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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ohne zu ächzen das Gewicht des wohlhabendsten Provinzfürsten. Da er ein geschickter Verwalter war, ging es seinen Untertanen überdurchschnittlich gut. Und es kam überhaupt nicht in Frage, dass sich ein Pharao, und sei es auch Sesostris, in seine Angelegenheiten einmischte. Sollte der Monarch von Memphis einen Angriff wagen, träfe er auf den entschlossenen Widerstand einer erbitterten Gegnerschaft.
    Jetzt brachte ein Diener eine große Schale, ein zweiter eine Kupferkanne mit einem langen Schnabel und goss daraus Wasser über Chnum-Hoteps Hände – der wusch sie sich mehrmals täglich gründlich mit einer Pflanzenseife.
    Dann wurde ihm seine Lieblingssalbe, die aus in aromatisiertem Wein gekochten Fett bestand, gereicht. Ihr Duft vertrieb die Insekten.
    Ohne dass er etwas sagen musste, brachte ihm sein Mundschenk einen prächtigen Krug, der mit goldenen Blättern geschmückt war, die an Lotosblüten erinnerten. Darin servierte man dem Hausherrn sein Lieblingsgetränk, eine fein abgestimmte Mischung aus drei alten Weinen, die einem neue Kräfte verliehen.
    »Ich bin untröstlich, dass ich Euch stören muss, Herr, aber der Kommandant eines Wüstentrupps will Euch unbedingt sofort sprechen.«
    »Soll er kommen.«
    Der Offizier verneigte sich tief.
    »Ich habe zwei verdächtige Männer gefangen genommen. Sie haben auf Eurem Grund und Boden gejagt und uns angegriffen. Hätte ich nicht eingegriffen, hätten meine Leute sie getötet. Wie soll ich sie beseitigen, mein Herr?«
    »Sind es denn Sandläufer?«
    »Schwer zu sagen, ich…«
    »Für jemand mit deiner Berufserfahrung ist das aber eine ziemlich ungenaue Einschätzung! Bring sie zu mir.«
    »Das ist doch nicht notwendig, sie…«
    »Ich entscheide hier, was notwendig ist und was nicht.«
    Mit auf dem Rücken gefesselten Händen wurden Iker und Sekari dem Herrscher über den Gazellengau vorgeführt.
    »Wenn einer hungrig ist, bekommt er von mir Brot, wenn er durstig ist, Wasser, einem Nackten gebe ich etwas zum Anziehen und einen Kahn dem, der keinen hat«, sagte die beeindruckende Persönlichkeit, »aber Verbrecher werden von mir streng bestraft.«
    »Herr, wir sind keine Banditen, sondern Opfer«, erklärte Iker nachdrücklich.
    »Der Offizier, der euch aufgehalten hat, ist da aber anderer Meinung.«
    »Ich habe nur eine Gazelle verjagt, weil sie die Botin der Göttin war, die uns das Leben gerettet hat.«
    »Dieser Halunke ist ein verrückter Lügner!«, rief der Anführer des Wüstentrupps.
    »Mach die Gefangenen los und geh«, befahl Chnum-Hotep.
    »Und Eure Sicherheit, Herr…«
    »Darum kann ich mich selbst kümmern.«
    Sekari machte sich keine großen Hoffnungen, aber Iker blieb gelassen.
    »Also, Herrschaften, raus mit der Wahrheit! Ihr befindet euch hier auf meinem Land, und ich will alles wissen.«
    »Wir mussten in den Türkisminen der Göttin Hathor arbeiten«, sagte Iker.
    »Als Fachleute oder als Sträflinge?«
    »Als Sträflinge, die aus den Kupferminen dorthin verlegt worden waren.«
    »Dann seid ihr also doch Verbrecher!«
    »Ich bin zu einem Jahr Zwangsarbeit verurteilt worden, weil ich mich gegen einen bestechlichen Steuereinnehmer zur Wehr gesetzt habe.«
    »Und du, was ist mit dir?«, wollte Chnum-Hotep von Sekari wissen.
    »Ich auch«, stammelte Sekari.
    »Wenn ihr mich für unbedarft haltet, täuscht ihr euch!«
    »Mein Freund und ich hatten den Auftrag, den Berg nach der Königin der Türkise zu durchsuchen«, erzählte Iker unbeirrt weiter. »Weil wir diese gefährliche Arbeit erfolgreich abgeschlossen haben, hat man uns die Freiheit geschenkt.«
    »Ich will doch hoffen, du kannst beweisen, was du da behauptest?«
    Iker holte die von Horourê unterzeichnete Tafel hervor, die ihn und Sekari zu freien Menschen machte, die von aller Schuld losgewaschen waren.
    Chnum-Hotep las aufmerksam, was auf der Tafel stand, biss hinein und versuchte, daran zu kratzen.
    »Das sieht mir ziemlich echt aus.«
    Der Provinzfürst hatte schon einmal von diesem Horourê gehört, einem treuen Gefolgsmann von Sesostris und Kenner der Wüste. Dieser stolze und selbstbewusste junge Mann schien ganz offensichtlich nicht zu lügen.
    »Und was ist aus der Königin der Türkise geworden?«
    »Das Reich der Göttin wurde von einer bewaffneten Bande überfallen, die Unterstützung von einem Sträfling namens Schiefmaul erhielt. Er tötete Horourê, auch die Wachmänner und Minenarbeiter wurden abgeschlachtet und ihre Leichen verbrannt. Wir sind wohl die einzigen

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