mund aufmachte! Na jedenfalls, als er mir übel wollte, habe ich eine Falle aufgestellt. Und er war so dämlich, sich in dem Netz zu verheddern, und ist ein bisschen erstickt. Keiner hat ihm nachgetrauert, aber das Gericht hat mich trotzdem dafür verurteilt. Weil es ein bisschen nach Unfall aussah, wurde ich nicht zum Tode verurteilt, allerdings muss ich wohl noch lange in den Minen bleiben.«
    »Mit den Steuereintreibern haben wir’s ja wirklich nicht! Glaubst du nicht, dass dir ein Teil deiner Strafe wegen guter Führung erlassen wird?«
    »Doch, deshalb verhalte ich mich ja so unauffällig. Verschwiegen und stets zu Diensten, das ist mein Wahlspruch. So habe ich bei den Aufsehern einen guten Ruf.«
    »Kennst du die Türkisminen?«, wollte Iker wissen.
    »Nein, aber wie es heißt, ist die Arbeit dort nicht ganz so schlimm wie in den Kupferminen.«
    »Und weißt du, warum wir dorthin geschickt werden?«
    »Keine Ahnung. Aber wenn du einen guten Rat von mir willst – hüte dich vor Schiefmaul!«
    »Dabei ist er so freundlich zu mir«, hielt Iker dagegen.
    »Eben das gibt mir zu denken. Der Kerl ist in Wirklichkeit ein Mörder, auch wenn er nur für Diebstahl und Körperverletzung verurteilt wurde. Ich bin überzeugt, dass er dich hasst und dir nur etwas vormacht.«
    Iker rieb seine Amulette zwischen den Fingern und nahm die Warnung nicht auf die leichte Schulter. Tatsächlich hatte er seinen ersten Eindruck von Schiefmaul irgendwie verdrängt und in seiner Wachsamkeit nachgelassen.
    Er, der Schreiberlehrling, durfte den von einem Tuch verdeckten dreieckigen Stein von Sopdu tragen. Es gab zwar in dieser Gegend keine Hinweise auf Sandläufer, trotzdem war es besser, wenn man sich unter den Schutz dieses Gottes stellte. »Wir sind da«, erklärte einer der Wachmänner.
     
     
    Die Landschaft war überwältigend. Ein Gebirge nach dem anderen und Wadis, so weit das Auge reichte, umrahmten die Hochebene. Ein paar Dornbüsche, zerklüftete Felsen, gelbes und schwarzes Gestein, rote Hügel und ein lebhafter Wind waren alles, was diese abstoßende und zugleich so anziehende Landschaft mit Leben erfüllte.
    Die

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