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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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widersprüchlichen Gerüchten nachzugehen. Offenbar hatte Sesostris einen Großteil der Höflinge wieder auf seine Seite gebracht und sorgte selbst für diese Verwirrung, um sein Ziel ungestört verfolgen zu können.
    Sollte es dem Monarchen tatsächlich gelingen, einen wahren Sturm auszulösen, würde der nicht auch Medes mit in den Untergang reißen?
    Es gab nur eine einzige Lösung, mit der dies verhindert werden konnte: Sein Urheber musste vernichtet werden.
    Die Ermordung eines Königs ließ sich aber nicht ohne weiteres bewerkstelligen, vor allem wenn er von einem so aufmerksamen Leibwächter wie Sobek bewacht wurde, der keinem traute, schon gar nicht den engsten Vertrauten des Herrschers. Deshalb durfte sich Medes auch nicht den kleinsten Fehler erlauben.
     
     
    Der Lehrer fuhr ihm in die Beine, und Iker ging zu Boden.
    »Da hast du nicht aufgepasst, mein Junge! Steh wieder auf und versuch, mich in den Bauch zu schlagen.«
    Der Versuch scheiterte kläglich, und Iker fand sich mit ein paar neuen blauen Flecken erneut auf dem Boden wieder.
    »Das wird ein schönes Stück Arbeit… Aber mit etwas gutem Willen lernst du schon noch zu kämpfen.«
    Iker biss die Zähne zusammen und ging wieder zum Angriff über. Er wusste, dass er Wochen, wenn nicht sogar Monate brauchen würde, um mit den jungen Rekruten mitzuhalten, die sich über ihn lustig machten.
    Jetzt hieß es zunächst einmal, sich nicht über sein Schicksal zu beklagen und so viel wie möglich von diesem Unterricht zu lernen; außerdem musste er die besten Kämpfer sooft wie möglich beobachten und versuchen, sie nachzuahmen.
    Die Tatsache, dass er ganz auf sich allein gestellt war, schwächte ihn nicht etwa, sondern vervielfachte seine Energie. Von der Hüftdrehung bis zum Beinstellen übte er sämtliche Stellungen und lernte dabei aus seinen Fehlern. Er begriff, dass es mehr auf Schnelligkeit als auf Gewalttätigkeit ankam und dass man den Schwung eines Angreifers gegen ihn selbst richten konnte.
    Sein Lehrer war genauso wortkarg wie Iker. Er geizte mit Erklärungen und Kommentaren und ließ ihn stattdessen jede Bewegung hundertmal wiederholen, egal wie weh es tat oder wie erschöpft er war. Und da sein Schüler nie Einspruch erhob, trainierte er ihn noch härter als seine Kameraden.
    »Morgen macht ihr den Ausscheidungskampf vom Grundkurs«, kündigte er an. »Ihr kämpft mit bloßen Händen. Nur wer zweimal gewinnt, darf bei mir weitermachen.«
    Ikers erster Gegner war größer und kräftiger als er.
    »Na, komm schon, mein Kleiner«, sagte der zu ihm, »lass dich fertig machen!«
    Iker kniete sich mit einem Bein hin.
    »Oh, du gibst dich also kampflos geschlagen! Das wundert mich nicht. Nur wir Kerle aus dieser Provinz sind gute Krieger.«
    »Für dich gilt das jedenfalls nicht«, entgegnete Iker.
    »Was fällt dir ein?« Der stämmige Mann stürzte sich mit geballten Fäusten auf ihn. Iker stellte ihm ein Bein, brachte ihn zu Fall, drehte ihn auf den Rücken und drückte seinen Hals mit dem rechten Arm auf den Boden.
    Als der Besiegte mit der linken Hand ein Zeichen gab, befahl der Lehrer Iker, sein Opfer loszulassen.
    Der zweite Gegner stellte sich schlauer an. Er griff ihn überraschend an und brachte es fertig, seinen rechten Arm unter Ikers linken Schenkel zu schieben; so wollte er Iker aushebeln. Aber Iker hielt sich tapfer, entwand sich ihm schließlich, kam völlig unerwartet hinter ihn und packte ihn an den Knöcheln. Sein Gegner knallte mit dem Gesicht auf den Boden, Iker hielt ihn dort fest und würgte ihn.
    »Zwei Siege, nicht schlecht! Jetzt kannst du es dir schmecken lassen.«
     
     
    Etwa fünfzig junge Männer stürzten los. Obwohl ihr Lehrer von einem Ausdauerlauf gesprochen hatte, begannen die meisten viel zu schnell, weil sie ihre Kameraden ausstechen wollten. Iker schien zurückzubleiben, profitierte aber von der Erfahrung, die er bei seinem erbarmungslosen Marsch durch die Wüste gemacht hatte. Ohne sein Tempo steigern zu müssen, überholte er mit der Zeit einen Widersacher nach dem anderen und staunte selbst über seine Kondition.
    Am nächsten Tag mussten sie die Prüfung wiederholen, nur dass sie jetzt noch härter war.
    »Wenn ihr gut sein wollt, müsst ihr hundert Kilometer in etwa acht Stunden zurücklegen«, erklärte ihnen ihr Übungsleiter. »Die meisten Nachrichten werden per Schiff übermittelt, manchmal sind die Boten der Streitkräfte aber auch gezwungen, den Landweg zu nehmen. Ich brauche also Leute, die dazu in

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