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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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die Hand des Propheten auf einmal in eine Klaue und seine Nase in den scharfen Schnabel eines Raubvogels.
    »Das ist der Falkenmensch!«, schrie einer der Sandläufer entsetzt. »Er wird uns alle töten!«
    Seine Gehilfen warfen sich in den Sand und verbargen den Kopf unter den Händen. Vielleicht blieben sie vor dem Zorn des Ungeheuers verschont, wenn sie sich nicht rührten.
    Ein eisiger Wind ließ sie erschauern. Schließlich wagte es einer von ihnen, den Kopf zu heben und nachzuschauen, was passiert war. Da sah er den Leichnam des Schnüfflers mit durchschnittener Kehle.
    »Wer von euch will mir nicht gehorchen?«, fragte der Prophet mit sanfter Stimme.
    Und die Sandläufer warfen sich ihrem neuen Herrn zu Füßen.
     
     
    »Geschafft«, seufzte Sekari schweißgebadet, »die Stützpfeiler stehen! Jetzt haben wir wenigstens eine geringe Chance, hier wieder rauszukommen.«
    Als sich Iker in den Stollen grub, den er kurz zuvor entdeckt hatte, hatte er nicht darauf geachtet, dass die Decke einzustürzen drohte. Ohne die Hilfe seines Freundes wären die beiden wahrscheinlich bei lebendigem Leib begraben worden.
    »Wir haben wirklich Glück«, fand Sekari. »Wir graben erst seit ein paar Tagen, und dann stoßen wir mitten im Fels auf so einen Gang! Man könnte meinen, er hätte auf uns gewartet.«
    »Ich glaube, es könnte nicht schaden, wenn wir noch ein paar Stützpfeiler anbringen«, sagte Iker.
    »Du hast Recht: Stützen wir erst ab, bevor wir weitermachen.«
    Horourê war sehr erstaunt, dass die beiden waghalsigen jungen Männer wieder lebendig aus dem Tunnel herauskamen.
    »Wir haben was Schönes gefunden, Herr!«, rief ihm Sekari zu.
    »Habt ihr Türkise?«
    »Nein, das doch nicht, aber einen Stollen, der ziemlich sicher zu dem Schatz führt!«
    Die Neuigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Reich der Göttin Hathor, wo Schiefmaul und die anderen Verweigerer niedere Dienste verrichten mussten, bis sie in die Kupferminen zurückgeschickt wurden. Zu ihrer Verbitterung gesellte sich nun auch noch Neid.
    Seit Iker und Sekari sich zu dem gefährlichen Abenteuer entschlossen hatten, sonderten sie sich von ihren Mithäftlingen ab. Außerdem bekamen sie wesentlich besseres Essen.
    Als die Sonne unterging, kam Horourê und setzte sich zu ihnen. »Ich muss schon sagen, ihr seid wirklich beide sehr mutig.«
    »Was mich betrifft«, hielt ihm Sekari entgegen, »ich stoße bald an meine Grenzen! Glaubt Ihr nicht, es ist jetzt genug?«
    »Erst wenn ihr für mich den schönsten Türkis gefunden habt. Solange ihr ihn nicht entdeckt, ist eure Aufgabe auch nicht zu Ende.«
    »Darf ich Euch etwas fragen?«, sagte Iker.
    »Bitte, ich höre.«
    »Kennt Ihr vielleicht zwei Seeleute namens Schildkröten-Auge und Messerklinge, oder habt Ihr schon einmal von ihrem Schiff gehört, Gefährte des Windes?«
    »Nein, tut mir Leid. Ich bin in der Wüste zu Hause, mit der Seefahrt kenne ich mich nicht aus. Versucht euch auszuruhen: Übermorgen müsst ihr zurück in den Berg.«
    Die Karawane machte am Rande des einzigen Wadis Halt, der noch ein wenig Wasser führte. Unter den wachsamen Blicken der Wachmänner entluden die Kaufleute ihre Esel, die sofort zum Wasser liefen.
    »Drei Tagesmärsche noch, dann erreichen wir das Delta«, meinte der Führer. »Dort gibt es Wasser, Bäume und Gras. Bin ich froh, wenn wir endlich diese glühend heiße Einsamkeit hinter uns haben! Diesmal kommt mir die Reise endlos vor.«
    »Sei lieber froh, dass du sie bis jetzt überlebt hast«, entgegnete der Wachmann. »Diese Gegend gehört zu den gefährlichsten überhaupt.«
    »Gibt es hier Angriffe von Sandläufern?«, wollte der Führer wissen.
    »Der Letzte war ein wahres Gemetzel.«
    »Warum geht denn der Pharao nicht strenger dagegen vor?«
    »Ich nehme mal an, er hat andere Sorgen. Aber immerhin bin ich ja mit meinen zehn erfahrenen Spähern hier!«
    »Komm, holen wir die Notvorräte. Wir haben uns ein ordentliches Essen verdient.«
    Jeder Führer kannte die Stellen, an denen unter dem Schutz kleiner Stelen und Amulette in Tonkrügen Essensvorräte versteckt waren, die regelmäßig erneuert wurden. Sie dienten zur Stärkung erschöpfter Reisender, die zu wenig Lebensmittel für ihre Reise eingeplant hatten.
    Die Stele war zerbrochen, die Amulette lagen überall verstreut herum.
    »Wer wagt es, so etwas zu tun?«, fragte der Wachmann entsetzt. »Diese Barbaren schrecken wirklich vor nichts zurück!«
    Der Führer stellte fest, dass die Lebensmittel

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