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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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verschwunden waren. »Ich mache sofort einen Bericht, der nicht ungehört bleiben wird!«, versprach der Offizier. »Und dann wird die Armee die ganze Gegend nach den Banditen durchkämmen.«
    Geschrei versetzte die beiden Männer in Alarmbereitschaft.
    »Unsere Karawane wird angegriffen!«
    Der Führer versuchte zu fliehen, aber zwei Sandläufer holten ihn ein und schlugen ihm den Schädel ein.
    Der Wachmann stellte sich zwar dem Feind, musste aber angesichts der Überzahl schnell aufgeben.
    Zu seiner großen Überraschung wurde er nicht gleich getötet, sondern zu einem ungewöhnlich großen, mageren Mann mit roten Augen gebracht.
    »Wie lange ziehst du schon durch die Wüste?«, fragte ihn der Prophet.
    »Seit mehr als zehn Jahren.«
    »Dann kennst du diese Gegend also ganz genau. Wenn du nicht gefoltert werden willst, nenne mir alle Stellen, die dem Pharao wichtig sind, und beschreibe sie mir.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Es reicht, wenn du antwortest. Und zwar ganz genau.«
    Der Wachmann berichtete von den kleinen Befestigungsanlagen, den Rastplätzen für die Karawanen, den Kupfer- und den Türkisminen.
    »Stehen die Türkisminen unter dem besonderen Schutz einer Gottheit?«, fragte der Prophet, und seine Stimme klang seltsam.
    »Ja, unter dem Schutz der Göttin Hathor.«
    »Verhält sie sich immer wohlwollend?«
    »Nicht wenn sie in Gestalt einer Furcht erregenden Löwin durch Nubien tobt und die Aufrührer verschlingt. Mit einem Türkis lässt sie sich zum Glück wieder besänftigen.«
    »Wird die Türkismine bewacht?«
    »Dort sind ständig Wachleute«, antwortete der Offizier.
    »Ich brauche dich nicht mehr, denn du bist kein Mann, der sein Land verrät.« Damit überließ ihn der Prophet Shab dem Krummen zur Hinrichtung.

 
21
     
     
     
    Iker bekam kaum noch Luft und musste husten, grub aber weiter an dem Stollen, der ins Innerste des Berges führte. Nachdem Sekari die Stützpfeiler angebracht hatte, konnte er vor lauter Erschöpfung seinem Leidensgefährten nur noch zuschauen.
    »Das hat doch keinen Sinn, Iker. Wenn wir so mit dem Schicksal spielen, wird uns der Berg zermalmen.«
    »Hier ist der Felsen sehr hart. Trotz größter Anstrengungen komme ich kaum vorwärts.«
    »Und noch nicht der kleinste Türkis!«
    Wütend hieb Sekari mit der Hacke auf die Wand ein.
    »Da, sieh nur! Du hast eine Ader geöffnet!«, rief Iker.
    Es schimmerte grünblau.
    Sekari beleuchtete die Stelle vorsichtig mit der Lampe, deren Docht gründlich gereinigt war, damit er nicht rußte.
    »Türkise… Es sind Türkise!«
     
     
    Horourês Miene verhieß nichts Gutes.
    »Das sind mittelmäßige Steine«, beschied er. »Ihre Farbe ist matt, ohne Leuchtkraft. Wir können sie unmöglich dem Pharao anbieten.«
    »Schließlich habt Ihr selbst gesagt, dass die Jahreszeit ungünstig für den Abbau von Türkisen ist«, erinnerte ihn Iker.
    »Ihr könnt euch einen Tag ausruhen, dann macht ihr weiter«, war die knappe Entgegnung. »Ich weiß, dass die Königin der Türkise sich in diesem Berg verbirgt, und ich muss sie haben. Ihr wisst, das ist der Preis eurer Freiheit.«
    Iker und Sekari überwanden ihre Enttäuschung und machten sich wieder an die Arbeit, und der Schreiberlehrling hatte Kraft für zwei.
    »Ich habe eine Idee«, sagte er auf einmal.
    »So so, doch nicht etwa eine verrückte?«
    »Was hältst du davon, wenn wir nachts graben? Wir lassen das Mondlicht in den Stollen und sehen zu, wie die Felswände lebendig werden. Nachts atmen sie bestimmt anders als am Tag.«
    »Und was ist mit uns, wann sollen wir dann schlafen?«
    »Lass es uns wenigstens versuchen!«
    Sekari zuckte nur die Schultern.
    Und wirklich herrschte in der Nacht eine vollkommen andere Stimmung. Die beiden Freunde hatten den Eindruck, als beträten sie ein Heiligtum, in dem mysteriöse Kräfte am Werk waren. Konzentriert arbeiteten sie sich voran, bis sie das Ende des Stollens erreichten.
    Plötzlich erlosch Sekaris Lampe.
    »Das hat uns noch gefehlt! Ich gehe und hole eine andere.«
    »Warte doch erst mal.«
    »Aber hier ist es ja vollkommen finster!«
    »Nein, eben nicht.«
    »Ja… du hast Recht!«
    Die Felswand schimmerte in einem intensiven und zugleich sanften Blau.
    »Ich glaube, wir sollten sehen, dass wir hier rauskommen«, meinte Sekari.
    »Gib mir die kleine Hacke.«
    Behutsam trug Iker das Gestein rund um das Leuchten ab.
    Zum Vorschein kam ein herrlicher Türkis, dessen Glanz seine Entdecker verzauberte.
    Iker spiegelte sich in dem

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